Markus Reuter - Truce
MoonJune Records (2020)
(7 Stück, 62:34 Minuten Spielzeit)

Markus Reuter ist der bekannteste und beste Touchgitarrist Deutschlands. Davon zeugt unter anderem auch seine Mitwirkung in Acts wie Stick Men (mit Tony Levin und Pat Mastelotto), Centrozoon, Devin Townsend oder The Crimson ProjeKCt. Anfang 2020 hat sich das US-Amerikanische Label MoonJune Records das neueste Soloalbum des deutschen Ausnahmekünstlers für seine 100. Veröffentlichung ausgesucht. Eine gute Wahl, wie ich finde.


Das Album trägt den Namen „Truce“ und wurde unter Mitwirkung am bundlosen Bass und Basssynthesizer von Fabio Trentini (MoonBound, Le Omre, Nina Hagen) und am Schlagzeug von Asaf Sirkis (Solokünstler, Sirkis Bialas IQ, Tim Garland, Natacha Atlas) eingespielt.

Sieben Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:25 und 11:56 Minuten Spielzeit bietet das neueste Werk, das in einem vierseitigen Papersleeve daherkommt. Aufgenommen wurden die Stücke am 15. Mai 2019 live in Spanien im Studio La Casa Murada.

Das Markus Reuter sich in der Vergangenheit stilistisch sehr stark mit der Musik von Robert Fripp / King Crimson auseinander gesetzt hat, kann er auf seinem neuesten Album nicht verleugnen, denn die Stücke sind sehr komplex und teilweise verschachtelt angelegt. Aus diesem Grund muss man sich seiner Musik auch mit Muße annähern.

Gleich der Opener „The Truce“ beginnt zwar mit schrägen Gitarrensounds, die aber wiederum von einer sehr groovenden Basslinie und einem rockigen Schlagzeug unterlegt sind. Nach gut einer Minute setzt Markus dann weitere Gitarrenlicks darauf, die auf den ersten Moment sehr crimsonesque und verstörend wirken. Trotzdem hat dieser erste Track eine harmonische Gesamtausstrahlung, die fesselt.

Das 3:25minütige, recht ruhige „Swoonage“ zeigt sich von seiner sehr eingängigen Seite im weiten Umfeld des Stonerrock. Leicht schräge funky Bassriffs eröffnen dann den Track „Bogeyman“. Sich wiederholende, sägende Gitarrensounds kommen hier auf. Bass und Schlagzeug bilden das rhythmische Grundgerüst, auf dem Markus zu improvisieren scheint. Auch wenn die Klangfolgen nicht immer harmonisch anmuten, ziehen sie den Hörer doch in einen unwiderstehlichen Sog.

Atmosphärisch zeigt sich dann „Be Still My Brazen Heart“, bei dem die Klänge hier sehr elektronischen und spacig durch den Raum ziehen. Bass und Schlagwerk werden in diesem Track sehr akzentuiert eingesetzt. Es dauert fast drei Minuten bis Markus dann seine verzerrte Gitarre hinzufügt, ohne aber den schwebenden Charakter des Tracks zu zerschneiden. In der zweiten Hälfte wird der Track dann etwas druckvoller.

Flirrende elektronische Klänge starten dann in den Titel „Power Series“ um nach wenigen Momenten durch Schlagzeug und Bass rhythmisch nach vorne getrieben zu werden. Nach einer Minute setzen dann auch wieder Markus’ verzerrte Gitarrenklänge ein, die in diesem Fall aber sehr melodiös angelegt sind. Ein klasse Track. „Let Me Touch Your Batman“ und „Gossamer Things“ beenden dann das Album dieses Trios.

„Truce“ von Markus Reuter feat. Fabio Trentini und Asaf Sirkis ist ein crimsonesques, aber über weite Strecken doch recht eingängiges Album, das klanglich sehr gut arrangiert wurde. Alle Instrumente kommen glasklar und in der richtigen Dosierung aus den Boxen. Ein gelungenes Jubiläumsalbum des amerikanischen MoonJune-Labels.

Stephan Schelle, März 2020

   

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