Mahogany Frog – In The Electric Universe
MoonJune Records (2021)

(6 Stücke, 58:09 Minuten Spielzeit)

Mahogany Frog nennt sich eine kanadische Instrumental-Elektro-Psychedelic-Band. Das neue Album „In The Electric Universe“ ist ihr mittlerweile siebtes Studioalbum - und das dritte auf MoonJune Records. Die instrumental/elektronische Rockband ist in Winnipeg beheimatet. Sie besteht aus Graham Epp (Gitarre, Keyboards, Elektronik, Trompete), Jesse Warkentin (Gitarre, Keyboards, Elektronik), Scott Ellenberger (Bass, Keyboards, Elektronik, Trompete) und Andy Rudolph (Schlagzeug, Keyboards, Elektronik). 


Die Musik hat Einflüsse aus der Psychedelia der 60er, dem Progressive der 70er, Fusion, Jazz, Exotica der 50er, Electronica, Ambient und Experimentalismus. Unter Verwendung von umfangreichen analogen und digitalen Keyboards, rückkopplungsbehafteten Gitarren, Fuzz-Bass und Elektronik kreiert die Gruppe dynamische, vielschichtige Songs, die Klang, Stimmung und Komposition erforschen. Mahogany Frog’s unorthodoxe Sounds und komplexe Arrangements können das Ohr herausfordern, doch ihre eindringlichen Progressionen und verspielten Melodien sind sofort zugänglich.

Sechs Jahre lang wurde an der Aufnahme gearbeitet, die einen Streifzug durch Formen der klanglichen Suche darstellt, die zuvor von der Gruppe nicht erforscht wurden. Aufbauend auf den Ansätzen der Orchestrierung, die auf ihrem 2012er Werk „Senna“ festgehalten wurden, zielt die Gruppe darauf ab, unendlich morphe Klangwellen zu erschaffen, die konventionelle Wahrnehmungen der Instrumentierung transzendieren und gleichzeitig einen melodischen und rhythmischen Abschluss bieten.

Sechs Stücke mit Laufzeiten von 5:19 bis 17:42 Minuten bietet das neue Album, das in einem sechsseitigen Papersleeve verpackt ist. Allerdings gehen daraus wenige Informationen hervor. Da die Zeitangaben nicht mit denen auf der Rückseite des Cover übereinstimmen, hier scheint beim Druck etwas durcheinander geraten zu sein, nenne ich die Stücke in der Reihenfolge des Covers, aber mit anderen Zeitangaben.

Die CD beginnt mit dem Stück „Them From P.D.“. Elektronische Sounds kommen zunächst langsam aus dem Off und vermischen sich mit einem herrlichen, sanften Rhythmus. Das Stück entwickelt sich langsam und nach etwas mehr als zwei Minuten kristallisiert sich eine einfache aber doch sehr passende Melodielinie hinzu. Ab Minute Drei wechselt das Ganze in einen anderen Beat mit flirrenden Synthiesounds. Wie eine Zugfahrt geht es dann rhythmisch mit elektronischen Sounds nach etwa sechs Minuten weiter. Verzerrte Synthiesounds werden darauf gelegt, die teils ekstatisch klingen und immer dynamischer werden. Zum Ende hin wechseln dann erneut die Sounds in einen etwas ruhigeren Part. Das klingt alles sehr außergewöhnlich und kann doch fesseln.

Der Zweite Track nennt sich „Psychic Police Force“ und bringt es 5:19 Minuten Spielzeit. Ein Rumba artiger Rhythmus auf den sägende Synthieklänge gelegt wurden, stellen den Beginn dieses Stückes dar. Dann kommen ein sehr knackiger, rockiger Schlagzeugrhythmus sowie flirrende Synthiesounds hinzu. Melodien (Harmonien sind erst zum Ende hin auszumachen) sind hier nicht ganz so deutlich im Vordergrund, vielmehr legen Mahogany Frog den Fokus auf den rhythmischen Faktor. Das hat aber eine recht hypnotische Wirkung.

Mit 17:42 Minuten Spielzeit ist „Floral Flotilla (Sail To Me My Love In Your ...)“ der längste Track des Albums. Laut Angabe auf dem Cover soll der letzte Track „(((Sundog)))“ allerdings der 17minüter sein. Musikalisch passt dies auch aus meiner Sicht besser zu diesem Titel. Atmosphärisch beginnt der Track und zeigt auch eine schöne Melodielinie, die mich an eine von Sonnenlicht durchflutete Szenerie denken lässt. Gemächlich geht es so erst einmal in den ersten mehr als fünf Minuten zu. Dann scheint so etwas wie ein heftiger Wind aufzukommen, denn die Synthies ziehen nun wie Windschwaden über diese Sounds, bis sie diese ersticken. Dann wird es etwas spacig um nach etwa zwölf Minuten wieder die Sounds und Rhythmen vom Beginn aufzunehmen, die jetzt aber in einer rockigen Form dargeboten werden. Zum Ende hin löst sich alles wieder in einen Synthiestrudel auf.

Auf fast sieben Minuten bringt es der vierte Track (laut Cover-Angabe „Cube“). Hier eröffnen sägend/flirrende Synthies, aus denen sich nach etwas mehr als einer Minute eine Melodie herauskristallisiert, die nach anderthalb Minuten dann in einen leicht krautigen Part (á la Neu! & Co.) übergeht, was vor allem am Schlagzeug liegt. Wie eine Decke liegt aber hier der sägende/flirrende Synthiesound über weite Strecken auf dem Ganzen.

Der fünfte Track heißt laut Cover „Octavio (Including: The Ascension Of The Moonrise Children)“, das laut CD-Player 5:38 Minuten lang ist. Der Track zeigt sich sehr rockig und melodiös mit ungewöhnlichen Synthiesounds. Den Abschluss bildet dann „(((Sundog)))“, das zunächst mit herrlichen Mellotronklängen und Vogelgezwitscher aufwartet. In diese sanfte Idylle kommen aber auch einige auf den ersten Blick störenden Sounds hinzu. Nach etwas mehr als einer Minute kommt dann eine eingängige Melodie auf, die am Ende in eine ekstatische Wall Of Sounds wechselt.

„In The Electric Universe“ von der kanadischen Band Mahogany Frog ist ein Album, das mit außergewöhnlichen elektronischen Klängen aufwartet. Das ist hochgradig spannend und über weite Strecken auch melodisch. Die Faszination liegt aber vor allem in der Mischung aus ungewöhnlichen Sounds und Rhythmen. Ein klasse Album, das jenseits der normalen Hörgewohnheiten neue musikalische Welten erschließt.

Stephan Schelle, Juni 2021

   

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