Los Natas - Toba Trance
 

Los Natas - Toba Trance
Nasoni (2004)
(9 Stücke, 94:32 Minuten Spielzeit)

Das wunderschön aufgemachte Doppelalbum der Argentinier macht wirklich schon mal optisch viel her. Schönes Gatefoldcover, in dem die beiden Langrillen stecken, beide Platten sind aus farbigen Vinyl, meine zumindest sind knallrot (LP 1 ) und kräftig lila (LP 2).

LP 1 enthält mit dem fast 23 Minuten langem „La Tierra Delfin“ nur einen Track, der es aber gleich in sich hat. Eine mir irgendwie bekannt vorkommende Gitarrenfigur wird variiert (sie erinnert mich an Mike Oldfields Tubular Bells-Melodie), dazu spielt die Rhythmussektion einen langsamen, mal angenehmen, mal unheilschwanger sich aufbauenden Rhythmus.


Man wartet eigentlich die ganze Zeit auf die Explosion des Ganzen, wilde Gitarren Triaden, heftige Solis, aber die bleiben aus. Kurz vor dem Schluss gibt es eine Art Eruption mit Gitarreneffekten droht das bisher wohl strukturierte Stück im Chaos zu versinken, fängt sich jedoch wieder und der tolle Song endet, wie er begann.

Seite 2 beginnt mit „Que Rico…“ das wieder mit einer schönen Gitarrenfigur geschmückt ist, mal etwas rockiger, dann wieder etwas ruhiger seine Bahnen zieht. Zum Schluss zieht die Gitarre das Tempo an und mit einem spacigen Synthie wird man durch den psychedelischen Orbit gejagt. Hier ist ganz klar Headbangen angesagt.

Wenn man nach diesen spacigen 15 Minuten die Augen wieder öffnet, bekommt man zum Ausklang der ersten LP „Die Possime“ geboten. Dieses wird von einem Gewitterdonner, Trommeln und spacigen Sounds eröffnet. Verzerrte Gitarren (vorwärts wie Rückwärts) dringen verschwommen durch ein Rauschen von Sounds, aus dem lediglich eine Perkussionsspur deutlich heraus klingt. Nach ca. sechs Minuten übernimmt eben diese die Führung und endlich bildet sich eine Art Melodie. Die aufkommende Gitarre klingt südamerikanisch. Doch dieser Moment der Stille ist trügerisch, denn dieses ebenfalls fast 16 Minuten lange Stück endet in einem infernalen Ausbruch an Schreien und Gitarreneffekten wie ein psychedelischer Albtraum.

Die 2. LP wird mit absolutem Kontrastprogramm eröffnet. Der erste Song „Tomatio“ ist ein ziemlich einfacher, nur auf  Akustikgitarre vorgetragener, wahrscheinlich argentinischer, in meinen Ohren aber mexikanisch klingender Folksong. Klingt etwas schräg und ist auch nach kurzer Zeit vorbei. Der zweite Song „Traicion En El Arrocero“ wird dann von einem sehr schönem Gitarrenpart eröffnet, der doch dem Syd Barett Song „If It Is In You“ sehr ähnlich ist. Doch nach einem kurzen Break geht es dann ziemlich straight mit straffen Drums und Bässen, sowie einer treibenden Gitarre in Stoner-Psych Manier weiter. Es gesellen sich tolle Solis dazu und wird schön abgedreht. Manchmal erinnert mich das dann auch schon wieder an eine moderne Fassung von „Astronomi Domini“. Das ganze steigert sich in Tempo und Lautstärke und endet in einem kakophonischem Finale, obwohl, nicht ganz, denn zum Schluss bildet sich doch wieder die Melodie heraus und alles verliert sich im Fade-Out.  Das abschließende „Matorosso“ beginnt mit tiefen Drums und der schon bekannten Gitarre. Zum Ausklang gibt es dann noch das dumpfe sonore Digeridoo. Ein dumpfes, aber passendes Ende dieser Platte

Ende deshalb, weil dies wohl alle Tracks der CD Version sind, auf Vinyl gibt es aber noch eine Bonus Seite mit drei weiteren Tracks. Diese Bonusseite wird von seltsamen Geräuschen eröffnet, die dann in eine wavige Gitarrenpassage mündet (wavig deshalb, weil es mich an frühe Cure-Platten erinnert). Der Bass treibt, die Gitarre schneidet und alles kling düster und kalt. Der Song heißt „Humo De Marihuana“ und entwickelt sich zu einem fantastischen Flok Psych Stoner Song. Man fühlt sich ein wenig an die Orzic Tentakles erinnert, da die Percussions auch etwas nach Tribal klingen. Also Augen zu und ab durch den Hyperspace. Insgesamt ist dieses Klangwerk das eingängigste Stück in meinen Ohren.

Es schließt sich noch „La Spea“ an, das mit langsamen tiefen Bässen, einer netten Gitarre wieder durchaus an Floyd von 1968 erinnert. Auch das Schlagzeug klingt stark wie Nick Mason zu dieser Zeit. Abschließend gibt es dann noch eine Live Version von „Que Rico….“

Mein Fazit: eine wirklich schöne Psych-Platte, die allerdings nur dem wirklichen Psychfan zu empfehlen ist, dem mit Mut zum Experiment, also nichts für Einsteiger.

Wolfgang Kabsch

   

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