Melanie Mau
& Martin Schnella - Inkove The Ghosts Das Duo Melanie Mau und Martin Schnella hat in der Vergangenheit unter den eigenen Namen sowie als Gray Matters fünf sehr schöne Alben mit Akustikversionen bekannter Rocksongs veröffentlicht. Darüber hinaus kam im Jahr 2017 das Album „The Oblivion Tales“ mit eigenen Stücken auf den Markt. Am 22.04.2022 erschien nun ein weiteres Album mit eigenen Songs, es heißt „Invoke The Ghosts“. |
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Das
Album erscheint sowohl als EinzelCD (diese Version lag mir vor) als auch
als limitierte DoppelCD und über Bandcamp digital. Die limitierte Version
enthält auf der zweiten CD mit „In dieser Zeit“ einen weiteren neuen
Song sowie sechs Alternativversionen, darunter drei instrumentale Stücke.
Das „normale“ Album ist in einem sechsseitigen Digipack mit 16seitigem
Booklet verpackt. Als erstes sticht das herrliche Cover ins Auge, auf dem
ein gestrandetes Segelschiff zu sehen ist aus dessen Rumpf ein Auge
blickt. Als
die Beiden anfingen an den Songideen für das neue Album zu arbeiten
wurden sie von vielen Dingen inspiriert. So beeinflussten sie
gesellschaftskritische Themen, Sagen oder Filme, die ihnen Grundlagen für
ihre Texte gaben sowie unterschiedliche musikalische Einflüsse, die sich
auf die kompositorische Seite auswirkten. Sie
selbst sagen zum Album: Auf
„Invoke The Ghosts“ vereinen wir akustische Musik der härteren Art
mit folkigen-, keltischen Elementen. Das Hauptinstrumentarium besteht aus
Gesängen, akustischer Gitarre, Bass und Percussion, wobei mehrstimmiger
Harmoniegesang im Fokus steht. Songs
wie „Nur ein Spiel“, „The Beast Is Lurking“, „Of Witches And A
Pure Heart“,„Calypso“ und „Red Beard“ gehen stark nach vorne. Man
könnte sie als Acoustic Metal mit progressiven Elementen bezeichnen.
„Soulmate“ ist inspiriert von keltischem Folk mit einem frickeligen
Zwischenspiel. Auf „Where’s My Name“ und „Ein Stummer Schrei“
widmen wir uns ernsten und emotionalen Themen. „Das Goldene Königreich“
erzählt die Geschichte von Elisabeth I und mit „Wholeheartedly“ veröffentlichen
wir unseren ersten reinen Acapella Song.
Diese Beschreibung trifft es perfekt auf den Punkt. Acapella
beginnt der erste Song des Albums, das fast fünfminütige „Nur ein
Spiel“ (einer von drei auf Deutsch gesungenen Titeln), bei dem Melanie,
Martin und Simon versetzt unterschiedliche Texte singen. Nach 40 Sekunden
ändert sich aber das Bild und die Band startet nun mit ihren Instrumenten
in einen sehr druckvollen Song, in dem Melanie den Hauptgesang übernimmt.
Da werden akustischer Hardrock mit Progressive Rock-Elementen auf perfekte
Weise verbunden. Dieser grandiose Song fesselt vom ersten Ton an. Kraftvolle
Akustikgitarren, durchwebt von sehr akzentuierten Gitarrenparts und
Percussion, bilden den Unterbau von „The Beast Is Lurking“ (ist das
vielleicht die Intention zum Coverartwork gewesen?). Auch dieser Track
zeigt sich von einer recht druckvollen Seite. Vor allem die
Akustikgitarren bauen ein großes Volumen auf. Dass
„Soulmate“ vom keltischem Folk inspiriert ist, hört man direkt. Aber
auch progressive Einflüsse, wie zum Beispiel der Violinenpart von Steve
Unruh, der an Bands der Marke Kansas erinnert, finden sich in dem Song.
Das 6:36minütige „Where’s My Name“, das sich um unterdrückte
Frauenrechte im Nahen Osten dreht, ist ein balladeskes, nachdenkliches Stück.
Der zweite Teil wartet dann mit einem intensiven und mitreißenden
Instrumentalteil auf, mit Percussion wie direkt aus der Kasbah entnommen. Mit
mehr Power geht es dann im 9:41minütigen „Of Witches And A Pure
Heart“ zur Sache, das man mit dem Attribut Acoustic-Metal versehen könnte.
Melanie und Martin verstehen es aber bei allem Druck den Fokus auf eingängige
Melodielinien zu legen. Im Mittelteil sorgt dann eine etwas ruhigere
Passage für Abwechslung. Auch die folgenden beiden Lieder „Calypso“
und „Red Beard“ gehen streckenweise steil nach vorne. Das klingt nach
Progmetal mit folkigem Einschlag, wobei „Red Beard“ durch einen
komplexen Sound und Songstruktur hervortritt. Der
Song „Ein stummer Schrei“ könnte nicht aktueller sein, befasst er
sich doch mit der Flüchtlingsthematik. Hier sind es aber die Flüchtlinge,
die übers Mittelmeer auf teils überfüllten, kaum Seetüchtigen Booten
ihren Weg in die Freiheit gesucht haben. In ihrem Song zeichnen die beiden
das Schicksal der Flüchtlinge nach, die auf ihrem Weg von den Wellen
verschlungen wurden, während der Westen die Augen davor verschließt.
Musikalisch wurde das Ganze in sehr zerbrechlicher und intensiver Form
verpackt. Ein Song der das Herz berührt. Nach
dem dritten auf Deutsch gesungenen Song, „Das goldene Königreich“,
endet das Album dann mit dem Acapella-Song „Wholeheartedly“. Wie schon
zu Beginn des Openers wird hier im Satzgesang und Kanon vierstimmig - ohne
Instrumentierung - vorgegangen. Ein klasse Song, der durch die vier
Stimmen einen hohes Klangvolumen besitzt. Mit
„Invoke The Ghosts“ ist Melanie Mau und Martin Schnella ein grandioses
Akustikalbum gelungen. Die Songs gehen durch ihre tollen Arrangements
direkt unter die Haut. Für mich eines ihrer besten Alben. Es kann über
die Homepage der Band bestellt werden (s.o.). Stephan Schelle, Mai 2022 |
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