Meer - Playing House
Karisma Records (2021)
(11 Stücke, 54:43 Minuten Spielzeit)

Meer nennt sich eine achtköpfige Band aus Norwegen. Ursprünglich wurde die Band bereits 2008 im norwegischen Hamar als Duo gegründet. Aktuell gehören zur Band: Johanne Kippersund (Gesang), Knut Kippersund (Gesang), Eivind Strømstad (Gitarre), Åse Ree (Violine), Ingvild Nordstoga Eide (Viola), Ole Gjøstøl (Piano), Morten Strypet (Bass) und Mats Lillehaug (Schlagzeug). Das Album „Playing House“, das am 29.01.2021 erscheint, ist der zweite Longplayer von Meer.


Sie selbst bezeichnen ihren musikalischen Stil bzw. ihre Band als Alternative Progressive Pop Orchestra. Und in der Tat finden sich diese musikalischen Elemente in ihren elf Stücken mit Laufzeiten von 3:25 bis 6:43 Minuten Länge wieder.

Das 6:15minütige „Picking Up The Pieces“ eröffnet den musikalischen Reigen der CD. Pianoklänge starten in das Stück, dass nach einigen Momenten dann rhythmische, proggige Strukturen aufweist. Wenn dann nach etwas mehr als einer Minute Johanne mit ihre Stimme einsetzt, kommt eine wohlige Atmo auf. Das kommt luftig/leicht aus den Boxen und vermischt proggige mit poppige Elemente auf eine sehr eingängige Weise, die schnell gefangen nimmt. Die Violine und die Viola sorgen darüber hinaus für einen leicht symphonischen Ansatz. Auch der mehrstimmige Gesang hat Esprit. Ein toller Einstieg in das Album.

Das 4:38minütige „Beehive“ ist ein treibender Track, bei dem die Instrumentierung sehr gut eingesetzt wird. Johanne singt hier sehr filigran. Auch hier vermischen sie Pop und Prog auf eine sehr ansprechende Art und Weise. Von diesem Sound ist man sofort gefesselt. Stellenweise hat der Song - durch das Streicherarrangement und den druckvollen Gesang - was von einem James Bond-Titelsong. Ein richtiger Knaller.

Verträumt beginnt das fünfminütige „All At Sea“. Die Streichersounds, die auf die Gitarre gesetzt wird, sorgen zunächst für eine sehnsuchtsvolle Stimmung. Dem steht dann auch der Song, bei dem dieses Mal Knut den Hauptpart übernimmt, in Nichts nach. Atmosphärische Sounds wie auf Steven Willson’s „The Raven ....“ finden sich in diesem wunderbar melancholischen Stück.

Eine leichte Jazznote versprüht der Song „You Are The Drum“, der darüber hinaus aktuelle Popsounds mit atmosphärischen Klanglandschaften und proggigen Elementen verbindet. Mit dem fast sechsminütigen „Honey“ ist noch so ein außergewöhnlicher Hammersong auf dem Album. Die Rhythmusgitarre gibt über weite Strecken den Rhythmus vor. Der Gesang schiebt sich unter die Haut, während flächige Sounds für den Unterboden sorgen. Dann kommen immer wieder einige rockige Breaks auf. Dem folgt das unwiderstehliche „Across The Ocean“. Die anderen Songs halten ebenfalls den hohen Standard.

Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor. Die Vinylausgabe enthält als Bonus noch eine Coverversion des Whitesnake-Klassikers „Here I Go Again“. Den Song, der auch auf dem Soundcloud-Portal abrufbar ist, haben sich die Norweger ganz zu Eigen gemacht. Bedauerlich, dass er nicht auf der CD enthalten ist, denn Meer haben ihn in einer ganz besonderen Art interpretiert und nicht einfach nur nachgespielt.

Mit ihrem zweiten Album „Playing House“ legt das norwegische Oktett Meer ein tolles Werk vor, das auf beeindruckende Art und Weise Pop und Prog miteinander verbindet. Dabei setzt die Band ihre Instrumente gekonnt ein, so dass alle gut zur Geltung kommen. Meer ist ein Album ohne Schwächen gelungen, das auf ganzer Linie begeistert.

Stephan Schelle, Januar 2021

   

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