Neal Morse – Life & Times
Radiant Records / Metalblade / Sony Music (2018)

(12 Stücke, 51:45 Minuten Spielzeit)

Der Name Neal Morse ist fest in der Progressive Rock-Szene verankert, gehört der Amerikaner doch zu den besten Songschreibern dieses Genres. Solo, mit seiner ehemaligen Band Spock’s Beard und mit Projekten wie Transatlantic hat er herausragende Alben veröffentlicht. Ab und an wechselt er aber auch in den Singer-/Songwriter-Modus, wie jetzt mit seinem am 16.02.2018 erscheinenden Album „Life & Times“.


Neal sagt über seine Musik: „Nichts hat mich so bewegt wie Musik, und ich habe immer gehofft, dass ich die Menschen so berühren kann wie sich mich berührt.“ Das hat er zweifelsfrei mit zahlreichen Songs erreicht. Multiinstrumentalist und Sänger Morse hat sich bei seinen zwölf Stücken insgesamt zehn Musiker an die Seite gestellt, die ihn sehr gut unterstützen.

Auf seinem neuen Album schlägt Neal Morse auch härtere Töne an wie beispielsweise in dem Song „He Died At Home“, das ein Statement gegen den Krieg darstellt. Das emotionale Musikvideo zu „He Died At Home“ feierte Ende 2017 in einer extra mit deutschen Untertiteln versehenen Version Premiere auf stern.de. Der Song handelt von einem jungen Mann der zur Armee geht und sich im Krieg verändert. Als er zurück nach Hause kommt, ist er nicht mehr derselbe, sondern von seinen Kriegserlebnissen gezeichnet, mit denen er nicht mehr zurechtkommt und sich schließlich das Leben nimmt.

Neal Morse: „Ich hatte für den Mitbewohner eines Freundes gebetet, einen Ex-Soldaten mit persönlichen Problemen. Als wir in Paris auftraten, erhielt ich morgens die Nachricht, dass er gestorben war. Als ich dann begann, die Ideen für einen Song über ihn zu entwickeln, erinnerte ich mich an eine Begegnung auf einer Militärbasis in Tennessee. Dort sollten wir für die Männer beten, denn fast jede Woche gab es dort eine Beerdigung von jemandem, der zuhause gestorben ist. Als ich die Idee für den Song hatte, habe ich im Netz über Selbstmorde von Soldaten recherchiert und fand einen Artikel über einen jungen Soldaten namens William Busbee. Er war 2012 aus Afghanistan zurückgekehrt und hatte dann Selbstmord begangen.“.

Neal Morse zeigt auf dem Album „Life & Times“ eine andere Seite als die des Progressive Rock, obwohl man gestehen muss, dass die Melodien und auch Neal‘s Stimme sofort einen Bezug zu seinen Prog-Alben herstellen. Die Songs sind aber allesamt anders arrangiert und im Singer-/Songwriter-Stil gehalten. Auch in dieser Musiksparte macht Neal musikalisch eine sehr gute Figur, was seine Kompositionsfähigkeiten ein weiters Mal unterstreicht.

Schon der Opener „Livin’ Lightly“ geht sofort ins Ohr und besticht durch seine Instrumentierung, denn Neal geht hier nicht allein ans Werk, hat er sich doch weitere zehn Musiker mit ins Studio geholt. Der Song hat gar Popappeal und Radioqualitäten. Und auf diesem Niveau bewegen sich auch die meisten anderen Stücke des Albums. Das oben bereits erwähnte „He Died At Home“ ist da sicherlich eine Ausnahme, spielt und singt es Neal doch sehr intim und leise, was dem Thema entspricht. In „Old Alabama“ wechselt er sich dann im Gesang mit Julie Harrison ab.

Zahlreiche Songperlen befinden sich auf dem Album, das keinen Ausfall aufweist. Neal baut an einigen Stellen auch Countryelemente ein, die sehr gut ins Gesamtbild passen. „Life & Times“ ist ein sehr schönes Soloalbum von Neal Morse geworden.

Stephan Schelle, Januar 2018

   

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