Kevin Coyne – Burning Head & Tough And Sweet
Mig music (1992 / 1993 / 2023)

(34 Stücke, 106:51 Minuten Spielzeit)

Das deutsche Label MIG music veröffentlichte am 27.10 2023 zwei Alben des britischen Musikers, Malers und Schriftstellers Kevin Coyne. Bisher wurden bereits sechs Veröffentlichungen bei MIG herausgebracht. Das aktuelle Werk bündelt seine 1992‘er und 1993’er Alben „Burning Head“ und „Tough And Sweet“. Die Alben sind auf zwei CDs verteilt, die in einem Jewelcase mit zwölfseitigem Booklet ausgestattet sind. 


CD 1 umfasst das komplette Album „Burning Head“ mit einer Laufzeit von 38:21 Minuten Länge. Anfang der 90’er Jahre ging es wieder bergauf mit Kevin Coyne, denn er hatte die Alkoholsucht besiegt und bekam auch Halt durch seine Ehefrau Helmi, die er 1986 heiratete. Die neue Kraft sorgte dafür, dass er wieder richtig Lust auf Musik, Malerei und Schriftstellerei bekam. Das Ergebnis war das Album „Burning Head“.

Das Album war ein außergewöhnliches Projekt: Für jede CD zeichnete und signierte Kevin Coyne ein eigenes Cover. Das Album als Gesamtkunstwerk erschien in einer Auflage von 1.000 Exemplaren und kostete 350 DM. Das Projekt was so einmalig, dass sogar das „heute-journal“ einen Bericht darüber brachte. Die CDs mit den Original-Zeichnungen sind heute begehrte Sammlerobjekte. In einer Besprechung des Musikmagazin „Zounds“ heißt es: „Coyne hat für diese CD einige seiner intensivsten und eingängigsten Songs geschrieben, sein langjähriger Freund Hans Pukke begleitete Kevin an Gitarre und Keyboards, bei zwei Stücken spielte Kevins Sprössling Robert Coyne mit. Neben der CD veröffentlichte Kevin Coyne 1992 auch den Gedichtband „Paradise“, der bislang nur in deutscher Sprache erschienen ist, und er erhielt im November den Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg. Kevin wurde endlich auch in seiner neuen Heimatstadt als wichtiger Bestandteil der Kulturszene wahrgenommen.

Das Album enthält zehn Songs und drei Tracks mit gesprochenen Texten. Letztere sind jeweils deutlich unter einer Minute.

Das Album beginnt mit dem rockigen Titelstück. Sofort fällt Kevin’s markante, recht rauchig/kehlige Stimme auf, die bestens zu dem Song passt. Das ist straighter Rock. Mit einem leichten Funkgroove und herrlicher Akustikgitarre, Gitarrenlicks/-riffs und für diese Zeit typische Keyboardsounds zeigt sich dann „Sugar Daddy“. Singer/Songwriter-Mentalität besitzt das Stück „Emperor’s New Clothes“. Kevin’s Akustikgitarrenspiel erinnert dabei auch ein wenig an Led Zeppelin.

Eine Spur Americana kommt dann im Song „Beautiful City“ auf. Dieser Stil wird dann aber mit modernen Klängen (vor allem von den Keyboards) garniert. Ein schöner Song mit eingängiger Melodie. „Skinhead In Heaven“ ist dann einer von drei gesprochenen Texten. Folk und Singer/Songwriter kommen dann im Song „Hope The Devil Don’t Come“ zusammen. Und „It’s Amazing“ hat regelrecht atmosphärisches Popappeal. Der Rhythmus wirkt wie eine schnelle Fahrt mit einer Dampflok.

Ein Jahr später folgte mit „Tough And Sweet“ das nächste Projekt, das er zusammen mit seinen Söhnen Eugene und Robert Coyne sowie Henry Beck und Hans Pukke eingespielt hat.

Eine CD-Kritik lobt bei den rockigen Bluesnummern vor allem den prägnanten Gesang: „Dabei präsentiert sich der Engländer in seiner besten und herkömmlichsten Form. Sein Gesang ist mehr gesprochen als gesungen, seine Texte sind kritisch und schlagen keineswegs in die Kerbe irgendwelcher Klischees. Hörenswert!“ Im folgenden Jahr spielte Kevin auf der „Tough & Sweet“-Tour von April bis Mai 1994 in England. Die 20 Termine - darunter auch drei „Burning Head-Ausstellungen“ - führten ihn von London über seine Geburtsstadt Derby auch nach Manchester, Edinburgh, Leeds und Brighton. Das Jahr ging gut an und weitere kreative Jahre sollten folgen.

Dieses Album enthält 21 Stücke mit Laufzeiten von 2:19 bis 5:11 Minuten Spielzeit. Es beginnt mit dem sehr blueslastigen „Little Miss Dynamite“, bei dem sich Kevin nur an der Akustikgitarre begleitet. Danach kommt die Rocknummer „Precious Love“, die mit damals modernen Elektroniksounds aufwartet. Drei Songs von „Burning Head“ brachte Kevin dann auf dem neuen Album in etwas anderen Versionen - veränderte Sounds. Das waren „Burning Head (pt. 2)“, „Totally Naked (pt. 2)“ und „It’s Amazing (pt. 2)“.

Das Album besitzt unterschiedliche Stile. Neben knackigen Rocknummern mit elektronischen Sounds der 90’er finden sich Blues, Singer/Songwriter, Akustikballaden und Americana. Da scheinen dann auch wie in „All The Loving“ mal die späten 60’er Jahre durch. Und „Really In Love“ zeigt sich als atmosphärischer Posong.

MIG music hat hier zwei sehr gute Alben des britischen Musikers, Malers und Schriftstellers Kevin Coyne wiederveröffentlicht. Die sehr abwechslungsreichen Alben haben den Zahn der Zeit gut überstanden und klingen immer noch gut.

Stephan Schelle, November 2023

   

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