Nitzer Ebb – Industrial Complex
 

Nitzer Ebb – Industrial Complex
Major Records / AL!VE (2010)
(12 Stücke, 43:15 Minuten Spielzeit)

Die Industrial-Legende Nitzer Ebb meldet ich Anfang 2010 eindrucksvoll zurück. Die Band, die von Douglas McCarthy und Bon Harris im Jahr 1982 gegründet wurde, überzeugte damals durch ihren rauen und ungeschliffenen Stil. Nitzer Ebb standen mit ihrer Musik, die mit minimalistischen Mitteln aus elektronischem Schlagzeug, Sequenzern und der durchdringenden Stimme von McCarthy bestand, mit an erster Stelle der aufkommenden Electronic Body Music (EBM). Nitzer Ebb veröffentlichten einige wegweisende Alben, trennten sich aber, um zehn Jahre später mit der Reunion den Geist der alten Zeit wieder aufleben zu lassen.


Das Ergebnis ist „Industrial Complex“, das im Januar 2010 auf den Markt kommt. Mir liegt die Touredition vor, die einen Bonustrack enthält. Gleich im Opener „Promises“ zeigen die drei McCarthy, Harris und Payne, wo der Frosch die Locken hat, denn es geht mit seinem stakkatoartigen Sequenzer und dem Bassrhythmus ab wie Schmitz Katze. In diesem Stück steckt unglaublich viel Power, die sofort mitreißt.

Und so geht es dann auch mit „Once You Say“ in der gleichen Richtung weiter. Das Stück hat einen Rhythmus, der mich auch irgendwie an die intensiveren, technoiden Tracks von Depeche Mode erinnert. Auch dieser Track geht sofort in Ohr und Bein. Etwas ruhiger geht es dann bei „Never Known“ zu, das einen bluesigen Touch hat. Irgendwie kommen mir INXS in den Sinn, wenn man mal die elektronischen und industriellen Parts ausblendet.

In „Going Away“ zeigt sich die ganze Gesangstiefe von McCarthy, der diesen balladesken Song, der Wave und Gothic-Elemente aufweist, sehr stimmungsvoll und feinfühlig vorträgt. Ein toller Song, den ich so nicht erwartet hätte. Die folgenden Stücke wandeln dann zwischen Härte, Electropop, Industrial und einer gewissen Sanftheit, die aber immer einen rhythmischen Unterton zu bieten hat.

Nitzer Ebb melden sich nach zehnjähriger Pause wieder mit neuem Album eindrucksvoll zurück. Auf ihm zeigen sie trotz des vorherrschenden Industrialsounds eine hohe Bandbreite. „Industrial Complex“ ist ein gelungenes Album geworden, dass die EBM wieder auferstehen lässt.

Stephan Schelle, Februar 2010

   

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