Karthago – Live At The Roxy

Karthago – Live At The Roxy
mig / made in germany music (1976 / 2011)
(11 Stücke, 92:36 Minuten Spielzeit)

Gerade erst hat das deutsche Label mig das Album „Rock ’N’ Roll Testament“ veröffentlicht, da schieben sie Ende April 2011 gleich das Livealbum „Live At The Roxy“ nach. Das Album erscheint als DoppelCD im sechsseitigen Digipack und enthält dazu noch ein zehnseitiges Booklet mit aktuellen Linernotes von Cornelius Hudalla in englischer Sprache.


Nach dem beachtlichen Album „Rock ’N’ Roll Testament“ und der anschließenden Tournee im Frühjahr 1975 hatten sich Karthago aufgelöst. Es bestand aber auch weiterhin Nachfrage nach Auftritten der Band. Zudem gab es bis dato noch keinen Livemitschnitt eines Konzertes, was besonders bedauerlich war, denn die Studioalben konnten die Power, die Karthago auf der Bühne entwickelten, nicht wirklich einfangen. Cornelius Hudalla hatte schließlich die Idee zu einem Live-Album. Die Schwierigkeit lag aber darin Geldgeber zu finden und vor allem die Band wieder zusammen zu stellen.

Nachdem in Einzelgesprächen mit Joey Albrecht, Ingo Bischof und Tommy Goldschmidt schon mal der Kern der Band zugesagt hatte, musste noch der Bass und das Schlagzeug besetzt werden. Mit Gerald Hartwig konnte man dann aber schließlich noch ein Ur-Mitglied für den Bass gewinnen. Curt Cress der auf der Wunschliste ganz oben stand, war anderweitig verpflichtet und so fand man dann in Ringo Funk (Atlantis, Jeronimo) einen adäquaten Trommler. Dazu kam noch Reinhard Bopp an der zweiten E-Gitarre und das LineUp stand.

Es wurden einige Gig gespielt, von denen dann zwei Konzerte mitgeschnitten wurden. Zum einen in der Fabrik in Hamburg und zum anderen im Roxy Palast in Berlin, bei dem ca. 3.000 Besucher das Konzert miterlebten und für eine ausgelassene Stimmung sorgten. Aufgenommen und gemischt wurde das Ganze dann von Conny Plank.

Herausgekommen ist eine der ganz großen Livescheiben der Krautrock-Ära. Man kann dieses Album, das in der CD-Version sehr transparent und räumlich rüberkommt, in die gleiche Reihe wie Grobschnitt’s „Solar Music Live“, Jane’s „Live At Home“ oder Novalis „Konzerte“ einreihen.

Dass die Band nicht ihren wirklichen Durchbruch hatte, kann man beim Hören dieser Scheibe gar nicht glauben. Die Musik ist sehr an den US-amerikanischen Stil angelehnt und vor allem dann, wenn Tommy Goldschmidt seine Fähigkeiten an den Perkussion zeigt, mit Bands wie Santana vergleichbar.

„Live At Roxy“ gehört aus meiner Sicht in jede gute Plattensammlung. Auf ihr konnten die aus Hannover stammenden Musiker zeigen, welche Qualitäten (Perfektionismus und Spielfreude) sie bei ihren Konzerten an den Tag legen konnten. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, April 2011

   

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