Mythopoeic Mind - Hatchling
Apollon Records (2021)
(5 Stücke, 43:25 Minuten Spielzeit)

Die norwegischen Prog-Rocker Mythopoeic Mind veröffentlichen mit „Hatchling“ ihr zweites Album. Nach dem Debütalbum, das 2019 als reines Studioprojekt veröffentlicht wurde, versuchte Mastermind Steinar Børve (Panzerpappa), Mythopoeic Mind als Band zu etablieren. Obwohl Steinar bereits Material für ein Full-Length-Album hatte, wollte sich die Band im Jahr 2020 vor allem auf Konzerte konzentrieren.


Dann kam die Pandemie und erzwang eine Änderung der Pläne. Obwohl „Hatchling“ während der Pandemie aufgenommen wurde, wollte die Band das Album spontaner und organischer gestalten als seinen Vorgänger und lässt das meiste Material, das ursprünglich für das Nachfolgealbum vorgesehen war, für eine spätere Veröffentlichung übrig. Aufgenommen wurden die Stücke während des Covid-Lockdowns an verschiedenen Orten in und um Oslo und in Bergen, Norwegen im Zeitraum Juni 2020 bis März 2021.

Zum LineUP gehören: Pål Selsjord Bjørseth (Keyboards und Trompete), Ola Mile Bruland (Fretless-Bass, Kontrabass und Euphonium), Steinar Børve (Saxophone, EWI, Keyboards, Backing Vocals und Programmierung), Trond Gjellum (Schlagzeug, Percussion und Programmierung), Veronika Hørven Jensen (Lead- und Backgroundgesang) und Anders K. Krabberød (Elektrische und akustische Gitarren). Darüber hinaus spielte Lars-Jarand Bakkelund als Gastmusiker Fagott beim Titelstück.

Das Album beginnt mit dem 7:51minütigen „Fear Fiesta“, das mit Blasinstrumenten startet, die wie eine abgewandelte Adaption des Gershwin-Klassikers „Summertime“ klingen. Nach einer Minute transformiert sich das Ganze dann aber in einen souligen Rockpart mit Schlagzeug, Percussion und Bläsern. Danach setzt dann Veronika Hørven Jensen’s Gesang ein. Der Track wandelt zwischen Rock, Pop und jazzig/souligen Elementen. Das klingt äußerst spannend.

Mit elektronischen Klängen startet die Band dann in den nächsten Track, den 6:57minütigen „Winter Of ‘73“. Nach wenigen Momenten setzen Trommelrhythmen und eine atmosphärische Gitarre ein. Veronika Hørven Jensen singt dazu ebenfalls sehr sphärisch (ohne Text). Nach etwas mehr als zwei Minuten wird es dann rhythmisch und proggig. Akzentuiert werden die Bläser hier eingesetzt und sorgen so für einen ganz eigenständigen Sound. Ein treibender Instrumentaltrack.

Das 8:28minütige „Fog Vision“ beginnt sehr spacig. Auch das nach kurzer Zeit einsetzende Saxophon fügt sich in diesen spacigen Sound ein. Nach gut drei Minuten kommen dann perlende Klänge auf und es setzt daraufhin Veronika Hørven Jensen mit ihrer zarten Stimme ein. Das passt gut zusammen und entwickelt eine traumhafte Atmosphäre. Zum Ende hin kommt dann ein sehr dominanter, jazziger Basslauf auf.

Rhythmisch, aber sanft gibt sich dann das 8:32minütige „Cottage Of Lost Play“, bei dem die Instrumentierung, die Rhythmusmuster und die Klänge einen hohen Spannungsbogen erzeugen, dem man sich kaum entziehen kann. Sobald der Gesang einsetzt wird es dann auch wieder recht proggig.

Das Album endet mit längsten Stück des Albums, dem 11:34minütigen Titelstück. Der Song ist über weite Strecken sehr ruhig angelegt und wird zunächst von Akustikgitarre und Veronika Hørven Jensen’s Gesang bestimmt. Nach einigen Minuten kommen auch die anderen Instrumente hinzu, die aber die atmosphärische Stimmung nicht zerstören. Zur Mitte hin nimmt dann die Dynamik zu und der Track entwickelt sich zu einem kraftvollen Song, um zum Ende hin wieder sanft auszuklingen.

Mythopoeic Mind ist mit „Hatchling“ ein sehr abwechslungsreiches Album gelungen. Das liegt zum einen an der Instrumentierung, zum anderen aber auch an der herrlich atmosphärischen Stimmung, die das Album verströmt.

Stephan Schelle, Januar 2022

   

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