Neal Morse - Momentum

Neal Morse - Momentum
Radiant Records / insideout / EMI (2012)
(6 Stücke, 61:17 Minuten Spielzeit)

Der amerikanische Musiker Neal Morse ist schon ein Phänomen. Da hat er im letzten Jahr mit „Testimony 2“ ein grandioses Album abgeliefert und dieses in einer umfangreichen Tour auf die Bühnen dieser Welt getragen und seine Musik jedes Mal in fast dreistündiger Manier abgefeiert, und dann hat er auch noch Zeit mal eben zwischendurch ein weiteres Album zu komponieren und einzuspielen. Und was für eins, denn sein neuester Output „Momentum“ schließt musikalisch direkt an „Testimony 2“ an, auch wenn es nicht die hohe Qualität des Vorgängers erreicht.


Mit dem neuen Album hat er mal kein Konzeptwerk geschaffen, wie er es in seiner Solokarriere seit dem Ausstieg bei Spock’s Beard bisher machte. Vielmehr hat er fünf einzelne Songs und einen mehr als halbstündigen Longtrack auf sein neues Album gepackt.

Wie bei den bisherigen Studioaufnahmen standen Neal, der mal wieder zahlreiche Instrumente spielt und singt, auch wieder seine Freunde Mike Portnoy (Schlagzeug) und Randy George (Bass) zur Seite. Neben dieser, ich möchte mal sagen Stammbesetzung, hatten noch sieben Gastmusiker ihren Auftritt im Studio.

Los geht es mit dem Titelstück, das sich musikalisch auch gut auf „Testimony 2“ gemacht hätte. Der Opener geht schon mal tierisch ab und zeigt den typischen Neal Morse, so wie ihn seine Fans kennen und lieben. Unglaublich melodisch und druckvoll startet er damit in das Album.

Der zweite Song, „Thoughts Part 5“ scheint eine Fortsetzung von „Thoughts“ vom Spock’s Beard Album „Beware Of Darkness“ und „Thoughts (Part II)“ vom Spock’s Beard Album „V“ zu sein. Sehr stark ähnelt der Stil des Songs an seine ehemalige Stammband. Vertrackte Rhythmen und Sounds kommen mit Satzgesang in Berührung, so wie es typisch für die Zeit war, als Neal noch bei den Bärten war. Hier kombiniert er druckvollen Rock mit vertrackten Parts á la Yes.

Es folgt die wunderbare Akustiknummer „Smoke And Mirrors“, bei der sich Neal’s Gesang unter die Haut schiebt. Im zweiten Teil dieses 4:38minütigen Stückes wird es dann hymnisch, denn die Instrumentierung erhält noch mehr Volumen und Dynamik. „Weathering Sky“ ist dann wieder ein druckvoller, vertrackt angelegter Song im typischen Spock’s Beard / Neal Morse Stil. Nach den Beatles bzw. ELO klingt es dann im Stück „Freak“, bei dem vor allem die Streicher diesen Eindruck erwecken.

Am Ende kommt dann das Kernstück des Albums, das 33:39minütige „World Without End“, das zwar in sechs Parts unterteilt ist, deren einzelne Teile aber nicht angesteuert werden können. Das ist aber auch nicht weiter dramatisch, denn der Track ist einfach nur klasse und muss aus meiner Sicht in voller Länge genossen werden. Hier hat Neal alles zusammengetragen, was einen guten Longtrack ausmacht. Damit steht er in der Reihe von Tracks wie „The Light“ & Co.

Mit „Momentum“ hat Neal Morse einen würdigen Nachfolger für sein überragendes Werk „Testimony 2“ geschaffen. Wer die Musik von Morse bzw. Spock’s Beard mag, für den hat Neal hier wieder genug Stoff parat. Ein klasse Album, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, August 2012

   

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