Marblewood - Same
Eigenvertrieb / www.marblewood.net (2014)
(6 Stücke, 70:08 Minuten Spielzeit)

Die Band Marblewood stammt aus unserem Nachbarland der Schweiz. Die Band besteht aus den Musikern Marc Walser (Gesang, Gitarren), Ariane Bertogg (Bass) und David Zurbuchen (Schlagzeug), die auf ihrem selbst betitelten Debütalbum, das in 2014 erscheinen ist, von den weiteren Musikern Sarah Weibel – Gesang, Sandro Hussel – Dilruba/Esraj und Michael Marti – Orgel unterstützt wurde. 


Die drei Musiker von Marblewood sind bereits seit mehreren Jahren in Bands der Schweizerischen Psychedelic- und Jamband-Szene unterwegs gewesen, bevor sie unter dem Namen Marblewood ihre eigene Musik produzierten.

Das Album bietet Retrosounds, die an die frühen 70’er Jahre erinnern. Dabei nutzen sie stilistische Mittel wie zum Beispiel bluesige Gitarrenläufe, jazzige Beats und floydige Psychedelic-Sounds, die an verschiedene Bands aus den späten 60’er und frühen 70’er Jahren erinnern. Die Band legt dabei den Fokus auf Longtracks, denn kein Stück ist kürzer als acht Minuten (der letzte Song sprengt gar die 21-Minuten-Marke).

Los geht es im Opener „Kailash“ mit tonnenschweren Gitarrenriffs die, wie auch der Gesang, an Bands der Marke Black Sabbath erinnern. Aber auch in diesem Song wird schon ein leicht psychedelischer Einschlag deutlich, der sich vor allem in den Gitarrensoli zeigt. Auch eine leicht bluesige Note lassen sie schon in diesen Song einfließen. Gerade diese Elemente sind es, die die Musik von Marblewood äußerst hypnotisch wirken lassen. Sehr schön ist hier auch das Orgelsolo von Michael Marti (Mischung aus Deep Purple und Uriah Heep), das einen ebenfalls in die 70’er versetzt.

Ähnlich wie im Opener agiert die Band im folgenden „Hit The Brakes“. Allerdings klingen sie hier nicht nach Black Sabbath, sondern haben hier den Psychedelic-Anteil erhöht. Das Duell zwischen Gitarre und Orgel erinnert an selige Deep Purple-Zeiten ohne aber die ganze Klasse jener Konversation von Lord und Blackmore zu erreichen. Trotz alledem können die Soli und der musikalische Schlagabtausch aber überzeugen.

Indische bzw. fernöstliche Elemente kommen dann im nächsten Stück, „Splendour“ auf. Nach diesem ethnischen Beginn klingt die Band wieder recht fett und erinnert zunächst an Bands wie Crippled Black Phoenix. Allerdings ist der Gesang von Marc durch einen Hall verfremdet, so dass er ungewöhnlich (wie bei The Electric Family oder The Perc) klingt. Dem steht als Kontrast dann Sarah Weibel’s Stimme gegenüber. Im letzten Drittel scheint sich die Band dann – wie bei einer Jamsession – förmlich in einen Rausch zu spielen.

Erneut ändert sich der Gesang von Marc im vierten Song „Silence“. Hier klingt er nach Roger McGuinn und seinen Thunderbirds. Und auch die Musik geht in diese Richtung, versetzt mit einigen bluesigen und psychedelischen Elementen. „Postwar Apocalypse“ mit seinen 12:32 Minuten Spielzeit klingt rau und rockig. Im Mittelteil kommen dann gar jazzige Grooves auf.

Den Abschluss bildet dann das 21:14minütige Instrumentalstück „In The Beginning“. Hier bilden zunächst sehr psychedelische Sounds den Grundstock für den Einstieg in den Song. Das klingt wie zu Zeiten von Pink Floyd’s Auftritt in Pompeii sehr atmosphärisch und hypnotisch. Die Band zieht dann aber im weiteren Verlauf den Rhythmus an und bringt WahWah-Effekte ein, womit sie zwar immer noch im Psychedelic Rock schippern, sich aber doch merklich vom Pink Floyd-Sound entfernen. Vielmehr klingt das Ganze nach einer Jamsession.

Die Schweizer Band Marblewood tritt auf ihrem Debüt eine faszinierende und hypnotische Reise in die späten 60’er und frühen 70’er Jahre an. Wer auf die Musik von Bands dieser Epoche der Marke Black Sabbath, Pink Floyd oder auch Roger McGuinn steht, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Stephan Schelle, November 2014

   

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