Major Parkinson – Valesa – Chapter 1: Velvet Prison
Apollon Records (2022)
(17 Stücke, 60:16 Minuten Spielzeit)

Major Parkinson veröffentlichten ihre lang erwartete Rückkehr mit dem neuen Album „Valesa - Chapter I: Velvet Prison“ auf CD, Vinyl, Kassette und allen Streaming-Plattformen. Die siebenköpfige Band, die sich ständig weiterentwickelt, ist aus der ursprünglichen Dunkelheit des 2017er Albums „Blackbox“ aufgetaucht und hat sich in einen neonfarbenen Dunst aus progressivem Synthpop/Rock verwandelt. Das Album erschien am 07.10.2022.


Major Parkinson ist eine norwegische Avantgarde-Pop-Gruppe mit vier von der Kritik gefeierten Alben: „Major Parkinson“ (2008), „Songs from a Solitary Home“ (2010), „Twilight Cinema“ (2014) und „Blackbox“ (2017). Das neue Album „Valesa - Chapter I: Velvet Prison“ wurde in der Besetzung Jon Ivar Kollbotn (Gesang), Øystein Bech-Eriksen (Gitarre), Eivind Gammersvik (Bass), Sondre Veland (Schlagzeug), Lars Christian Bjørknes (Keyboards), Sondre Skollevoll (Gitarre, Backgroundgesang) und Claudia Cox (Violine, Gesang) eingespielt.

Das Album enthält 17 sorgfältig ausgearbeitete Songs, mit Laufzeiten von 1:11 bis 7:15 Minuten Spielzeit, die vor dem politischen Hintergrund der 1980er Jahre neue klangliche Territorien erkunden will und den Zeitgeist einer Periode der Menschheitsgeschichte aufgreift, die für die Gestaltung unserer Welt von großer Bedeutung war. Von den Hallen einer verlassenen amerikanischen High School bis zum weinbefleckten Kopf von Gorbatschow - das Album ruft ein allumfassendes Gefühl von unbehaglicher Nostalgie hervor, als blicke die Menschheit kollektiv mit einer zerbrochenen, rosaroten Brille in die Vergangenheit.

„Synth-Hymnen in einer Disco der nuklearen Angst“, sagt Sänger Jon Ivar Kollbotn. „In der heutigen Zeit zieht das Leben an uns vorbei, bevor wir überhaupt etwas begreifen können, und wir werden zu Zuschauern in unserem eigenen Leben. Wie verwirrte, geriatrische Besucher in einem Wachsfigurenkabinett. Während die Zeit vergeht, wird die Vergangenheit immer heller und die Nostalgie immer größer.“

„Goodbye Blue Monday“ ist ein 1:11minütiges Intro, in dem knisterndes Feuer und Fernseh- oder Radiosamples neben eine einfache Melodielinie gestellt werden. Dann dröhnt der Sound fast symphonisch dem Ende entgegen und geht nahtlos in den ersten Song „Behind The Next Door“ über. Hier singt zunächst Jon Ivar Kollbotn nur vom Piano begleitet recht düster. Nach zweieinhalb Minuten geht der Song dann richtig rockig ab.

Die Keyboards und Synthies rücken dann ab dem nächsten Stück, dem vierminütigen „Saturday Night“ mehr in den Vordergrund. Das hat was von Electropop der 80’er Jahre, aber im Hier und Jetzt verortet. Claudia Cox‘ Gesang steht dabei im direkten Kontrast zu der dunklen Stimme von Jon Ivar Kollbotn. Unterbrochen werden die Songs dann immer mal wieder von kürzeren Instrumentalstücken wie das 1:41minütige „Ride In The Wind“, das von Pianosounds bestimmt wird.

Jon Ivar Kollbotn lässt dann in dem wunderbaren, 7:15minütigen „Live Forever“ seine Stimme heller erklingen. Hier agiert die Band zwischen Electropop, Wave und Rock mit einer Spur Neo-Prog. Popappeal kommt dann auf, wenn Claudia Cox ins gesangliche Geschehen eingreift. „Live Forever“ ist eines der Highlights des Albums.

Gospelartige Chöre finden sich dann im Stück „Jonah“ wieder. Ein Popsong mit weitem Klangraum. „Fantasia Me Now!“ beginnt mit einem fetten Synthbeat, der sofort an den Queen-Hit „Radio Ga Ga“ denken lässt, entwickelt sich aber schnell in eine andere Richtung, nämlich einen Popsong mit Wave-Appeal.

Auf „Valesa - Chapter I: Velvet Prison“ bietet die norwegische Avantgarde-Pop-Gruppe Major Parkinson einen wilde Mixtur aus verschiednen musikalischen Stilen. Dabei stehen aber immer Melodien im Vordergrund. Manches ist sehr Radiokompatibel, anderes wieder auch experimentell und von ungewöhnlichen Sounds durchzogen. Auch wandelt der Gesang immer mal wieder zwischen einer gewissen Düsternissen und helleren Passagen. Ein sehr spannendes Werk.

Stephan Schelle, Dezember 2022

   

CD-Kritiken-Menue