Meer – Wheels Within Wheels
Karisma Records (2024)

(11 Stücke, 60:16 Minuten Spielzeit)

Die norwegische Band Meer veröffentlicht im August 2024 ihr drittes Album mit dem Titel „Wheels Within Wheels“. Der Albumtitel symbolisiert die versteckte Komplexität unter der Oberfläche und lädt den Hörer zu einer Entdeckungsreise ein. Diese Veröffentlichung verspricht ein Muss für Fans von symphonischem Prog und anspruchsvoller Popmusik zu werden und festigt Meers Platz als Band mit bemerkenswertem Talent und Kreativität.


Eingespielt wurde das Album von Johanne Kippersund (Gesang), Knut Kippersund (Gesang), Eivind Strømstad (Gitarre), Åse Ree (Violine), Ingvild Nordstoga Eide (Bratsche), Ole Gjøstøl (Klavier), Morten Strypet (Bass) und Mats Lillehaug (Schlagzeug).

Auf dem Album verbinden die Norweger symphonischem Prog mit intelligentem Pop, was sehr melodische Stücke mit komplexen Gesangsharmonien ergibt. Sie selbst bezeichnen ihren musikalischen Stil bzw. ihre Band als Alternative Progressive Pop Orchestra.

Während ihr zweites Album „Playing House“, das von Presse und Fans begeistert aufgenommen wurde die Feinheiten persönlicher Beziehungen erforschte, bietet „Wheels Within Wheels“ eine breitere Perspektive, die sich mit dem komplexen Zusammenspiel zwischen Individuen und der weiten Welt beschäftigt.

Elf Stücke mit Laufzeiten von 1:30 bis 9:19 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album. Es beginnt mit dem 6:20minütigen „Chains Of Changes“, recht symphonisch und orchestral. Nach etwa 40 Sekunden kommt dann mit dem Einsaz von Gitarre und Klavier ein wenig Prog ins Spiel, der dann nach 1:10 um druckvollen Rock erweitert wird. Wenn dann der Gesang von Johanne einsetzt wird es hochmelodisch und bringt auch eine Spur Pop mit ein. Das ist eine fesselnde Mischung, die schnell ins Ohr geht. Der Song ist gut ausgearbeitet und wechselt in Rhythmus und Struktur, was hochgradig spannend ist und alle Bandmitglieder voll zur Geltung kommen lässt. Dieser Song stellt auch eine gute Visitenkarte für die Band dar, denn er bietet alles, was Meer ausmacht.

Ein fetter Bassgroove leitet dann in den nächsten Song, das 5:49minütige „Behave“ ein. Das klingt so ein bisschen nach 80’er Jahre atmosphärischem, symphonischem Poprock, der aber alles andere als verstaubt wirkt. Ganz im Gegenteil. 

Das fünfminütige „Take Me To The River“ beginnt mit einer sanften Klavierfolge und Streichern. Der sanfte Gesang legt sich darüber hinaus unter die Haut. Das ist atmosphärisch und traumhaft und besitzt darüber hinaus ein leichtes Flower Kings-Flair, während der Gesang manchmal an die 60s erinnert. Im letzten Drittel kommt dann der symphonische Progrock zum Vorschein und resultiert in einem furiosen, voluminösen Ende.

Pop und Symphonicprog bietet dann das atmosphärische „Come To Light“, das mit sanftem Gesang für Gänsehaut sorgt. Auch dieser Song endet fulminant in einem voluminösen Finale. „Golden Circle“ besitzt einen klasse Groove, bei dem die Gitarren und das Schlagzeug den Song vorantreiben, die auf einem atmosphärischen Unterboden liegen.

In „To What End“ spielt die Band mit dem Wechsel aus druckvollen und sanft/symphonischen Passagen. Eine sanfte, ausdrucksstarke Ballade folgt dann mit „Today Tonight Tomorrow“, die ebenfalls hohen Suchtfaktor besitzt. Das 1:30minütige „ World Of Wonder“ ist ein kurzes Klavierstück, das zum Ende hin noch einen echohaften Satzgesang erhält und dann nahtlos in das folgende „Mother“ übergeht. Das wirkt zunächst wie ein Soundtrack und geht in einen betörenden Part über, in dem Johanne und Knut im Duett singen. Das wirkt sehr verträumt und balladesk. Das fesselnde „Something In The Water“ und das abwechslungsreiche, 9:18minütige „This Is The End“ beenden dann das eindruckvolle Album.

Wenn man ein Haar in der Suppe dieses tollen Albums finden will, dann ist es die Schrift in dem zwölfseitigen Booklet, für die man eine Lupe braucht und auch die Schriftart sorgt nicht gerade für klare Sicht. Das ist bei der Zielgruppe der über 60jähregen schon von Bedeutung, denn Platz wäre genug gewesen. Ansonsten ist der norwegischen Band Meer wieder ein beeindruckendes Werk gelungen, das auf perfekte Weise Pop mit symphonischem Prog verbindet. Das Albumzeigt, das Meer die Zukunft des Prog sein kann. Die neuen Stücke sorgten bei ihrem Auftritt beim finalen Night Of The Prog Festival im Juli 2024 für Begeisterung.

Stephan Schelle, August 2024

   

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