Livin’ Evil – Prayers And Torments
Eigenvertrieb (2023)

(14 Stücke, 73:19 Minuten Spielzeit)

Die französische Band Livin’ Evil wurde schon im Jahr 1992 auf Initiative der Gitarristen Patrick und Eric Pairon gegründet, die von Antony Cochin am Schlagzeug und Wilfried Roy am Bass unterstützt wurden. Es entstanden aber nur einige Demos. Nach zahlreichen lokalen Konzerten stieß Jérộme Viel Anfang 1996 als Bassist zur Band. Er ist auch die Triebfeder hinter der Veröffentlichung von „Prayers And Torments“, das am 06.03.2023 veröffentlicht wurde.


Livin’ Evil schlug in den 1990er Jahren eine Heavy Metal Old School vor, bei der das Talent ihres Sologitarristen, Patrick Pairon, sehr von epischen und technischen Soli geprägt war. Patrick starb leider viel zu früh im Jahr 2018. Seine Musik und sein Talent blieben nur in wenigen Erinnerungen. 4 Jahre nach seinem Tod beschloss Jérộme Viel, seinem vermissten Freund Tribut zu zollen, indem er alle Songs von den 2 Demos und einige Rehaersal-Stücke und Live-Versionen aufnahm, mit einer Soundproduktion, die ihren Namen verdient.

Am Anfang stand die Überarbeitung der Gitarrenrhythmen mit Hilfe der beiden Gitarristen und Freunde Kiato Luu und J.A. Jacq. Ein neues Livin’ Evil war geboren. Fabio Alessandrini (Annihilator, Bonfire, Enemy Eyes und kürzlich Schlagzeuger bei den Live-Sessions von Rhypsody Of Fire) wurde als Session-Musiker angeheuert, um die Schlagzeugparts der 12 für das Album ausgewählten Tracks aufzunehmen. Als Jérộme diese neuen Klänge und ihr Potenzial hörte, beschloss er, sich auch nach Session-Gitarristen umzusehen, die näher an den Soli von Patrick spielen und ihnen die Freiheit lassen sollten, sie nach ihrem jeweiligen Spiel und Gefühl zu interpretieren. Timo Tolkki stimmte schnell zu. In der Folge wurden weitere talentierte Gitarristen ausgewählt, wie z.B.: Phil Tougas (First Fragment - 2 Soli), Simon Girard (Beyond Creation), Roland Grapow (Masterplan, früher Helloween), Xavier Boscher (Ex Misanthrope und Autodidakt), Kosta Vreto (Wardrum).

Die Kernmannschaft von Livin’ Evil besteht aus Jérộme Viel (Bass), J.A. Jacq (Gitarren), Tasos Lazaris (Gesang), Kiato Luu (Lead-Gitarre) und Fabio Alessandrini (Schlagzeug).

Da die Originaltexte verloren gegangen sind, hat Jérộme neue Texte geschrieben, inspiriert durch das Hören der Originalsongs (sehr schwierig, aber mit dem Talent von Tasos ist es perfekt gelungen). Die Initialen dieses Titels bilden insbesondere P.A.T. (Abkürzung von Patrick), um den Tribut bis in die kleinsten Details auszurücken!

14 Stücke mit Laufzeiten von 1:05 bis 8:31 Minuten Spielzeit sind auf der CD enthalten, die in einem vierseitigen Digipak erscheint. Ein Booklet ist nicht enthalten, dafür ist im Innenteil ein Foto von Patrick Pairon abgedruckt.

Das eröffnende, einminütige „The Tree Of Evil“ ist ein Intro mit mysteriösen Klängen und einem düster/gespenstisch wirkenden, gesprochenen Text. Es endet mit einem Sample, das sich anhört, als würde man eine Gruft öffnen. Dann setzt aber auch schon der 7:18minütige erste Song „Another Preacher Of Satan“ ein. Metalgitarren und Schlagwerk starten in diesen Song, bei dem nach nicht ganz einer Minuten Taos mit seinem Gesang beginnt und zeigt, dass er perfekt in dieses Genre passt, wurde sein Gesang doch durch Bruce Dickinson, Rob Halford, Michael Kiske und vielen anderen inspiriert. Und das passt auch ganz gut. Im Mittelteil wird dann nach einer recht frickeligen Passage ein sehr ruhiger, melodischer Part eingefügt, auf den sich ein sehr schönes Gitarrensolo von Simon Girard legt. Das hat in diesem Part auch eine Spur von Progmetal.

Dem schließt sich dann das 4:50minütige „Behind The Light“ an, das knackigen Metal bietet. Das ist zwar alles nicht neu, geht aber trotzdem gut ins Ohr. Danach folgt mit „Through The Night“ ein weiterer Longtrack, der es auf 8:31 Minuten Spielzeit bringt und bei dem in der zweiten Hälfte ein Hochgeschwindigkeits-Solo von Gitarrist Phil Tougas eingebaut wurde. Sehr atmosphärisch und sentimental beginnt dann das 4:43minütige „Song For A Dead Man“, das aber nach nur 30 Sekunden wieder in den Metalmodus schaltet. Ab Minute 2:30 wird es dann aber wieder sehr atmosphärisch und melodisch. Gerade diese Passage fesselt.

Das 1:22minütige „Illusory Dreams“ ist eine recht düster und unheimlich wirkende Klangkollage, die als Zwischenspiel fungiert und vom druckvollen, 3:54minütigen „Smile Of The Knife“ abgelöst wird. Der Rest des Albums ist in ähnlichem Stil gehalten.

„Prayers And Torments“ der Band Livin’ Evil, dass das Andenken an den zu früh verstorbenen Gitarristen Patrick Pairon erhalten soll, bietet straighten, melodischen Metal.

Stephan Schelle, Juni 2023

   

CD-Kritiken-Menue