King Of Agogik – After The Last Stroke
sAUsTARK Records (2019)
(9 Stücke, 76:52 Minuten Spielzeit)

Hans Jörg Schmitz ist der Mann hinter dem Projekt King Of Agogik. Im Frühjahr 2019 erscheint das mittlerweile siebte Album unter dem Titel „After The Last Stroke“. Schmitz, der Schlagzeug, Keyboards und Gitarre auf dem Album spielt, hat sich dieses Mal zahlreiche Musiker an die Seite gestellt, darunter Steve Unruh (Resistor, UPF, Samurai Of Prog ) an Flöte, Violine und Gitarre. Neun Stücke mit Laufzeiten zwischen 1:16 und 20:30 Minuten Spielzeit finden sich auf der randvollen CD. 


Mit dem 6:37minütigen „The White Raven“ beginnt das Album und zeigt gleich zu Beginn, dass Hans Jörg Schmitz wieder einen bunten Strauß an Melodien, Rhythmen und Sounds zusammengestellt hat. Dabei geht es nicht immer gleichförmig zu, vielmehr werden Struktur, Melodien und Rhythmus stetig gewechselt, was den besonderen Reiz an der Musik von King Of Agogik ausmacht. Obwohl Hans Jörg viele Sounds in den einzelnen Stücken platziert hat, wirken sie dennoch sehr homogen und nicht verkopft. Dieser erste Track zeigt das schon und erinnert mich in einigen Phasen ein bisschen an Triumvirat.

Mit 20:30 Minuten Spielzeit ist „A Day Without End“ der längste Track des Albums. Er wird zunächst von Piano und Mellotron bestimmt. Nach wenigen Momenten kommt eine Querflöte hinzu, später dann auch noch eine Violine. Diese Instrumentierung sorgt für das besondere Feeling des Stückes und erinnert mich neben Jethro Tull und Camel auch an Mike Oldfield, obwohl hier eine ganz eigene Handschrift auszumachen ist. Sehr proggig kommt dieses Stück rüber. Für mich ist dieser Track das Highlight des Albums.

In dem Track „Carbon Soot“ zeigt Hans Jörg Schmitz sein Können am Schlagzeug, denn der Track ist ein fast dreiminütiges Schlagzeugsolo. Dem folgt das elfminütige „Gannef“. Die ersten zwei Minuten bestehen aus elektronischen Soundscapes die mit leicht asiatischem Touch durch den Raum flirren. Danach folgt eine leicht jazzige Phase in dem dann Alanda Scapes Gesang beisteuert. Das hat jetzt etwas von mittelamerikanischem Flair und wechselt dann in orientalische Sounds und eine E-Gitarre, die eher mediterran klingt. Diese ethnischen Sounds wechseln sich stetig ab und sorgen so für eine ungewöhnliche aber hochgradig spannende Atmosphäre.

Genesis-like beginnt dann das 6:19minütige „Patterns On The Water“ mit einem wunderschönen Gitarrenpart, der auch an die deutsche Band Grobschnitt erinnert. Das Genesis-Feeling bleibt über weite Strecken erhalten und wird von King Of Agogik in einen eigenständigen Sound umgewandelt.

Italienische Textpassagen - wie aus dem Radio oder Fernsehen entnommen - starten in den mehr als zehnminütigen Track „Plug In - Plaques Out“, der sich nach einigen Sekunden in einen Metal artigen Track wandelt in dem das Schlagzeug Stakkato artig vorantreibt und auch die Keyboards (klingen hier wie bei Rammstein) in diesen rhythmischen Part einsteigen. Über weite Strecken bleibt dieser Track beinhart und hält auch noch einige Schlagzeugkaskaden bereit. „Watching The Moon“ klingt wie ein Stück Kammermusik und ist mit 1:16 Minuten der kürzeste Track.

„Back In The Second Line“ ist Frank Zappa gewidmet, was sich nicht nur in den Grafiken im Booklet zeigt, sondern der Track enthält auch einige Textsamples zum Thema Zappa. Die erste Hälfte ist sehr atmosphärisch und melancholisch, die Zweite dann recht perkussiv. Das 13:54minütige „Retromatic Lullaby“ beschließt dann das Album wieder recht proggig. Ein weiteres Highlight des Albums.

„After The Last Stroke“ ist das wohl eingängigste Album von King Of Agogik und strotzt - wie die Vorgängeralben auch - nur so vor Ideen. Dabei sind die Stücke aber melodisch angelegt. Auch wenn eine harmonische Linie nicht immer eingehalten wird und so manche Breaks durch die Stücke ziehen, wirken sie doch sehr homogen. Das Album entfaltet immer wieder neue Facetten bei jedem neuen Hördurchgang und macht daher richtig Spaß.

Stephan Schelle, April 2019

   

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