Mrs. Kite -
Flickering Lights Obwohl das Album „Flickering Lights“ der deutschen Rockband Mrs. Kite bereits am 11.01.2020 erschienen ist, erreichte mich die Pressekopie des Albums erst Mitte Mai 2020. Das Quartett bestehend aus den Brüdern Florian Schuch (Keyboards, Gesang) und Ferdinand Schuch (Gitarren, Backgroundgesang), die beide ein Musikstudium abgeschlossenen haben sowie Lukas Preußer (Bass, Backgroundgesang) und Philipp Verenkotte (Schlagzeug, Backgroundgesang) kommt aus Köln und sind bereits seit 1996 gemeinsam unterwegs. |
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Für
mich war es allerdings der erste Kontakt zur Musik des Kölner Quartetts.
Mit ihren drei Alben wurden sie bereits jeweils mit dem „Deutschen Rock
& Pop Preis“ in der Kategorie „Beste Progressivband“
ausgezeichnet. Stilistisch wurden sie beeinflusst von
u. a. The Beatles, Pink Floyd, Porcupine Tree, Yes und Dream Theater –
somit finden sich schwebende und psychedelisch anmutende Abschnitte
genauso wie krachend verzerrte, harte Passagen, die zu einem homogenen
Ganzen verschmelzen. Eingängige Melodien, komplexe Rhythmen, klarer
Gesang, virtuose Grooves und starke Harmonien sind die Markenzeichen der
Band. Zwei
Longtracks mit Laufzeiten von mehr als zehn Minuten sowie acht Songs mit
Laufzeiten zwischen 4:34 und 6:27 Minuten bietet das Album. Dabei liegt
ihr Stil bei der mittleren bis späten Phase von Porcupine Tree. Gestartet
wird mit dem 4:34minütigen „Just Some Flickering Lights“, das sowohl
fette Gitarrenriffs und treibendes Schlagwerk wie herrlichen melodischen
Satzgesang bereithält. Obwohl „Kurschatten“ einen deutschen Titel
besitzt, wird der Song - wie alle anderen auf dem Album - in Englisch
gesungen. Ein klasse Song der Porcupine Tree-Sounds (mal sanft, dann mal
wieder druckvoll) - in einigen mehrstimmigen Gesangspassagen - mit dem
unverkennbaren Stil von 10cc vermischt. Dabei klingt die Band trotzdem
sehr eigenständig und fesselnd. Noch
deutlicher wird der Bezug zu Porcupine Tree und im Besonderen zu Steven
Wilson im Song „Man In A Shed, Part II“, bei dem auch der verfremdeten
Gesang an die Vorbilder erinnert. Sanft umschmiegt einen dieser Song, der
darüber hinaus auch stilistisch in die Richtung von RPWL weist. Gitarrenwälle
erwarten einen dann im sechseinhalbminütigen „Clubbing“. Dazu werden
die Gitarren auch noch leicht verzerrt gespielt und Lukas liefert am Bass
einen atmosphärischen, polyphonen Part. Der Refrain fällt dann etwas härter,
aber immer noch sehr melodiös aus. Das ist wieder so eine Mischung aus
Porcupine Tree und RPWL. „The
Old Man“ ist dann mit 11:33 Minuten Spielzeit der erste Longtrack des
Albums. Schon zu Beginn glänzt das Stück mit Piano und Gitarrenklängen
auf denen Florian einen sehr weichen Gesang legt. Hervorzuheben sind die
atmosphärischen Instrumentalparts und der mehrstimmige Gesang. Alle vier
Musiker haben in diesem Stück Zeit sich mit herrlichen Soli zu präsentieren.
Dieser ruhige Song ist einfach zum Dahinschweben bis er sich dann am Ende
in einen ekstatischen Part wandelt. Einen
leichten Popeinschlag hat der Song „Some Time“, da er mit einer sehr
eingängigen Melodie federleicht durch den Raum zieht. Piano und Gesang
sorgen zu Beginn von „Questions“ für Gänsehaut. Noch so ein herrlich
atmosphärischer Song. Satzgesang gibt es dann in „By The Lake“, einer
unter die Haut gehenden Nummer. Danach kommt mit dem 10:08minütigen
„Morning Hours“ der zweite Longtrack. Hier schöpft die Band aus dem
Vollen und spielt mit sanften, ruhigen und kraftvollen Passagen. Im
letzten Viertel blitzt dann auch kurz ein Genesis-Licht auf. Wie auch der
andere Longtrack so ist auch dieser sehr gut strukturiert und baut sich
harmonisch auf. Mit dem betörenden „Hums“ das über weite Strecken
von Pianosounds und Gesang bestimmt wird und tolle atmosphärische
Gitarrenlicks enthält, endet das wunderbare Album. „Flickering
Lights“ ist ein tolles Art-/Progrockalbum (sie selbst bezeichnen ihre
Musik als Progressive-Music), das nur so vor herrlichen
Melodien strotzt und sich stilistisch in der Schnittmenge von RPWL und
Porcupne Tree bewegt. Das machen die Vier aber sehr gut. Das Album macht
Appetit auf mehr. Stephan Schelle, Mai 2020 |
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