Madrugada – The Best Of

Madrugada – The Best Of
EMI (2011)
(28 Stücke, 140:32 Minuten Spielzeit)

Der Name Madrugada kommt aus der spanischen/portugiesischen Sprache und bedeutet „Morgengrauen“. Wer bei diesem Name aber eine Band aus dem südlichen Europa vermutet, der liegt völlig falsch, Madrugada sind nämlich eine norwegische Rockformation. Nächste Assoziation bei dem Namen: sie machen Musik mit mediterranem Flair. Ebenfalls falsch, denn sie klingen fast amerikanischer als manche Band aus den Staaten.


Bereits im Jahr 1995 gründete sich Madrugada (damals als Quartett) mit den Musikern Sivert Høyem (Gesang), Robert S. Burås (Gitarre), Frode Jacobsen (Bass) und Jon Lauvland Pettersen (Schlagzeug). Die Band kann auf insgesamt fünf Studioalben zurückblicken, beginnend mit dem 99’er Album „Industrial Silence“ bis hin zum 2008’er selbst betitelten letzten Werk. Zeit genug, um eine Retrospektive von dieser auf einen melancholischen/kraftvollen Sound spezialisierten Indie-Rock-Band herauszubringen. Und dabei klingen Madrugada an vielen Stellen recht retromäßig. Das kommt aber so gut rüber, dass es authentisch ist.

Am 21.01.2011 erschien die DoppelCD „The Best Of“, deren zwei CDs insgesamt 27 Songs inklusive aller Singles und diverser Album-Titel sowie die bisher unveröffentlichte Nummer „All This Wanting To Be Free“ enthält. Bei der Platzierung der Stücke ist das Label nicht chronologisch vorgegangen, was aber auch nicht weiter ins Gewicht fällt, denn die Zusammenstellung funktioniert auch so ganz hervorragend.

Während CD 1 die raueren und rockigeren Songs sowie einige Livetitel präsentiert, vereint der zweite Tonträger atmosphärische bzw. dramatische Lieder und Balladen. Darunter Klassiker wie „Strange Colour Blue“ und „This Old House“ vom Debutalbum oder zum Beispiel „Sail Away“ von der CD „The Deep End“.

Auf dem ersten Silberling finden sich - wie schon erwähnt - die rockigeren Nummern, was sich in sägenderen Gitarren und in einem etwas druckvolleren Schlagzeug widerspiegelt. Hier klingen Madrugada eine Spur nach R.E.M., wie beispielsweise im Opener „The Kids Are On High Street“. Retro kommt dann in „7 Seconds“ auf, das etwas rotzig klingt und einfach nur Spaß macht. In „Look Away Lucifer“ erklingt eine Mixtur aus Folk und sanften Led Zeppelin (auch wenn der Vergleich ein wenig weit hergeholt ist). Hier zeigt sich auch die unterschiedliche Stimmlage von Sivert. Insgesamt enthält die erste CD etwas dreckiger gespielte Songs, während der zweite Datenträger eher in die verträumte Ecke treibt.

CD Nummer 2 geht mit seinen melancholischen Balladen direkt unter die Haut, was sich unter anderem in Stücken wie „Strange Colour Blue“ oder „Vocal“ die jeweils in einer 2010 digital remasterten Versionen vorliegen, zeigt. Aber auch die anderen Stücke lassen klanglich keine Wünsche übrig.

„The Best Of“ von Madrugada zeigt eine sehr gelungene Werkschau dieser beeindruckenden Band, deren Herkunft, wüsste man es nicht besser, man eher in die USA als nach Norwegen verlegen würde. Das liegt zum einen an den herrlichen Gitarrensounds und an Sivert’s akzentfreiem Gesang. Ein tolles Album das der Indie-Rockband aus dem hohen Norden absolut gerecht wird.

Stephan Schelle, Januar 2011

   

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