Lind – The JustificationOf Reality Part II – A 3rd Ear Conversation
Progressive Promotion Records (2023)

(10 Stücke, 75:28 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2021 hat Multiinstrumentalist Andy Lind sein Soloprojekt Lind mit dem ersten Teil seiner „The Justification Of Reality“-Trilogie herausgebracht. Der Schlagzeuger der deutschen Band The Ancestry Program (kurz TAP), legt am 08.12.2023 nun den zweiten Teil, der den Titel „A 3rd Ear Conversation“ trägt, nach. Die CD erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve mit sehr ansprechender Covergestaltung. Andy Lind hat auf dem Album nicht nur Schlagzeug, sondern auch Gitarren, Bass und Keyboards eingespielt sowie Teile gesungen und programmiert.


Er konnte darüber hinaus für sein Werk wieder hochkarätige Gastmusiker aus der deutschen und internationalen Prog-Rock- und Jazz-Fusion-Szene rekrutieren. Keyboarder und Schlagzeuger Gary Husband (John McLaughlin, Allan Holdsworth), sowie an den Keyboards Steve Hunt (Allan Holdsworth). Am Gesang wird er von Arno Menses (Subsignal), Marco Glühmann (Sylvan), Sami Gayed (Soulsplitter), Ben Knabe (TAP) und Stefan Weyerer (Copper) unterstützt. Die Gitarren-Armada umfasst illustre Namen wie Jan Zehrfeld (Panzerballett), Wolfgang Zenk (7for4) und Kalle Wallner (RPWL, Bind Ego). Viele weitere namhafte Musiker nehmen an der „Conversation“ teil, wie die deutsche Prog-Legende Marek Arnold von Seven Steps To The Green Door, Cyril, Toxic Smile, UPF, The Samurai Of Prog etc.

Die Musik auf dem Album ist nichts für zart besaitete Gemüter. Auf dem Album geht es nämlich ganz schön zur Sache. Die Stücke sind komplex und vermischen Progressive Rock mit Metal und Jazz. Damit geht Andy Lind noch eine ganze Strecke weiter als mit seiner Band TAP, deren Musik wesentlich eingängiger und harmonischer ist.

Mit dem 8:44minütigen „Wounded Knees“ startet das Album zunächst recht elektronisch und mit herrlich filigranen Rhythmen. Aber schon nach knapp einer halben Minute deutet sich an, dass es nicht dabei bleiben wird, denn der erste kurze Metaleinwurf kommt auf. Nach wenigen Momenten wird es sehr komplex und auch leicht jazzig mit einer gehörigen Metalnote. Gesungen wird dieser erste Track von Arno Menses, den man aber – auch durch einen leichten Hall in der Stimme – nicht wirklich erkennt. Dieser Track ist noch recht eingängig, weist aber schon heftige Passagen auf. Und das wird sich dann durch das ganze Album ziehen.

Die Songs durchziehen immer wieder sehr vertrackte Passagen, die immer wieder von harmonischen Parts durchbrochen werden, wie etwa im 7:34minütigen „Lost Words“. „This Dream“ erinnert ein wenig an Panzerballett, was sicherlich auch an Jan Zehrfeld liegt, der hier ein Gitarrensolo beigesteuert hat. Aber im Refrain kommt sogar eine Melodie auf, die an The Flower Kings erinnert. Und dann kommt noch eine Piano-/Keyboardpassage hinzu, die sehr jazzig klingt. Das zeigt die ganze Bandbreite, die sich auf dem Album ausbreitet.

Im 8:34minütigen „Another Try“ greift dann Sylvan-Sänger Marco Glühmann zum Mikro. Seine Stimme ist deutlich zu erkennen, auch wenn musikalisch weit von seiner Stammband entfernt. Auch hier geht es über weite Strecken komplex und recht heftig zur Sache.

Andy Lind hat mit „The Justification Of Reality - A 3rd Ear Conversation” ein Album herausgebracht das Progressive Rock mit Metal und Jazz auf sehr komplexe Weise miteinander verbindet. Die wenigsten Passagen sind dabei harmonisch angelegt. Fans von Panzerballet & Co. werden ihre Freude an diesem Werk finden. Ich empfehle auf jeden Fall vorher in das Album hinein zu hören.

Stephan Schelle, Dezember 2023

   

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