![]() |
Major Parkinson
– Valesa – Chapter 1: Velvet Prison Major Parkinson veröffentlichten ihre lang erwartete Rückkehr mit dem neuen Album „Valesa - Chapter I: Velvet Prison“ auf CD, Vinyl, Kassette und allen Streaming-Plattformen. Die siebenköpfige Band, die sich ständig weiterentwickelt, ist aus der ursprünglichen Dunkelheit des 2017er Albums „Blackbox“ aufgetaucht und hat sich in einen neonfarbenen Dunst aus progressivem Synthpop/Rock verwandelt. Das Album erschien am 07.10.2022. |
|||
Das
Album enthält 17 sorgfältig ausgearbeitete Songs, mit Laufzeiten von
1:11 bis 7:15 Minuten Spielzeit, die
vor dem politischen Hintergrund der 1980er Jahre neue klangliche
Territorien erkunden will und den Zeitgeist einer Periode der
Menschheitsgeschichte aufgreift, die für die Gestaltung unserer Welt von
großer Bedeutung war. Von den Hallen einer verlassenen amerikanischen
High School bis zum weinbefleckten Kopf von Gorbatschow - das Album ruft
ein allumfassendes Gefühl von unbehaglicher Nostalgie hervor, als blicke
die Menschheit kollektiv mit einer zerbrochenen, rosaroten Brille in die
Vergangenheit. „Synth-Hymnen
in einer Disco der nuklearen Angst“, sagt Sänger Jon Ivar Kollbotn.
„In der heutigen Zeit zieht das Leben an uns vorbei, bevor wir überhaupt
etwas begreifen können, und wir werden zu Zuschauern in unserem eigenen
Leben. Wie verwirrte, geriatrische Besucher in einem Wachsfigurenkabinett.
Während die Zeit vergeht, wird die Vergangenheit immer heller und die
Nostalgie immer größer.“ „Goodbye
Blue Monday“ ist ein 1:11minütiges Intro, in dem knisterndes Feuer und
Fernseh- oder Radiosamples neben eine einfache Melodielinie gestellt
werden. Dann dröhnt der Sound fast symphonisch dem Ende entgegen und geht
nahtlos in den ersten Song „Behind The Next Door“ über. Hier singt
zunächst Jon Ivar Kollbotn nur vom Piano begleitet recht düster. Nach
zweieinhalb Minuten geht der Song dann richtig rockig ab. Die
Keyboards und Synthies rücken dann ab dem nächsten Stück, dem vierminütigen
„Saturday Night“ mehr in den Vordergrund. Das hat was von Electropop
der 80’er Jahre, aber im Hier und Jetzt verortet. Claudia Cox‘ Gesang
steht dabei im direkten Kontrast zu der dunklen Stimme von Jon Ivar
Kollbotn. Unterbrochen werden die Songs dann immer mal wieder von kürzeren
Instrumentalstücken wie das 1:41minütige „Ride In The Wind“, das von
Pianosounds bestimmt wird. Jon
Ivar Kollbotn lässt dann in dem wunderbaren, 7:15minütigen „Live
Forever“ seine Stimme heller erklingen. Hier agiert die Band zwischen
Electropop, Wave und Rock mit einer Spur Neo-Prog. Popappeal kommt dann
auf, wenn Claudia Cox ins gesangliche Geschehen eingreift. „Live
Forever“ ist eines der Highlights des Albums. Gospelartige
Chöre finden sich dann im Stück „Jonah“ wieder. Ein Popsong mit
weitem Klangraum. „Fantasia Me Now!“ beginnt mit einem fetten
Synthbeat, der sofort an den Queen-Hit „Radio Ga Ga“ denken lässt,
entwickelt sich aber schnell in eine andere Richtung, nämlich einen
Popsong mit Wave-Appeal. Auf
„Valesa - Chapter I: Velvet Prison“ bietet die norwegische
Avantgarde-Pop-Gruppe Major Parkinson einen wilde Mixtur aus verschiednen
musikalischen Stilen. Dabei stehen aber immer Melodien im Vordergrund.
Manches ist sehr Radiokompatibel, anderes wieder auch experimentell und
von ungewöhnlichen Sounds durchzogen. Auch wandelt der Gesang immer mal
wieder zwischen einer gewissen Düsternissen und helleren Passagen. Ein
sehr spannendes Werk. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
||||