Mangrove – Beyond Reality

Mangrove – Beyond Reality
Eigenproduktion / Just For Kicks (2009)
(6 Stücke, 67:39 Minuten Spielzeit)

Bereits im Jahr 1998 fanden sich die beiden Musiker Roland van der Horst (Gitarre, Gesang) und Joost Hagemeijer (Schlagzeug, Gesang) zusammen um gemeinsam Musik zu machen. Drei Jahre später, im Jahr 2001, fanden sie in Pieter Drost (Bass) und Chris Jonker (Keyboards) das fehlende Bindeglied um als Quartett unter dem Namen Mangrove ihre epische Musik im Stile des Neo-Prog mit Melodoc-Rock-Ansätzen zu zelebrieren.


Nach dem Erstling aus dem Jahr 2001 „Massive Hollowness“ (Mangrove bezeichnen es selbst als Minialbum) folgte in 2004 mit „Touch Wood“ das erste richtige Album. Im Jahr darauf erschien ihr zweites richtiges Werk „Facing The Sunset“, dieses Konzeptalbum bescherte der Band dann den Durchbruch in der Szene. Es folgte noch ein Livealbum im Jahr 2006, doch bis zum nächsten Studioalbum sollten vier Jahre vergehen. Im Jahr 2009 ist es nun soweit, denn mit „Beyond Reality“ legt das Quartett einen sehr beachtlichen Nachfolger des erfolgreichen Konzeptalbums vor. Für mich ist dies allerdings der Einstieg in den Mangrove-Kosmos, hatte ich doch bisher nicht die Gelegenheit mich mit ihrer Musik zu beschäftigen, daher fehlen mir entsprechende Vergleiche.

Vier Longtracks, von denen allein drei jenseits der 14-Minuten-Marke liegen sowie zwei kürzere Stücke bieten uns die Progger aus dem niederländischen Nachbarland auf dem aktuellen Album. Und auch wenn ich bisher nichts vom Oevre der Band gehört habe, so mundet mir diese Scheibe doch sehr gut, denn ich stehe nun mal auf epischen, symphonischen Progrock der gelegentlich Zitate zu bekannten Bands wie den frühen Genesis, Pink Floyd, IQ oder ähnlichem aufweist. Und genau diese Ladung bekommt der geneigte Progfan zur Genüge.

Los geht es zunächst mit dem sehr getragenen Longtrack „Daydreamer’s Nightmare“. Schon bei diesem Opener erkennt man, das die Stücke sehr gut durchkomponiert sind und mit zahlreichen, sehr schönen Soli gespickt wurden.

Synthies á la Genesis, so wie sie sonst nur ein Tony Banks spielt, erwarten den Hörer dann im zweiten Track „Time Will Tell“. Gepaart sind diese Keys mit Gitarren, die eine Spur nach Yes klingen. Dieser mit 18:30 Minuten längste Song erweckt bei mir unwillkürlich Erinnerungen an die 70’er Jahre (Genesis). Das Stück weist vor allem eine eingängige Melodie auf, die sich sofort bei mir im Gehörgang festsetzt. In diesem Stück arbeiten die Jungs, wie es sich für einen guten Longtrack geziemt, mit verschiedenen Strukturen und Tempowechseln, was den Track über die gesamte Laufzeit absolut spannend hält. Nach gut elf Minuten kommt dann ein gewisses Pink Floyd Feeling auf, das vor allem durch Roland’s Gitarrenarbeit hervorgerufen wird.

Mit dem kürzesten Stück „Love And Beyond“, das es gerade mal auf 4:15 Minuten bringt, haben sie dann auch noch eine sehr schöne, einfühlsame Ballade auf dem Silberling. Das Gitarrensolo im Mittelteil geht dabei direkt unter die Haut. Es folgt mit „Reality Beyond“, das mit einem Glockenschlag á la Pink Floyd’s „The Devision Bell“ startet, der zweite Kurztrack, der es immerhin noch auf stattliche 6:56 Minuten bringt. Dieser Titel hat aberm Melodic-Rock (einige Gitarrenpassagen haben Marillion-Flair).

Das Titelstück hat Melodielinien und Soli, in die man sich fallen lassen kann. Bei mir löst dieser Sound sehr schnell Gänsehautfeeling aus. Vor allem die Instrumentalpassagen sind es, die mir oft unter die Haut gehen. Der Refrain des Titelstückes fesselt mich darüber hinaus sofort von der ersten Minute an und will mir lange nicht aus dem Kopf gehen. Den Abschluss bildet dann „Voyager“, das mich mit seinem rhythmischen und flirrenden Keyboardklängen anfangs an Foreigner’s „Cold As Ice“ erinnert, doch nicht wirklich etwas mit diesem Stück zu tun hat. In diesem letzten Stück lassen es Mangrove noch mal so richtig krachen und an einigen Stellen erinnert es mich – vor allem beim Satzgesang - gar an Uriah Heep.

„Beyond Reality“ ist eine Scheibe ganz nach meinem Geschmack. Das ist Musik, die bei mir noch häufig seine Runden im Player drehen wird. Wer auf Neo-Prog der oben erwähnten Bands steht, der liegt mit dieser Scheibe genau richtig. Es ist nur zu hoffen, dass die vier niederländischen Jungs nicht wieder vier Jahre brauchen um einen Nachfolger für dieses wirklich gelungene Werk zu erschaffen.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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