Kraan - Zoup
36music / Broken Silence (2023)

(11 Stücke, 52:31 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2020 erschien das letzte Album der deutschen Jazzrockband Kraan unter dem Titel „Sandglass“. Am 24.11.2023 kommt nun der Nachfolger, der den Titel „Zoup“ trägt, auf CD und digital heraus. Eine Vinylausgabe wird ab 19.01.2024 erhältlich sein. Hellmut Hattler erklärt den Titel wie folgt: „Eine ‚Zoup’ ist nicht nur eine falsch geschriebene ‚Suppe’. Es könnte auch ein Gebräu sein, in das eine Menge an Einflüssen hineingeschüttet wird. Insofern passt die Bezeichnung prima zum Kraan-Sound von heute. Wir wollten ja schon immer weg von den Definitionen Kraut- und Jazzrock.“


Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipak. Die Infos in der Innenhülle halten sich dabei aber in Grenzen. Eingespielt wurde das Werk von der Stammmannschaft Hellmut Hattler (Bass, Gesang), Jan Friede (Schlagzeug, Congas) und Peter Wolbrandt (Gitarren). Darüber hinaus Waren noch beteiligt: Martin Kasper (Keyboards, Vocoder), Johannes Pappert (Saxophon bei „Norwegen Dia (acoustic version)“), Ingo Bischof (Keyboards bei „Aus allen Wolken“), Juergen Schlachter (Add ons und Percussion) und Siyou (Backgroundgesang).

Die Ideen zu den neuen Stücken kamen Hellmut Hattler im letzten Sommer. „Ich saß auf der Veranda in der Sonne und ließ mich von meiner eigenen musikalischen DNA inspirieren. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich da grade anfange, an einer neuen Kraan-Platte zu arbeiten.“

Auf seinem Soloprojekt Hattler hatte er stets viel mit Programmieren und DJ’ing zu tun: „Doch das hatte sich für mich plötzlich totgelaufen. Also besann ich mich meiner musikalischen Wurzeln. Das bedeutete mehr Melodik, Harmonik, andere Beats. Nachdem ich die ersten Ideen in Form hatte, habe ich Peter und Jan kontaktiert und sie gefragt, ob sie mitmischen würden. Sie hatten Lust, und schnell war klar: Ab jetzt geht’s um Kraan.“

Auf „Zoup“ sind neun Instrumentals und zwei Gesangsstücke zu hören, „weil wir immer noch nicht die begnadetsten Sängerknaben sind“, witzelt Hattler. „Es gibt Midtempo-Stücke, Balladen, und diesmal auch wieder reichlich Knackig-Schnelles.“

Das Album zeichnet sich durch ausgewogene und abwechslungsreiche Songs aus. Somit ist es nicht mehr ausschließlich dem Jazzrock zuzuordnen. Das eröffnende, instrumentale Titelstück bietet auf seinen 7:16 Minuten Spielzeit eine zunächst leicht bluesig angehauchte Gitarre. Dann geht es recht druckvoll los mit einem herrlichen Bassmotiv. Rockig und leicht jazzig geht es dann weiter mit einer hinreißenden, fesselnden Melodie, die schnell ins Ohr geht. Das ist bester Kraan-Stoff.

Der 3:35minütige Song „Rainy May“ ist recht rockig und hat proggige Züge. Mit einem herrlichen Bassmotiv, eingestreuten funkigen Gitarren und druckvollem Schlagzeug wandelt nach wenigen Momenten der 4:46minütigen Instrumentaltrack „Überstürzter Aufbruch“ in einer Mischung aus Hardrock, Prog und Jazzrock. Alle Protagonisten liefern hier fesselnde Beiträge, da greift eins ins andere und verbindet sich zu einem grandiosen Sound. Man merkt welch ein eingespieltes Team aus Profis hier am Werk ist.

Der Bass zu Beginn des 4:19minütigen „Weit und Breit“ erinnert auch ein wenig an die Soloproduktionen von Hattler. Sehr melodisch rockig mit atmosphärischen „Strophenparts“, wenn man das bei einem Instrumental so sagen kann, zeigt sich dieser Track. Der zweite Song des Albums ist das 4:58minütige „Twisted“, das jazzig/rockig daherkommt.

Ein klasse Rocktrack ist das 5:06minütige „Norwegen Dia“, das auch eine leichte Prise Folk mit einbringt. Herrlich ist auch das Gitarrensolo und die leicht funkigen Gitarrenparts im Mittelteil. Zum Ende der CD gibt es dann noch die Akustikversion dieses Stückes, das eine ganz besondere Ausstrahlung besitzt und durch Johannes Pappert’s Saxophon verziert wird. Beide Versionen, die eine unterschiedliche Stimmungslage besitzen gefallen ausgesprochen gut. Eine tolle Bonuszugabe.

Das atmosphärische 4:26minütige „A Skyful Of Veils“ und das 4:40minütige „Plain Vanilla“ mit eingeschobenen, herrlich schrägen Keyboardsounds und dem fetten Bass, beenden dann den offiziellen Teil des Albums. Danach folgen drei Bonustracks.

Neben der Akustikversion von „Norwegen Dia“ sind dies das herrliche „Bikinian Rhapsody“, bei dem eine unglaubliche Atmosphäre durch dieses wundervolle Bassspiel, die Gitarren und die Drums/Percussion erzeugt wird (unbedingt laut hören) und das jazzig/funkige „Aus allen Wolken“ mit Ingo Bischof an den Keys.

„Zoup“ der deutschen Rockband Kraan ist ein tolles Album, bei dem die Band verschiedene Stilelemente miteinander verbindet. Das grooved ungemein. Auch wenn die drei Hauptakteure gleichberechtigt sind und dies auch auf dem Album herauszuhören ist, so ist das Bassspiel von Hellmut Hattler wieder mal unglaublich. Ein grandioses Spätwerk der „Kraaniche“.

Stephan Schelle, November 2023

   

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