Le Mur - Exorta
Clostridium Records (2018)

(7 Stücke, 47:11 Minuten Spielzeit)

Die aus Bochum stammende Band Le Mur veröffentlicht am 21.09.2018 mit „Exorta“ ihr drittes Album und zugleich den letzten Teil ihrer Trilogie, die mit „In Tenebris“ im Jahr 2011 begonnen und im Jahr 2013 mit „Silentia Nova“ ihre Fortführung erlebte. Aus verschiedenen Gründen hat es aber fünf Jahre gedauert, bis die Trilogie abgeschlossen werden konnte. Das Trio bestehend aus Janine Ficklscherer, Matthias Gräf und Georgios Dosis hat die Stücke zwischen 2013 und 2018 komponiert und aufgenommen. Gemixt wurde das Album von Eroc.


„Exorta“ wird auf Vinyl sowie als Download erhältlich sein. Mir lag zur Besprechung eine CDR vor, die das Material des neuen Werkes beinhaltet.

Auf „Exorta“ machen die drei Bochumer dort weiter, wo sie mit ihrem Stil aus Heavy-Dark-Trip-Rock mit Space- und Prog-Einflüssen auf dem 2013’er Album „Silentia Nova“ aufgehört haben. Das zeigen sie gleich im Opener „O.m.e.n. - Towards The End“, in dem sie psychedelische, elektronisch/spacige und an die 70’er Jahre angelehnte Klänge bieten, die sie mit krautigen Rhythmen versehen. Das ist zunächst ein guter Einstieg in das Album.

Mit dem Aufschrei „Gottverdammte Kreatur“ geht es dann in dem nächsten, 9:25minütigen Stück „Die Nacht der Lemuren (Teil 1)“ weiter. Hier kommen dann auch einige punkige Elemente auf, was vor allem durch den Rhythmus und den von Matthias Gräf herausgerotzten Text hervorgerufen wird. Dem stehen dann einige ruhige, psychedelische Phasen im Stück als Kontrapunkt gegenüber. Hier treffen teils verstörend wirkende Passagen (im punkigen Teil) auf herrlich psychedelische Momente aufeinander, die eine ganz besondere Wirkung erzeugen. Im weiteren Verlauf wird es dann auch etwas experimentell. Ein leichter Bruch kommt dann in das Stück, wenn nach einer kurzen Stille das Saxophon erklingt und man meint einen neuen Song zu hören, sich aber weiterhin in „Die Nacht der Lemuren (Teil 1)“ befindet. Jetzt sind bis zum Ende hin gar jazzige Elemente in dem Track zu finden.

An die dritte Position hat die Band das Stück „(Intro) The Broken Pieces Of …“ gesetzt. Hier zeigt sich auch die kreative Kraft der Band ein Intro in die Mitte eines Albums zu stellen. Ruhig beginnt dieses knapp vierminütige, dreigeteilte „Intro“, dann wechselt es, sobald der Rhythmus einsetzt in eine Passage, die Wave, Spacerock und Psychedelic miteinander verbindet. Le Mur erzeugen damit eine eigenartige, fesselnde Stimmung, die man nicht beschreiben kann. Gerade von diesem Mittelteil („Broken“) hätte ich mir gerne eine längere Fassung gewünscht.

Experimentelle, elektronische Klänge eröffnen dann das Stück „Our Doom“, das aber schnell in Richtung Hawkwind & Co. driftet. Schwerfällige Rhythmen bilden die Grundlage für diesen Track, der somit eine hypnotische Ausstrahlung bekommt. Dem folgen drei Stücke, die alle knapp über der Acht-Minuten-Marke liegen. Den Beginn macht das psychedelische „These Symptoms Are Temporary“, das wie aus den späten 60’ern ins Hier und Jetzt transformiert wurde. Die Band spielt mit unterschiedlichen Tempi, die in einen hypnotischen Strudel münden.

Im Titelstück lassen Le Mur dann die Synthies flirren. Gerade die elektronischen Passagen machen dieses Stück aus. Aber auch diese Phasen halten nicht lange an und Le Mur entwickeln das Stück nach etwas mehr als zwei Minuten in eine andere Richtung. E-Gitarre und Keyboard entwickeln fast schon symphonische Rock-Attitüden. Sanft und harmonisch zieht der Track durch die Luft. Die letzten drei Minuten erfahren dann erneut eine Wandlung, die zu einem ekstatischen Ende führen. Ein klasse Track. Den Abschluss bildet dann das psychedelisch/krautig beginnende und in Triprock ausufernde „O.m.e.n. – Arisen“. Nach sieben Minuten sollte man den Player noch nicht abschalten, auch wenn Stille eintritt, denn ca. 20 Sekunden später geht es dann noch  mal kurz weiter mit einem kurzen Orgelpart, der aus dem Stück hinausleitet.

Wie schon oben erwähnt machen Le Mur auf ihrem dritten Output „Exorta“ da weiter, wo sie auf „Silentia Nova“ aufgehört haben. Eine gelungene Mischung aus unterschiedlichen Stilrichtungen, bei denen sich die Band aber immer treu bleibt.

Stephan Schelle, Oktober 2018

   

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