Maerzfeld - Tief

Maerzfeld - Tief
Südpol Music / Rough Trade (2012)
(11 Stücke, 44:10 Minuten Spielzeit)

Als eine der erfolgreichsten Rammstein-Tribute-Bands unter dem Namen Stahlzeit begonnen, geht das Sextett Heli Reissenweber (Gesang), Matthias Sitzmann (Gitarre), Roland Hagen (Gitarre), Samir Elflein (Bass), Thomas Buchberger-Voigt (Schlagzeug) und Thilo Weber (Keyboards) aus Nürnberg nun als Maerzfeld einen neuen Weg. Am 16.03.2012 erscheint ihr Debütalbum, das nicht nur vom Layout, sondern vor allem auch vom Sound sehr deutlich in die Nähe von Rammstein rückt.


Die Band, die sich schweißtreibender, handgemachter, harter Rockmusik mit brachialen deutschen Texten und Industrial-Sounds verschrieben hat, entspricht damit voll und ganz ihrer eigenen Philosophie: Der März wird von je her als der Monat empfunden, der vom Bestellen der Felder, vom Säen des Saatgutes und von harter Arbeit bestimmt wird. Maerzfeld nutzen genau diesen Monat, um ihre Musikkarriere so richtig anzupacken.

Eine tiefere Philosophie verfolgen die Mannen, die allesamt aus der Region Nürnberg stammen, dabei auch: bei den fränkischen Merowingern war das Maerzfeld traditionell und nach römischem Vorbild ein Landstück außerhalb der Stadtmauern, auf dem in Friedenszeiten das Vieh gehütet und im Krieg das Heer auf den Kampf vorbereitet wurde.

Nun, mehr als 15 Jahrhunderte später, betrachten die sechs fränkischen Musiker das brachliegende Stück Länderei als Sinnbild des Lebens: es liegt einzig und alleine in der Hand des Benutzers, was er aus ihm macht. Zielgerichtet und die Arbeit nicht scheuend kann man es in friedlichen Höhen und kriegerischen Tiefen des Lebens bestellen und der Anomalien und Morbiditäten der Gesellschaft zum Trotz eine gute Ernte erzielen.

Musikalisch geht es vom ersten Ton an in die gleiche Schiene, wie es die großen Vorbilder Rammstein schon vorgemacht haben (auch Heli’s Gesang ist nah an Till Lindemann dran). Das ist aber auch kein Wunder, wenn man zuvor als Tribute-Band durch die Lande zog. So sind schon mehrfach große Künstler entstanden. Und das die Jungs es drauf haben, das zeigen sie in den elf Stücken des Albums sehr deutlich, auch wenn sie aus meiner Sicht nicht immer den guten Geschmack treffen. Als Negativbeispiel sei hier der Titel „Still“ erwähnt, auf den ich nicht näher eingehen werde.

Gestartet wird mit dem Stück „Vollkommen“, das sich mit dem Gefühl auseinandersetzt, selbstherrlich und selbstverliebt zu sein. Hier treffen Keyboardmotive auf druckvolle Gitarrenwände und Schlagzeugrhythmen. Schon in diesem ersten Song wird deutlich, das es Maerzfeld - wie ihre Vorbilder - verstehen, ihrem gehärteten Rock eingängige Melodien zu verpassen. Auch finden sich einige sehr schöne Soli in den Stücken, die sie von ihren Vorbildern noch abheben.

„Hübscherlein“, ein Stück, das im Rotlichtmilieu spielt, wird mit dem Akkordeon ein französisches Flair verpasst. Das klingt ungewöhnlich aber gut. Ein fettes Brett - wie bei Rammstein - gibt es bei „Vaterland“, während „Lass Ab“ in einem recht sanften Kleid daher kommt und mehr nach Unheilig klingt. Ein Song, der unter die Haut geht. In „Virus (Der Gast)“ singen sie aus der Sicht eines tödlichen Virus (HIV) einen Song der eher im Metal angesiedelt ist. Und mit „Exil“ haben sie noch so eine sanfte Nummer im Programm, die hypnotisch wirkt. Den Abschluss bildet dann wieder ein Song im typischen Rammstein-Gewand.

Maerzfeld haben mit „Tief“ ein wirklich beeindruckendes Werk, das sehr stark im Fahrwasser von Rammstein segelt, als Debüt veröffentlicht. Wer die Musik von Rammstein mag, der liegt mit diesem Album goldrichtig.

Stephan Schelle, März 2012

   

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