Manuel Normal – De Wöd steht nimma laung

Manuel Normal – De Wöd steht nimma laung
Manuel Normal Records / Hoanzl (2010)
(18 Stücke, 54:02 Minuten Spielzeit)

Aus dem Österreichischen Linz stammt der Musiker Manuel Normal (Stimme, Gitarre), dessen richtiger Name mir leider nicht bekannt ist. Zusammen mit Band Mark Knochen (Schlagzeug, Stimme), Matty Secure (Bass, Stimme) und Tschesare (DJ, Stimme) - da haben sich die Jungs aber Pseudonyme ausgedacht - hat er sein zweites Album „De Wöd steht nimma laung“ aufgenommen, das am 05.03.2010 erscheinen wird. Das Debüt kam 2007 heraus und hieß schlicht „Frontal“. Mit ihm schaffte er es auf den zweiten Platz beim österreichischen Protestsongwettbewerb im gleichen Jahr.


Wer jetzt aber glaubt, bei Manuel Normal hätten wir es mit einem üblichen Liedermacher zu tun, der irrt, denn seine Musik ist – wie schon das LineUp verrät – aus ganz anderem Holz geschnitzt. Musikalisch bewegt sich Manuel Normal zwischen den Welten, denn sein Stil ist in keine Schublade zu stecken. Obwohl Hip Hop eines der Elemente ist, dass immer mal wieder in der Musik auftaucht. Aber auch Rock, Jazz und gesangliche Akrobatik gehören zu den Bestandteilen seines Werkes. Für das Album hatte Manuel die Qual der Wahl, denn er musste sich aus 45 Ideen für die richtigen Songs entscheiden. Satte 18 haben es davon auf das Album geschafft.

Das eröffnende „Doima“ ist ein effektvolles Stück, das ausschließlich aus Stimmen besteht. Klanglich hat dieses Stück ein unglaubliches Volumen. Aber schon im nächsten Stück „Marionettn“ geht Manuel anders zu Werk. Hier singt er im Hip Hop Stil und unterlegt seinen Song mit rockigem, treibendem Sound. Unterbrochen wird der melodiöse Part durch Worteinwürfe, was die Nummer nicht einfach macht, aber eine unglaubliche Faszination ausübt. Irgendwie geht der Song ins Ohr, auch bei mir, der nicht auf Hip Hop steht.

„Tua I Ned“ schreit Manuel im gleichnamigen Stück raus, das mit seinen harten Rhythmen und Gitarrenlicks in die Nähe von Bands wie den Beasty Boys gerät. Die Vielfalt von Manuel zeigt sich auch im nächsten Stück „Dreck“, das neben Hip Hop auch Jazz und experimentelle Klänge zu bieten hat. In diesem Stück geht er mit der Wegwerfgesellschaft ins Gericht und wirft uns vor, dass wir uns nur im Dreck rumwälzen. Humorvoll wünscht er sich, dass wir alle wieder nackt rumlaufen oder uns in einem Raumschiff zum Schweineplaneten ausfliegen lassen.

„Soiche Leit“ ist ein richtig guter Rockpop-Kracher, der sofort ins Ohr geht. Und in „Rosnkraunz“ bieten simple Elektroniksounds (wie man es zu Zeiten von „Popcorn“ her kennt), ausufernde Bassgitarrenläufe und ein stetiges Schlagzeug Electropop, der etwas nostalgische Momente hervorruft. Als Kontrapunkt wirkt der etwas gelangweilte Gesang, der an einigen Stellen mit viel Hall versehen ist.

Den Fokus seiner Stücke legt Manuel aber auf seine Texte, die als Deutscher nicht leicht zu verstehen sind, hat er doch die Texte in seiner Heimatsprache verfasst. So präsentiert sich Manuel ob der Obama-Euphorie doch ängstlich in „YES US“ und zeigt welch perverses Spiel wir Menschen miteinander spielen, während er in „Marionettn“ darüber sinniert, wie wir uns doch angepasst haben und gegen Entscheidungen, die wir nicht tragen wollen, nicht mehr aufmucken oder hält uns Normalos den Spiegel in „Wöd“ vor, in dem er aufzeigt, das jeder nur noch an sich selber denkt.

Die CD hat Manuel Normal mit einem 20seitigen Booklet ausgestattet, das seine österreichischen Texte enthält und im kunstvollen, zappaesken Stil (Bildcollagen) gehalten ist.

Auch wenn man nicht alle Texte von Manuel Normal versteht, so kann man den Sinn doch nach dem Studium des beigefügten Booklets gut erkennen. „De Wöd steht nimma laung“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album, das in der Schnittmenge von Rock und Hip Hop liegt, die manchmal in die Nähe von Bands wie den Beasty Boys gerät. Ein höchst intensives Werk, dem man sich voll und ganz widmen sollte. Hörproben bekommt man unter anderem auf www.myspace.com/manuelnormal.

Stephan Schelle, Februar 2010

   

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