Morlocks – The Outlaw Of Fives

Morlocks – The Outlaw Of Fives
Echozone / Bob Media (2012)
(11 Stücke, 58:57 Minuten Spielzeit)

Anfang der 90er in Schweden gegründet, besticht das Trio um Sänger, Komponist und Gründungsmitglied Johann Strauss mit einem einzigartigen Sound-Repertoire, welches die Band wahrlich zu einer Ausnahmeerscheinung im Industrial-Rock Himmel befördert. Mit einer Mixtur aus unter Anderem orchestralen Passagen, progressivem Industrial, metallastigem Rock und elektronischer Synthie-Tiefe lassen sie auf ihrem aktuellen Album „The Outlaw Of Fives“ die Hörer mit offenen Mündern stehen.


Nicht nur die verschiedenen Gesangsstrukturen wie Cleangesang, Chöre, Shouting oder Growls tragen zu einem Hörerlebnis bei, sondern auch die vielfältige Produktionsweisen, welche das Album, welches in ihrem Heimatland bereits Ende letzten Jahres erschien, auszeichnen. Soviel verspricht schon mal der Pressetext.

Schaut man genauer in das Booklet und das Cover, so sieht man, dass Morlocks aus vier Musikern bestehen. Neben Johann Strauss (welch ein Pseudonym), der singt, Keyboards und Trompete spielt gehören noch Logos (Keyboards, Rhythmusgitarre, Backgroundgesang), Innocentius Rabiatus (Akustische und E-Gitarre, Keyboards, Backgroundgesang) und Cavenus (Gesang) mit zur Formation.

„The Outlaw Of Fives“ ist eine Mischung aus Soundtrack, EBM, Industrial, Hardrock, Gothic und Symphonic-Rock. Alles zusammen gemixt wirkt teils eingängig, um im nächsten Moment zu verstören. Wirkt der Opener „Yet Unnamed Intro“ wie eine symphonische Overtuere, die nahtlos in das nächste Stück „Midnight Report“ übergeht und in den ersten Sekunden noch diesen symphonischen Ansatz übernimmt, so klingt dieser zweite Track, als würden Rammstein zusammen mit The Prodigy ihre Instrumente zerlegen. Das Ganze wird dann noch mit sehr harmonischen und voluminösen Chorgesängen im Refrain gewürzt und mit Sprachfetzen versehen, die wie aus einem Film entnommen zu sein scheinen. Das muss man erst einmal verdauen.

Und weiter geht es nahtlos in den nächsten Track „Lover/Enemy“. Als Überbrückung dienen atmosphärische Synthiesounds, die dann wieder in einen recht orchestralen Part übergehen. Dann kommen recht elektronische Sounds hinzu und der Track hat etwas von Electropop. Der Gesang wirkt dabei wie eine Theateraufführung. Dies wird dann durch weitere Samples, die nach Straßenlärm etc. klingen im nächsten Track „Non Trigger Man“ verstärkt. In diesem Song klingt der Gesang stark nach Alice Cooper, der hier Industrial/Gothic mit Hardrock vermischt. Dieser Song gefällt mir aufgrund der ungewöhnlichen Kombination recht gut.

Bei dem zweigeteilten „The Grand Dividing Theory“, deren beide Parts direkt aufeinander folgen, agieren die Schweden wieder, als wollten sie einen Soundtrack für einen Spielfilm vertonen. Man kann es kaum beschreiben, was hier vor sich geht, denn die Band kombiniert symphonische Klänge mit Rock und einer Art theatralischem Gesang, der mit Geräuschsamples gespickt ist. Im zweiten Teil wird es dann aufgrund der eingesetzten Orgelklänge zusätzlich recht sakral. Aufgrund dieser Mixtur wirkt das Ganze wie ein Musical. EBM mit Gothic und Hardrock bzw. Metal treten wieder in „Happy Days In Zombietown“ zu Tage.

Mit „The Outlaw Of Fives“ hat die schwedische Band Morlocks ein außergewöhnliches Album veröffentlicht, das vor allem durch einen vielfältigen Stilmix geprägt ist. Auf der einen Seite ist es sehr abwechslungsreich, auf der anderen Seite könnte man meinen, dass sich die vier Musiker nicht für einen Stil entscheiden konnten. Je öfter ich dieses Werk höre, umso mehr finde ich Zugang dazu und es klingt gar nicht mehr so verstörend wie zu Beginn. Wer vor einem Stilmix aus symphonischen Soundtrack, EBM, Industrial, Hardrock, Gothic und Symphonic-Rock nicht zurückschreckt, der sollte sich dieses außergewöhnliche Album vornehmen, denn es übt eine merkwürdige Faszination aus, die ich nicht beschreiben kann.

Stephan Schelle, November 2012

   

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