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L’Estate di
San Martino - Kim L’Estate di San Martino ist eine italienische Band, die 1975 gegründet wurde. Zu den aktuellen Mitgliedern gehört der Multiinstrumentalist Marco Pentiricci (Bassgitarre, Basspedale), einer der Gründer der Band, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Daneben stellt sich das aktuelle LineUp wie folgt dar: Luca Castellani (E-Gitarre), Marco Pentiricci (Flöte, Kiowa-Flöte, Saxophon, Harfe), Andrea Pieroni (Leadgesang), Riccardo Regi (12-saitige akustische und elektrische Gitarre, E-Gitarre), Sergio Servadio (Schlagzeug) und Stefano Tofi (Tasteninstrumente). Als Gastmusiker war noch Mauro Formica am E-Bass bei zwei Stücken beteiligt. |
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Sieben
Jahre nach dem Unplugged-Werk ist Kim eine elektrische Rückkehr, mit der
L’Estate di San Martino Themen wie Darwinismus, Transhumanismus, den
ewigen Gegensatz zwischen Religion und Wissenschaft und die ultimative
Grenze, bis zu der letztere getrieben werden kann, anspricht. So hat die
Band beschlossen, ihren Sound in Richtung eines modernen progressiven
Rocks zu verändern, der fast ohne die akustischen Passagen der
Vergangenheit auskommt, dafür aber voller elektronischer Elemente ist. Im
Mittelpunkt dieser stilistischen Entwicklung steht Andrea Pieroni, der
neue Sänger mit einem warmen und ausdrucksstarken Ton, der einem
musikalisch tadellosen Album den letzten Schliff verleiht. Erhältlich
als schwarze 180gr-LP mit 4-seitigem Booklet (30x30cm) und als CD im
Papersleeve mit drei Ghost Tracks. Die CD-Version hat 2 längere Stücke
(Inanna und Libera) als die LP-Version. Der letzte Song Tewar, nur in der
CD-Version, ist 11 Minuten lang (er enthält 3 Ghost Tracks). Die LP-Hülle
enthält ein 4-seitiges Booklet/Poster mit der Geschichte Kim, geschrieben
von Riccardo Regi. LP limitierte Auflage 300 Stück. Zehn
Stücke, die – bis auf die instrumentalen Stücke „Cretto“, „Il
Ciclope“ und „Tewar“ – in italienischer Sprache vorgetragen
werden, finden sich auf dem Album. Es beginnt mit dem 3:20minütigen
„Cretto“, das durch eine sehr schöne atmosphärische Stimmung
besticht, in der vor allem der sanfte Rhythmus und die Pianomelodie
hervortreten. Das hat neben symphonisch/proggigen auch einige leicht
funkige und jazzige Elemente. Markant zeigt sich im Sound von L’Estate
di San Martino auch der Einsatz der Querflöte. „Cretto“ stellt somit
einen gelungenen Prolog in das Album dar. Der
erste Song folgt dann mit dem 4:42minütigen „Sul prato“ das durch
Gitarre und Querflöte recht stark im Stil der frühen Genesis gehalten
ist. Diesen Stil ergänzen L’Estate di San Martino um weitere Elemente
(z. B. funkige Gitarren, elektronische Bläsersounds), so dass sie nicht
wie ein Genesis-Klon wirken, sondern sehr eigenständig klingen. Mit
einem Rhythmus, der auch an Gabriel-Produktionen erinnert, asiatischer Flöte
sowie afrikanisch wirkenden Percussion wartet dann unter anderem das
5:45minütige Stück „Inanna + Coda Inanna“ zu Beginn auf. Dies wird
dann in einen – erneut mit leicht funkiger Rhythmusgitarre und
Tull-artiger Flöte - sehr melodischen Part überführt. Dann setzt der
Gesang von Andrea Pieroni ein, der sich – wie auch in den anderen Stücken
- recht gefühlvoll mit der jetzt proggigen Musik verbindet. Ein sehr schöner
Track. Sanfte
Keyboardflächen und Flötenklänge eröffnen das 6:09minütige Stück
„Gocce“, das wie eine warme Brise den Raum füllt. Andreas etwas
rauchige Stimme sorgt ebenfalls für ein sehr angenehmes Wohlgefühl. Zwar
wird das Stück im Verlauf etwas druckvoller – u.a. durch einen
markanten Bass und etwas ausdrucksstärkeres Schlagwerk und Gesang –
doch schwebt der Track immer noch luftig leicht durch den Raum. Das
1:29minütige Zwischenspiel „Il Ciclope“ empfängt die Hörer dann zu
Beginn mit einem Mellotron-Gedächtnis-Intro des Genesis-Klassikers
„Watcher Of The Skies“, wechselt aber nach wenigen Momenten in einen
anderen Stil, der trotzdem leichtes Genesis-Feeling verströmt. Das
4:07minütige „Il monaco Pierre“ zeigt sich dann wieder von einer
etwas rockigeren Seite, die an italienische Progbands erinnert. Balladesk
kommt dann das 7:14minütige „Immaginami“ aus den Boxen, das hier auch
eine Prise italienschen Pop versprüht. Nach etwas mehr als zwei Minuten
kommen aber wieder proggigere Klänge zum Vorschein, die auch wieder an
Genesis erinnern, was vor allem an der nach Hackett klingenden E-Gitarre
auszumachen ist. Der Track besticht vor allem durch seinen ausufernden
Instrumentalteil mit herrlichen Keyboardsoli. Mit
dem 9:31minütigen „Caleidoscopio“ ist dann ein weiterer Longtrack auf
dem Album. Klänge wie aus einer Tropfsteinhöhle mit leichtem
Vangelis-Touch starten in diesen Longtrack. Nach gut 0:45 Minuten wechselt
dann aber die Stimmung und führt in einen treibenden Rocksong. Die Band
wechselt in dem Track die Struktur, den Rhythmus und die Melodie sowie die
Dynamik mehrfach, so dass sich vor den Hörern ein fesselndes, langes Stück
ausbreitet. Gleiches gilt für den elfminütigen Rausschmeisser
„Tewar“ (inkl. 3 Hidden Tracks), der mit einem
Herzschlagrhythmusmuster beginnt. Dazu kommen chorartige Synthklänge und
Effekte in den ersten zwei Minuten. Dann
macht die Band aber einen Fehler – wie ich finde – und legt eine fast
einminütige Pause (Stille) ein. Ich bin einfach kein Freund diese stillen
Pausen. Nun kommen drei Hidden Tracks, die nahtlos aneinander gefügt
wurden. Zunächst wird rockig gejammt, ab Minute 4:38 kommt dann eine
sanfte Flötenmelodie auf, die vom Piano untermalt wird. Weitere
musikalische Teile schließen sich danach an und enden in einen
himmlischen Part mit engelsgleicher Gesangsstimme (ohne Text). L’Estate
di San Martino ist mit „KIM“ ein sehr schönes proggiges Album
gelungen, bei dem sich Freunde der frühen Genesis wohlfühlen werden. Die
Band mischt aber auch einige funkige, jazzige sowie weitere Elemente in
ihre Musik, so dass hier keine Langeweile oder eine Art Genesis-Klon
aufkommt. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
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