Kalt - Der Sturm

Kalt - Der Sturm
Echozone / Bob-Media (2012)
(11 Stücke, 55:01 Minuten Spielzeit)

Nach der im letzten Jahr veröffentlichten Special Edition des Debütalbums „Dein Gott“ (inkl. „Blood EP“) und der Download-EP „Die Ruhe vor dem Sturm“ Anfang 2012 erscheint nunmehr das zweite Album der Gothic-Rock Formation Kalt. „Der Sturm“ bietet wieder schweren, krachenden und intensiven Gothic Rock, der nun ausschließlich in deutscher Sprache vorgetragen wird. Sänger und Frontmann Mike York zieht erneut alle Register seiner langjährigen Erfahrung, u. a. als Gitarrist der deutschen Goth-Legende Garden of Delight, und setzt mit „Der Sturm“ eindrucksvoll ein Zeichen für die Eigenständigkeit des deutschen Gothic-Rocks.


Die CD beginnt zunächst mit einem recht düsteren „Intro“, bei dem auf düsteren Synthieflächen, die wie ein weit entfernt fliegendes Flugzeug klingen, ein tickender Rhythmus gelegt wird. Dazu kommen windartige Geräusche. Alles wirkt unwirklich und bedrohlich, zumal auch noch ein Gewitter aufzukommen scheint. Nahtlos geht es in den ersten Song „Der Sturm“ über. Hier bieten Kalt knackigen Rock mit Metal lastigen Gitarren der durch Mike’s Gesang dann den Gothic-Mantel überzieht. Das alles klingt episch und schwermütig zugleich, ohne aber depressiv zu werden.

Ganz anders präsentiert sich dann schon der zweite Song „Was du hast“, dem ein stampfender Beat unterlegt ist. Hier gibt die weibliche Backgroundstimme von Die Laughing-Frontfrau Rachel diesem Track eine besondere Note, der dadurch sehr eindringlich wirkt. Allerdings sind die Gitarren in diesem Stück sehr dominant und überdecken für meinen Geschmack den Song zu sehr.

Die Stücke sind für meinen Geschmack recht gleichartig, so dass sich bei den ersten Tracks keine wirkliche Überraschung breit macht. Erst das mit mehr als Zehn Minuten längste, instrumentale Stück des Albums „Im Auge des Sturms“ baut einen erhöhten Spannungsbogen auf. Zunächst haben mystische Synthiesounds, die recht düster klingen, die Oberhand. Dann kommen herrlich rhythmische Gitarrenlicks und eine Pianomelodie hinzu. Nach weiteren Momenten setzt das Schlagzeug als Motor des Stückes ein. Ein klasse Track, der auch so ein bisschen klingt als sei er live eingespielt und bei dem etwas improvisiert wurde. Das gefällt mir besonders gut und ist das Highlight des Albums. Danach geht es mit den gewohnten Gothic-Tracks weiter.

„Der Sturm“ von Kalt hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Vielleicht liegt es daran, dass Gitarren und Schlagzeug zu sehr im Vordergrund stehen und den Rest so ein bisschen platt machen. Auch bietet mir die CD zu wenig Abwechslung. Am besten gefiel mir der Longtrack „Im Auge des Sturms“. Wer aber Gothic im Noise-Rockstil mag, der sollte das Album antesten.

Stephan Schelle, Mai 2012

   

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