Michał Wojtas - Lore
OSKAR Records (2023)

(9 Stücke, 56:44 Minuten Spielzeit)

Der Multiinstrumentalist Michał Wojtas ist Kopf der polnischen Artrockband AMAROK. Mit „Lore“ hat er sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Er selbst singt und spielt auf dem Album Synthesizers, Samples, Frame Drum, Percussion, Drums Programming, Akustikgitarre, Flöte und Cello. Neben seinem AMAROK-Kollegen Kornel Popławski, der Violine spielt, unterstützte ihn noch Sebastian Wielądek (Kora, Drehleier, Lyra, Duduk, Schalmei).


Vorwiegend sind es Instrumentalstücke, die sich auf dem Solowerk finden. Das Album ist von keltischen, altslawischen und nordischen Motiven inspiriert und besitzt darüber hinaus auch eine gewisse Fantasy-Stimmung. Das zeigt sich auch gleich im Cover mit seinem vergrößerten Blatt und dem Schriftzug. So ganz kann Michał dann aber den Sound seiner Hauptband AMAROK doch nicht ganz unterdrücken.

Mit dem 5:32minütigen Titelstück eröffnet Michał den mystischen Reigen. Kraftvolle Perkussion trifft hier auf Gitarren und Keyboards. Das klingt sehr voluminös, kraftvoll und gleichzeitig sanft und hymnisch. Ein Soundtrack wie gemacht für einen Fantasy/Western. Im letzten Drittel kommen dann keltische bzw. irische Folkklänge zum Vorschein. Man wird förmlich in eine andere Welt gezogen und erst am Ende des Albums wieder daraus ins Hier und Jetzt entlassen.

„Elocha“ beginnt mit einer sehr sanften Melodie, die mich zunächst in den Nahen Osten und ins Mittelalter versetzt. Das klingt sehr erhaben. Hier kommt dann auch ein nicht zu deutender Gesang auf, der die Mittelalterstimmung verstärkt. In der zweiten Hälfte wird es dann hymnischer.

Das 7:21minütige „Ritual“ ist eines der Highlights des Albums, in dem Didgeridoo- und Harmonium-Klänge für eine ganz besondere Stimmung sorgen. Dies wird durch druckvolle Perkussion unterstützt. Dieser Track hätte auch gut auf ein AMAROK-Album gepasst.

„The Roots & The Rain“ ist ein kurzes, 2:26minütiges Stück in dem Regen- und Donnergeräusche mit synthetischen Sounds und Flächen unterlegt sind. Ein leicht kraziger Sound durch Cello oder ähnlichem gespielt, sorgt für eine unwirkliche Stimmung. Rhythmisch geht es dann im nächsten Track, dem knapp sechsminütigen „Myth Of Creation“ weiter. Da kommt wieder Mittelalter-Flair und symphonische Soundtrackstimmung, die bestens für einen monumentalen Film geeignet wären, auf. Da bin ich gedanklich auch wieder im Nahen Osten.

Mittelalterlich wirkt auch das 4:31minütige „Song Of Cernunnos“ bei dem der Gesang nur von Schalmai oder Akustikgitarre untermalt wird. „The Echoes“ ist dann mit 12:25 Minuten Spielzeit das Kernstück des Albums. Sanfter, echohafter Gesang eröffnet dieses Stück. Nach etwa zwei Minuten kommt dann ein perkussiver Rhythmus auf, der von sanften Flächen unterlegt ist. Das Stück entwickelt sich langsam, in dem weitere Instrumente hinzugefügt werden und sich allmählich eine Melodie herausschält. Im weiteren Verlauf kommt dann auch wieder Gesang auf.

Mit dem 7:55minütigen „The Oak Tree“, das wieder atmosphärisch durch den Äther zieht und erneut Nahöstliche Klänge aufweist sowie dem 5:24minütigen „Tales Of The Woods“, das von einem tollen Groove durchzogen ist und auch wieder ein AMAROK-Album gut zu Gesicht stehen würde, endet dann das Album.

Mit „Lore“ nimmt uns der polnische Multiinstrumentalist und Kopf der Band AMAROK Michał Wojtas mit auf eine Reise in eine andere Zeit und Welt. Mal hat man das Gefühl im Mittelalter zu verweilen, dann fühlt man sich wie in einer Fantasywelt. Michał erzeugt dabei - ähnlich wie mit seiner Band AMAROK - eine faszinierende und einnehmende Stimmung.

Stephan Schelle, Dezember 2023

   

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