Nemo – Si Partie II – L’Homme Ideal

Nemo – Si Partie II – L’Homme Ideal
Quadrifonic (2007)
(10 Stücke, 56:34 Minuten Spielzeit)

Nemo nennt sich eine französische Progrockband aus Frankreich. Neben einer EP und einer Maxi haben die Franzosen bereits sechs Alben auf den Markt gebracht, sind also keine unbekannten mehr in der Szene. Für mich ist ihr aktuelles Album „Si Partie II“, das den Untertitel „L´Homme Ideal“ trägt, allerdings die erste Berührung mit ihrer Musik.


Wie dem Titel schon zu entnehmen ist, stellt die im Jahr 2007 erschienene Scheibe den zweiten Teil der Geschichte über genmanipulierte Lebewesen dar. Der erste Teil ist bereits im Jahr 2006 herausgekommen. Wie im Internet zu lesen war schließt Part II direkt an den ersten Teil an. Das ungewöhnliche für mich ist bei dieser Scheibe vor allem der französische Gesang (französisch ist für mich nämlich ein böhmisches Dorf). Zwar achte ich bei den englischsprachigen Veröffentlichungen auch nicht so auf den Text, aber wenn man gar nichts versteht, ist das schon irritierend. Dafür kann die Band natürlich nichts.

Das Quartett aus unserem Nachbarland beginnt den Opener „Introduction á la difference“ mit einer Einblendung. Der Song beginnt quasi mittendrin, ja vielleicht sogar am Ende, denn nach diesem Fade-In kommt ein Stimmgewirr aus den Boxen, die auf eine Baratmosphäre hindeuten. Das klingt zunächst nach einem Hörspiel entwickelt sich aber nach wenigen Minuten zu einem abwechslungsreichen Stück. Was schreibe ich? Zwar ist die CD in 10 Stücke unterteilt, jedoch sind sie nicht durchnumeriert, sondern wie bei einer Gliederung von a) bis j) unterteilt. Und sie gehen alle nahtlos ineinander über, was aus der CD ein Gesamtwerk mit mehreren Suiten macht.

„Los infants rois“ kommt als nächstes und fetzt auf seinen 2:44 Minuten ganz schön ab. Kein Wunder, dass dieser Titel auch als Single ausgekoppelt wurde, der gefällt mir wirklich gut. Track Nummer 3 (ich erspar mir jetzt mal die französischen Titel) beginnt mit elektronischen Elementen und E-Gitarre, eine gute Mischung aus Rock und Prog, vor allem, weil es die Franzosen hier etwas ruhiger und symphonischer angehen. Auch gibt es hier einige Rhythmus- und Melodiewechsel, bei denen mir vor allem die zweite Hälfte durch ihre Atmosphäre und der treibenden Perkussion sehr gut gefällt. Im vierten Song starten sie mit schon fast jazzigen Keyboards, was für einige Abwechslung sorgt.

Das mystische „Reflets“ erzeugt zunächst eine etwas düstere Stimmung, um dann in einen floydigen Stil umzuschwenken. Bei diesem Stück liefern sich Sänger JP Louveton und Gastsängerin Sylvie Kraus ein Duett, der einzige Titel bei dem Sylvie zum Einsatz kommt. Sehr schön bei dem Song ist der zunächst ruhige erste Teil, der ihn dann durch etwas rauere Gitarrenriffs im zweiten Teil - wenn auch verhalten - in den Bereich des Hardrock bringt.

Sehr verspielt und etwas vertrackt wirkt „Decadanse“. Hier kann man auf knapp zwei Minuten die unterschiedlichsten Stile und Anleihen heraushören. Da sind Ideen für mehrere Songs in dieser knappen Zeit zusammengefasst. In Track sieben werden neben herrlichen Akustikgitarren auch etwas sakrale Töne angeschlagen. Im folgenden achten Stück kommen dann Mellotronsounds zum Einsatz, darüber eine E-Gitarre, die mich auch irgendwie an Sylvan erinnert. Der Abschlusstrack kann noch mal sehr abwechslungsreich mit herrlichen Melodien und Soli aufwarten.

Für mich war es eine gute Begegnung mit unseren französischen Nachbarn. Einzelne Stücke kann man nicht hervorheben, da die CD eine Einheit darstellt. Auch wenn mich das Album jetzt nicht vom Hocker gehauen hat, bietet es für mich doch solide Kost, die gut ins Ohr geht, was die Scheibe empfehlenswert macht.

Stephan Schelle, April 2008

   

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