Nervenbeisser - Zeitenwandel
Echozone / Soulfood (2017)
(10 Stücke, 46:15 Minuten Spielzeit)

Nervenbeisser ist eine deutsche Band, die im Jahr 2001 von dem Sänger und Komponisten Olaf Seider und dem Gitarristen, Songwriter und Produzenten Walter Stobbe gegründet wurde. Nach einigen EPs veröffentlichten sie 2015 das Debütalbum „Geschlechterschlacht“. Am 27.10.2017 erscheint nun der Nachfolger unter dem Titel „Zeitenwandel“. Aus dem Duo ist ein Trio geworden das durch den Schlagzeuger Chris Löffel vervollständigt wurde (wann ist allerdings auf der Bandseite nicht zu erkennen). 


Als weitere Gastmusiker haben sich Nervenbeisser Lotte (Ex-Crematory), Marc Werner (Nude) und Malle van Marwick (Dark Instance) ins Studio geholt, die bei einigen der Songs mitwirken. Die zehn Songs des neuen Longplayers präsentieren sich als konsequente Weiterentwicklung und bieten eine gekonnte Mixtur aus deutscher (Gitarren-)Härte mit elektronischen Sounds, Industrial-Einflüssen und progressiven Elementen.

Durchweg in Deutsch gesungen bohren sich die Songs sprichwörtlich in das Hirn des Zuhörers und überraschen mit einer musikalischen Vielfalt zwischen stampfenden NDH-Krachern („Todesengel“, „Zeitenwandel“), den dazugehörigen fetten Gitarren und einem finsteren Gesang, sowie melancholisch-düsteren Songs wie „Ein letztes Mal“. So ist es im Pressetext zu lesen.

Düster und mysteriös beginnt das Album mit dem zweieinhalbminütigen „Der Tagesablauf“, bei dem der Text gesprochen wird und durch einen Herzschlagrhythmus eine Eindringlichkeit bekommt. Das ist kein richtiger Song, der kommt dann erst mit „Verkehrte Welt“ bei dem ein Depeche Mode artiger Gitarrenpart den Song eröffnet, der nach wenigen Momenten in einen brachialen Track mit Mitsingrefrain und Rammsteinflair übergeht.

„Ein letztes Mal“ klingt als hätten Depeche Mode den Brachialrock entdeckt. Hinter den kraftvollen Rhythmen steht eine eingängige Melodie, die sich erst bei genauerem Hinhören entfaltet. Indrustrialklänge kommen dann im Titelstück auf, die mit Rammstein-Attitüden vermengt werden.

Eine herrlich sanfte und fast kindliche Melodie startet in das Stück „Glücklich allein“, von der man sich nicht in die Irre führen lassen sollte, denn schon nach wenigen Momenten bricht wieder der Brachialrock von Nervenbeisser durch, der sich mit melodischen Strophen abwechselt. In dieser Mixtur geht es bis zum letzten Song weiter, der eine Ausnahme auf dem Album darstellt.

Mit der Akustiknummer „Alles steht still“ endet das Zweitwerk von Nervenbeisser im Stile von Unheilig. In diesem letzten Song zeigt die Band welch Musikalität in ihr steckt, die bei den anderen Songs ein ums andere Mal von den brachialen Klängen überdeckt wird.

„Zeitenwandel“ von der deutschen Band Nervenbeisser ist ein Album mit Brachialrock gemischt mit Industrialelementen, das aber die Melodieführung in den Stücken nicht unterdrückt, sie aber manches Mal durch die brachiale Härte überdeckt. Wenn man sich aber erst einmal hineingehört hat in diesen Sound, dann fangen die Stücke an ihre Wirkung zu entfalten.

Stephan Schelle, Oktober 2017

   

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