Marquette –
Into The Wild Marquette ist das Musikprojekt des deutschen Keyboarders, Gitarristen und Komponisten Markus Roth. Markus ist Mitglied der Bands Horizontal Ascension (melodischer Prog) und Force Of Progress (instrumentaler Mix aus Prog, Metal und Jazz). Nach dem Debütalbum „Human Reparation“ aus dem Jahr 2015 erschien am 28.08.2020 der Nachfolger unter dem Titel „Into The Wild“. Damit einhergehend hat Markus zum neuen Label Progressive Promotion Records gefunden. |
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Das
Cover ziert ein aggressives Gesicht, was die Wildheit ausdrücken soll.
Allerdings hat sich Markus Roth von einem ganz anderen Thema inspirieren
lassen. Es geht um das Schicksal des 22jährigen US-Amerikaners
Christopher McCandless, der im Jahr 1990 seine ganzen Ersparnisse einer
Hilfsorganisation spendet und zu einer zweijährigen Reise durch Amerika
aufbrach. Er ist schließlich nur mit einem Rucksack zu Fuß in der
Wildnis von Alaska unterwegs auf der Reise nach Fairbanks gewesen, nahe
dem nördlichen Polarkreis. Sein Ziel war die Herausforderung eines
einfachen Lebens anzunehmen, das er weit entfernt von jeglicher
Zivilisation erfahren wollte. Unter dem Pseudonym „Alexander
Supertramp“ war er unterwegs und führte Buch über seine Erlebnisse. Auf
seinem Rückweg wurde er durch die einsetzende Schneeschmelze, die den
Fluss Teklanika River zu einem reißenden, nicht mehr zu Fuß überquerenden
Fluss machte, gehindert. Da ihm eine detaillierte Karte der Umgebung
fehlte, erkannte er nicht, dass sich in nicht allzu weiter Entfernung eine
Fähre über den Fluss befand. Daher musste er in einem alten, verrotteten
Bus ausharren. Da er kaum noch Lebensmittel besaß ernährte er sich unter
anderem von giftigen Schoten, die er mit essbaren verwechselte. Dies war
sein Todesurteil. Seine Aufzeichnungen wurden gefunden und von Jon
Krakauer als Reportage veröffentlicht. Auf dieser Basis entstand dann im
Jahr 2007 ein gleichnamiger Film bei dem Sean Penn Regie führte und das
Drehbuch schrieb. Ein sehr lohnenswerter Film. Markus
schreibt im Booklet was die Story mit seiner Musik zu tun hat. Es ist ein
Beispiel dafür sich selbst zu finden. Musiker sind bei der Erstellung
ihrer Musik sehr sensibel und sehen oft Dinge, die andere nicht sehen. Oft
gehen sie ihren eigenen Weg und folgen ihren Träumen sehr hartnäckig.
Anmerkung: Nur wenn Musiker ihren eigenen Weg gehen bzw. gehen können und
sich nicht von anderen beirren lassen kann etwas Neues entstehen. Musikalisch
verbindet Markus Roth auf „Into The Wild“ die beiden Welten von
Horizontal Ascension und Force Of Progress. Zwar werden von Maurizio
Menendez einige Texte gesungen, doch ist der Hauptteil des Albums
instrumental. Der
Opener „Now Answer“ beginnt mit elektronisch/proggigen Sounds und
einem knackigen Rhythmus. In diesem Siebenminüter wechseln Strukturen und
Melodien, was eine Nähe zu Bands der Marke Dream Theater zulässt.
Allerdings ist der Härtegrad trotz treibendem Schlagwerk eher im Hardrock
verortet. Auch eine leicht angejazzte Passage ist in diesem Stück
enthalten. Am Ende flüstert Maurizio einen Text. Das baut einen
Spannungsbogen auf und zieht einen in die Geschichte hinein. Das
14minütige „Seven Doors“ beginnt mit mystisch dröhnenden
Synthsounds, die dann von einer Art Cellosound begleitet werden um dann
nach wenigen Momenten in eine sehr schöne Akustikgitarrenpassage überzugehen.
Es entwickelt sich ein recht proggiges Stück, das wieder viel Abwechslung
bietet. Robin Mock’s Saxophoneinlage bringt noch einmal ein gewisses
Extra in das Stück. Allein dieser Track ist wie eine Reiseerzählung
aufgebaut. Da wechseln sich sanfte, verträumte teilweise symphonische
Passagen mit druckvollen Gitarrenriffs ab. Der
3:47minütige Song „Criminal Kind“ kommt dann recht flott und eingängig
daher. Eine Mischung aus Prog und AOR, die schnell ins Ohr geht. Der Song
besitzt einen instrumentalen Mittel- und Endteil mit markantem Bassriff
und schönem Keyboardsoli. Das 6:13minütige „Alexander Supertramp“
ist dem Protagonisten der Geschichte gewidmet. Symphonische und druckvolle
Gitarrenriffs / Schlagzeugrhythmen wechseln hier mehrfach ab. Das
5:21minütige „Sensuality“ wird in der ersten Minute seinem Titel
gerecht. Hier summt Maurizio ohne Begleitung eine Melodie. Nach einer
sanften Pianopassage wird es dann heftiger. Jazzige Metalriffs übernehmen
nun das Kommando. Ein wahrer Parforceritt. Proggig mit herrlichen,
hallenden Keyboardklängen zeigt sich dann der Song „Portrait Of A
Man“. Ein toller Song. Das 4:40minütige „Poisoned Homeland“ und das
19:10minütige Titelstück beenden dann das Album. Vor allem der
Titeltrack ist nochmal ein sehr abwechslungsreiches Highlight des Albums,
das unter anderem durch Art Lip’s Trompeten-Beitrag wieder eine jazzige
Note bekommt. Marquette’s
Zweitwerk „Into The Wild“ besticht durch seine musikalische Vielfalt.
Man hört bei jedem Durchgang wieder etwas Neues. Nicht ganz so vertrackt
wie bei seiner Band Force Of Progress bietet „Into The Wild“ eingängigere
Stücke, die sich im Kopf des Hörers in Kopfkino verwandeln. Stephan Schelle, September 2020 |
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