Ken Hensley – Blood On The Highway
Politur / H’Art Music (2007)
(14 Stücke, 53:05 Minuten Spielzeit)

Einer der Hero's aus meiner Teenagerzeit betritt im Jahr 2007 mit einem außergewöhnlichen Album das Rampenlicht der Musikszene. Ken Hensley war in den 70’ern als „Mr. Uriah Heep“ bekannt, weil er nicht nur Sänger, Gitarrist und Keyboarder sondern vor allem auch neben Mick Box Komponist der Stücke von Uriah Heep war und so den Songs seinen Stempel aufdrückte. Klassiker wie „Easy Livin’“, „July Morning“ oder „Lady In Black“ stammen aus seiner Feder. Dass Uriah Heep aber auch ohne Ken gute Rockmusik schreiben und spielen können, beweisen sie seit Anfang der 80’er Jahre, als Ken Hensley die Band verließ.

Lange Zeit hatte ich nichts mehr von Ken Hensley gehört, umso überraschter war ich, als ich auf seiner Homepage las, dass er seit 1999 regelmäßig Soloscheiben herausgebracht hat. Mit dem am 25.05.2007 erschienenen Album „Blood On The Highway“ hat er ein ganz besonders ambitioniertes Stück Musik herausgebracht.
 

 
 

Das Album handelt von einem jungen Mann der träumte, Rockstar zu werden und erzählt vom Beginn seines Weges über die Opfer, die er bringen musste, die Risiken die er einging, über das verrückte Leben als Star, bis hin zu den negativen Begleiterscheinungen und dem Absturz. Wenn man das so liest, dann scheint hier viel Autobiografisches in das Werk eingeflossen zu sein, zumal die CD auch den Untertitel „The Ken Hensley Story“ trägt. Ken sagt selbst über sein Werk: „Mit Blood On The Highway erzähle ich eine ganz spezielle Geschichte, die zu großen teilen autobiografisch ist, aber auch die Erfahrungen vieler Kollegen und Freunde aufgreift. Es ist die Geschichte der Siebziger Jahre, wie sie sich aus der Sicht eines Rockstars damals zugetragen hat“.

Das Cover spricht schon Bände, ist darauf doch eine Landstraße zu sehen, bei der vor allem die Details wichtig sind. So sieht man beispielsweise eine Schnapsflasche, ein Pillenglas und einen Grabstein am Straßenrand.

14 Stücke umfasst die 53minütige CD, auf der Ken eine Reihe von Gastmusikern versammelt hat. Neben drei Stücken, die Ken selber singt, hat er mit Eve Gallagher (Eve Gallagher And Missing Link), Jorn Lande (ex-Masterplan), Glenn Hughes (ex-Deep Purple) und John Lawton (ex-Uriah Heep) vier weitere Stimmen, die das Album sehr abwechslungsreich machen. Vor allem Jorn Lande, der mit seinem Gesang eine Mixtur aus Paul Rodgers, Frank Zappa (beim Titelstück) und David Coverdale darstellt, lassen die 70’er wieder auferstehen. Und über die Stimmen von Glenn Hughes (er hat einfach den Blues in der Stimme) und John Lawton braucht man wohl nicht mehr viel sagen.

„(This Is) Just The Beginning“ ist der Eröffnungssong des Albums und gleich bei den ersten Tönen bekomme ich das Uriah Heep-Feeling meiner Teenagerzeit zurück. Der Song geht sofort mit viel Rhythmus und Satzgesang ab. Nach den ersten beiden sehr rhythmischen und schnelleren Songs kommt dann mit dem Titelstück die erste Midtemponummer des Albums, bei dem man glaubt, David Coverdale persönlich wäre am Mikro. Die einzelnen Songs gehen sofort in Ohr und Blut und sorgen wie bei „You’ve Got It“ sofort zu rhythmischen Bewegungen. Die Platte hört sich dabei an, als wenn sie von einer Band live eingespielt worden wäre.

Dass Ken das Album als Rockoper konzipiert hat und quasi ein Konzeptalbum entstanden ist, zeigt auch der rote Faden, der sich durch die CD spinnt. Mit den sehr kurzen Tracks „Doom (Scene 1)“ und „Doom (Scene 2)“ wurden kleine Szenen in das Werk eingebaut, in denen eine Frau zum Rockstar spricht (z. B. die Worte „You Are The Band“) und im Hintergrund Fragmente von „Easy Livin’“ zu hören sind. Auch in anderen Stücken blitzt an der ein- oder anderen Stelle mal ein Klangtupfer auf, der aus alten Heep-Songs stammt. Das macht das Ganze noch authentischer.

Wenn John Lawton dann „It Want Last“ singt, meint man, die Zeit wäre stehen geblieben. Eve Gallagher steht dem in nichts nach. Ihre Stimme erinnert dabei streckenweise an Tina Turner. Ken hat es geschafft, das Flair der 70’er in das 21. Jahrhundert zu übertragen, denn Produktionstechnisch ist das Album auf dem neuesten Stand. Ken meint dazu: „Dies ist ein traditionelles Rockalbum mit einem modernen Flair, denn es wurde mit zeitgemäßem Equipment produziert. Die Aufnahmen wurden so authentisch und ehrlich wie möglich gehalten, das bedeutet: nur sehr wenige Synthesizer, dafür aber echte Streicher und ein echtes Klavier.“

Es gibt keinen Titel den man besonders hervorheben kann, denn die Stücke haben alle eine dichte Atmosphäre und sind qualitativ eng beieinander. Bei ihnen weht quasi der Atem der 70'er (für mich waren das die besten Jahre des Rock) aus den Boxen.

Fazit: Wer die Alben von Uriah Heep liebt und das Flair der 70’er in modernem Gewand mag, der muss hier zugreifen. Ken Hensley ist mit diesem Album eine wirklich überzeugende Produktion gelungen, die sofort fesselt. „Blood On The Highway“ ist ein tolles Album geworden, von diesem Stoff möchte ich gerne mehr haben!!!!!!

Nach Veröffentlichung der CD wird es auch noch ein Buch mit der gleichen Thematik und dem gleichen Titel von Ken geben.

Stephan Schelle, Juni 2007

 
   

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