Lunatic Soul - Impressions

Lunatic Soul - Impressions
Kscope Music / Edel (2011)
(10 Stücke, 49:24 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2008 veröffentlichte der Sänger und Bassist der polnischen Progressiverockband Riverside, Mariusz Duda, seine erste SoloCD unter dem Titel Lunatic Soul. Im Jahr 2010 folgte dann der mit „II“ betitelte Nachfolger und am 14. Oktober 2011 legt Mariusz nun das dritte Werk vor, das den Titel „Impressions“ trägt.

Das neue Werk von Lunatic Soul, „Impressions“ wird mit Spannung erwartet. Mariusz Duda gilt als schillernder Kreativkopf, der es exzellent versteht, anspruchsvolles Können mit unter die Haut gehenden Melodien und Sounds zu verbinden.


Songs, die aus seiner Feder stammen, sind packend, mitreißend und zugleich uneinholbar anspruchsvoll intoniert. Als Duda 2008 mit seinem selbstbetitelten Lunatic Soul-Debüt die Musikwelt überraschte, war schnell klar, welches Ziel diese Band verfolgen sollte: Duda hat sich und seine facettenreiche Musikerpersönlichkeit in ihr selbstverwirklicht.

Acht der zehn Stücke hat Duda mit Titelnamen von „Impression I“ bis „Impression VIII“ bezeichnet. Danach folgen noch die beiden Stücke „Gravestone Hill (Remix)“ und „Summerland (Remix)“, bei denen er jeweils einen Track der beiden Vorgängeralben neu gemischt hat. Aus den spärlichen Promotexten ist leider nicht zu ersehen, wer dieses Mal an der Produktion als Musiker beteiligt ist.

Auch auf dem dritten Album, ist Mariusz seinem Lunatic Soul-Stil treu geblieben, denn schon der Opener „Impression I“ klingt recht elektronisch. Auffällig ist hier aber der echohafte, pumpende Rhythmus zu dem Mariusz sehr sphärisch und ambient seine Stimme einfügt. Das geht schon recht schnell unter die Haut, vor allem, wenn die Akustikgitarre einsetzt entwickelt sich das Stück zu einem fesselnden Track, der sich aber noch weiter zu steigern weiß.

Klavier und Akustikgitarre starten in „Impression II“. Die einfache Melodie bohrt sich sofort ins Hirn. Zwar hat dieses Stück nicht den fesselnden Rhythmus, wie der erste Track, doch ist er nicht minder intensiv und berauschend. Sanfte Klänge von Gongs und Xylophon erwecken in „Impression III“ eine asiatische Stimmung. Nach anderthalb Minuten kommen zu ausgefeilter Perkussion aber noch tolle Gitarrenmotive, die mich ein wenig an Riverside erinnern. Hier kann Duda dann seine Hauptband doch nicht ganz verleugnen, was aber auch nicht verkehrt ist. Das mehr als siebenminütige Stück entwickelt im Verlauf immer mehr Dynamik.

„Impression IV“ hat durch die Akustikgitarre ein gewisses nostalgisches Flair und erinnert auch ein wenig an Produktionen von Steven Wilson. Die Bassgitarre in „Impression V“ erinnert zunächst an Pink Floyd’s „A Pillow Of Winds“ vom „Meddle“-Album, entwickelt sich aber schnell in eine andere Richtung. Eine mediterrane Akustikgitarre wird dabei mit hypnotischen Keyboardsounds kombiniert. Und auch die anderen Stücke bestechen durch ihre hohe Intensität. Duda leistet sich keinen Schwachpunkt auf seinem neuen Album.

„Gravestone Hill“ wirkte in der Akustikversion des Originals zerbrechlich und hat jetzt im Remix einen synthetisch, hymnischen Anstrich bekommen. Der fette, pumpende Bassrhythmus macht es noch dynamischer. „Summerland“ wurde dagegen ein treibender Perkussionrhythmus, der im Original nur ansatzweise zu hören ist, verpasst. Durch diesen annähernd in Richtung Safri Duo gehenden Rhythmus erhält das Stück nun einen noch ethnischeren Touch, der gut zu ihm passt.

Mit Lunatic Soul hat Mariusz Duda ein Projekt aufgebaut, in dem er hypnotische Musik, jenseits seiner Hauptband Riverside produzieren kann. Die Stücke sind von einer unglaublichen Atmosphäre beseelt, die süchtig macht. Vom ersten Ton an nimmt er den Hörer gefangen und lässt ihn nicht mehr aus seiner Umklammerung los. Ein grandioses Werk.

Stephan Schelle, Oktober 2011

   

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