LÜÜL &
Band -
Fremdenzimmer Drei Jahre nach seinem letzten Album „Wanderjahre“ veröffentlicht der Berliner Musiker Lutz Graf-Ulbrich, genannt LÜÜL (Agitation Free, Ashra, Nico, 17 Hippies), am 11.05.2018 sein neuestes Werk. Es trägt den Titel „Fremdenzimmer“ und enthält 13 wunderbare Songs im Singer/Songwriter-Stil, die ein ums andere Mal eine Portion Pop in sich tragen. Neben LÜÜL (Gesang, Gitarren, Ukulele, Flügel) sind noch Kruisko (Akkordeon, Marimba, Keyboards, Harmonium, präparierter Flügel, Gesang, Perkussion), Kerstin Kaernbach (Geige, Bratsche, Flöte, Theremin, singende Säge, Gesang), Daniel Cordes (Kontrabass, Gesang, Perkussion) und Uwe Langer (Tuba) mit an Bord. |
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LÜÜL
hat wirklich eine sehr markante Stimme, die jeden Song prägt. Dazu kommt
das die Instrumentierung bei den Songs sehr gut gewählt ist, so das von
Beginn an eine ganz besondere Stimmung entsteht. Sehr oft verbreiten LÜÜL
& Band dabei französisches Flair, was den Stücken eine gewisse
Chansonhaftigkeit verleiht. Das zeigt sich schon im ersten Song „Nächte
und Träume“, bei dem er die Sehnsucht nach dem Meer ausdrückt. Ein
toller Eröffnungssong, der sofort gefangen nimmt und der darüber hinaus
durch die sehr akzentuiert gesetzten Instrumente und die eingängige
Melodie glänzt. Das
Album strotzt nur so vor toller Songs, bei denen LÜÜL das Leben sehr gut
beschreibt, allerdings oftmals die dunkleren Seiten thematisiert. So
beschreibt er den Drang aufgrund einer unerfüllten, nicht erwiderten
Liebe auszusteigen („Fräulein C.“), den Wahnsinn der Technologie, dem
wir uns alle hingeben in „Menschenvermesser“ oder beschreibt in
„Leben ist gut“ die heutige Zeit, deren Entwicklung bedenkliche Ausmaße
annimmt, in dem er viele Tendenzen anprangert und zum Schluss kommt
„Leben ist gut – nur die Welt ist schlecht!“, eine Aussage die
zeigt, dass viele Menschen resignieren oder teilnahmslos zusehen. In
„Dumm gelaufen“ geht es dann um einen Jungen der beim Stehlen in einem
Eiswagen sein Leben verliert während LÜÜL dann das Problem sich nicht
entscheiden zu können in „Wankelmut“ themaisiert und in den Songs
„Schnauze voll“ und „Hohe Wellen“ macht sich dann sogar eine Spur
von Aufgabe breit. Die Songs verbreiten allerdings eine warme Melancholie
die den Hörer nicht belastet, jedoch zum Nachdenken bewegt. Dem steht
dann beispielsweise der positive Song „Gut zu wissen“ gegenüber. Musikalisch
haben LÜÜL & Band die Stücke sehr gut in Szene gesetzt. Sobald man
die CD einmal eingelegt hat ist man schnell vom Stil des Berliners
infiziert. „Fremdenzimmer“ beweist eindrucksvoll, das LÜÜL zu den
besten deutschen Singer/Songwritern gehört, auch wenn es an vielen
Stellen recht melancholisch zur Sache geht. „Fremdenzimmer“ ist ein
sehr empfehlenswertes Album. Stephan Schelle, Mai 2018 |
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