Keef Hartley Band – Live At Aachen Open Air Festival 1970

Keef Hartley Band – Live At Aachen Open Air Festival 1970
Sireena Records (2014)
(4 Stücke, 68:02 Minuten Spielzeit)

Vom 10. bis 12. Juli 1970 veranstalten drei musikbegeisterte Studenten im Reiterstadion in Aachen ein Open Air Festival, bei dem namhafte Bands sich die Instrumente in die Hand gaben. Unter anderem waren Traffic, Deep Purple, Free, Golden Earring, Caravan, Can, Pink Floyd, Van der Graaf Generator, Amon Düül II, T. Rex und Kraftwerk mit dabei.


Auch die britische Keef Hartley Band um ihren Schlagzeuger und Namensgeber Keef Hartley standen an diesem Wochenende auf der Bühne. Sireena Records hat das seltene Tondokument dieses Auftrittes bekommen und veröffentlicht es unter dem Titel „Live At Aachen Open Air Festival 1970“ am 28.02.2014.

Die 1968 von Keef Hartley gegründete Band, die eine Mischung aus Rock, Blues und Jazz bot, war Anfang der 70’er Jahre eine angesagte Liveband. Zu den Bandmitgliedern gehörten unter anderem der Sänger und Gitarrist Miller Anderson und der Bassist Gary Thain, der später zu Uriah Heep wechselte. Diese drei Musiker wurden bei dem Auftritt in Aachen durch Dave Caswell an der Trompete und Lyle Jenkins an Tenorsaxophon und Flöte unterstützt.

Zwar bietet die Aufnahme, die in Aachen mit mehreren Mikrophonen aufgenommen wurde, die sich an der Lichttraverse befanden, nur vier Stücke, doch ist die fünfteilige „Halfbreed Suite“ allein schon mehr als 29 Minuten lang. Und auch die restlichen Stücke liegen knapp unter zehn Minuten bzw. um die 15 Minuten Länge. Dass es sich bei diesem Mitschnitt um eine semi-professionelle Aufnahme handelt ist deutlich herauszuhören, denn sie klingt doch recht dumpf (die Basstöne sind recht dominant) und Miller Anderson’s Gesang ist nur sehr schwierig zu verstehen.

Los geht es mit „You Can’t Take It With You“, bei dem die musikalische Mixtur sehr deutlich wird. Vor allem Lyle’s Saxophonsolo, ist ekstatisch geraten und zeigt deutliche jazzige Motive. In „The Time Is Near“ werden Rock und Blues miteinander verbunden. Die Band lässt sich ausgesprochen viel Zeit für ihre Soli, was den Livecharakter der Keef Hartley Band auszeichnete. So zeigt Miller Anderson im zweiten Abschnitt des Songs ein längeres Gitarrensolo.

In der „Halfbreed Suite“ lassen sie dann allen unterschiedlichen Musikstilen ihren Raum und so stellt sich dieser Longtrack auch als sehr abwechslungsreiches Stück dar, bei dem die Bläser unter anderem stellenweise ein Big Band-Flair versprühen. Und auch Keef kommt hinter seiner Schießbude zu einem längeren Schlagzeugsolo. Den Abschluss bildet dann die rockige, 15minütige Version von B.B. King’s „Think It Over“.

„Live At Aachen Open Air Festival 1970“ ist trotz des nicht perfekten Klangs (streckenweise - vor allem bei den Soli - ist der Klang wirklich gut) ein tolles Zeitdokument. Es bleibt zu wünschen, dass von dem Festival weitere Aufnahmen der anderen Künstler (siehe weiter oben) herauskommen werden.

Stephan Schelle, Februar 2014

   

CD-Kritiken-Menue