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Limite Acque
Sicure - Limite Acque Sicure Progressive Rockmusik hat seit den frühen 70’er Jahren eine große Bedeutung in Italien. Bands wie ELP, Genesis & Co. feierten schon früh große Erfolge in dem Mittelmeerland. Das führte auch dazu, dass sich schon früh Progressive- und Artrockbands in Italien gründeten wie zum Beispiel Banco del Mutuo Soccorso oder PFM und sich eine größere Szene entwickelte. Das neueste Bandprojekt nennt sich Limite Acque Sicure und veröffentlicht im Herbst 2022 ihr selbst betiteltes Debütalbum. |
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Die
Band setzt sich aus folgenden Musikern zusammen: Andrea Chendi (Gesang),
Ambra Bianchi (Flöte Gesang, Harfe), Antonello Giovannelli (Keyboards),
Luca Trabanelli (Gitarren), Paolo Bolognesi (Schlagzeug) und Francesco
Gigante (Bass). Das Debütalbum bietet sieben Stücke, von denen sechs
gute acht Minuten und länger sind. Limite
Acque Sicure wurde 2005 in Ferrara gegründet und ist seit 2016 ein
Sextett. Die Mitglieder der Band haben unterschiedliche Ursprünge und
Horizonte, von Metal bis Fusion, von Klassik bis Rock, aber genau das ist
das Geheimnis ihrer Formel. „Die Gruppe ist ein Ort der Konfrontation,
die unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen sind eine wertvolle
Ressource, aus der wir immer wieder schöpfen. Die Lieder stellen die
Synthese oder vielmehr die Möglichkeit des Zusammenlebens unter einem
Dach dar“. Limite
Acque Sicure ist ein Konzeptalbum, das von der Philosophie der
menschlichen und künstlerischen Veränderung, des Risikos und der
Evolution inspiriert ist: Song für Song kreuzt dieses Album Themen wie
„die Veränderung des Selbstbewusstseins, der Wahrnehmung der Beziehung
zur eigenen Welt, der wirklichen Reise, des Bedürfnisses, die
grundlegenden Bedürfnisse des Lebens zu befriedigen. Das Konzept der
Evolution erstreckt sich auch auf die zivilisatorische Ebene oder auf das
menschliche Gefühl, wie das einer Mutter für ihre Kinder, ein
anstrengender Weg, immer jenseits der Grenze“. Musikalisch
wandelt das Album zwischen traditionellem Prog und Neo-Prog und bietet
herrliche Melodien und Instrumentalparts. Neben sechs Eigenkompositionen
findet sich auch eine Interpretation des Banco del Mutuo Soccorso-Stückes
„Il giardino del mago“ auf dem Album, das mit 15:51 Minuten auch der längste
Track auf dem Silberling ist. Das
Album beginnt aber mit dem 12:48minütigen „Sogno d’Oriente“. Mit
orientalischen Klängen (Keyboards und Percussion) und Stimmgewirr, wie
von einem Markt, beginnt das Stück. Die Band entfacht zunächst ein
Szenario wie in einer Kasba. Dann wechselt die Band aber nach anderthalb
Minuten in den Rockmodus und entfacht ein proggiges Feuerwerk, bei dem sie
an die Musik ihrer Landsleute von Banco del Mutuo Soccorso oder PFM
erinnern. Die Flöte bringt darüber hinaus noch ein leicht folkiges
Element mit in die Musik. Die Band wandelt zwischen druckvollen und sehr
schönen, melodischen Passagen und lässt sich reichlich Zeit für
melodische Soli. Zu
Beginn von „Terra straniera“ hat man das Gefühl eine alte Platte
aufzulegen, denn es knistert schön, während eine Pianomelodie von Cello-
und Bläserklängen umgarnt wird. Langsam entwickelt sich eine sanfte eingängige
Nummer mit herrlichem Flötensolo. Ein eindringlicher Song voller
Emotionen. Eine
leichte Jazznote kommt dann im nächsten Track, „Il respiro
dell’anima“, in den Progsound hinein. Sanfte Melodiebögen bestimmen
das Bild und werden ein ums andere Mal von kantigen Klängen und
Metalrhythmen durchbrochen. „Antico mare“ beginnt mit verhalltem
Wellenrauschen und Keyboardklängen. Mysteriös sind die ersten Minuten
des Stückes, das nach gut zweieinhalb Minuten dann seine Strahlkraft
entfaltet. Leichtes
Genesis-Feeling kommt zu Beginn von „Fiamme intorno“ auf, das aber
durch druckvolle Rhythmik schnell in eine andere Richtung gelenkt wird.
Der 10:48minütige Song hat einige Struktur- und Melodiewechsel zu bieten
und kann so - wie auch die anderen Stücke - seinen Spannungsbogen hoch
halten. Zu
der Coverversion von „Il giardino del mago“ sagt die Band: „Es
war eine große Genugtuung und eine große Ehre, die Musik von Banco
aufzuführen, die für uns sehr anregend war, da sie einen Schritt in
Richtung eines originellen musikalischen Vorschlags darstellt. Die Suite
ist eines der bedeutendsten Lieder in der gesamten Geschichte der
Progressive Music und eines der am schwierigsten zu spielenden. Nicht nur
und nicht so sehr vom technischen Standpunkt aus, sondern vor allem von
der Interpretation, von der Atmosphäre. Wir haben versucht, das Gefühl
der Erwartung und des Mysteriums, das das ganze Stück durchdringt,
hervorzuheben, indem wir uns den Schwierigkeiten, auch bei der Live-Aufführung,
mit der ganzen Vorsicht und dem Respekt stellen, die man großen
Kunstwerken vorbehalten muss“. Das
Album endet dann mit dem etwas mehr als zwei Minuten kurzen Track „Ti
salverà“. Der Track sticht ein wenig aus dem Album heraus, da die Band
hier im Akustikmodus agiert und dadurch recht folkig klingt. Das
selbst betitelte Debütalbum der italienischen Band Limite Acque Sicure
muss sich weder vor ihren großen Landsleuten wie Banco del Mutuo Soccorso
oder PFM noch vor internationalen Bands verstecken. Wer kein Problem mit
der italienischen Sprache hat, der bekommt ein wunderbares
Prog/Neo-Prog-Album. Man darf gespannt sein, wie es mit der Band
weitergeht. Der Erfolg ist ihnen auf jeden Fall zu gönnen. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
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