Kalle Wallner -
Voices Was macht ein kreativer Kopf und aktiver musikalischer Geist wie Kalle Wallner (RPWL, Blind Ego), wenn er während eines Lockdowns gezwungen ist sämtliche Liveaktivitäten ad acta zu legen? Na klar, er geht ins Studio und schnappt sich seine Gitarren um neue Lieder zu komponieren und aufzunehmen. Wie er selbst schreibt, konnte er nicht einfach nach 20 Jahren Vollgas so ohne Weiteres runterfahren, denn der Kopf kam nicht zur Ruhe. Und das ist für alle Freunde von herausragendem Gitarren orientierten Rock auch ein Segen, denn daraus resultiert das erste Soloalbum unter seinem Namen mit dem Titel „Voices“. |
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Neben
Kalle, der auf dem Album nicht nur Gitarren sondern auch Bass und
Keyboards gespielt sowie Programmierung vorgenommen hat, sind noch sein
musikalischer Bruder Yogi Lang (Keyboards, Programmierung) sowie
Schlagzeuger Marco Minnemann, der hier eine grandiose Rhythmusarbeit
abliefert, und Kalle’s Frau Carmen Tannich (Gesang bei „Six“) dabei,
die gerade erst in 2021 als TANYC ein beachtliches Debütalbum veröffentlichte. Sieben
musikalische Perlen hat Kalle auf seinem Album platziert, deren Laufzeiten
zwischen 3:53 und 11:14 Minuten Spielzeit liegen. Kalle hat den Stücken
einfach Nummern von „One“ bis „Seven“ gegeben. Letzteres trägt
als einziges den Zusatz „.Out“. Schon beim ersten Hördurchgang (und
auch den weiteren Durchgängen) löst das Gitarrensolo im zweiten Teil von
Track „Six“ bei mir eine mächtige Gänsepelle aus. Aber fangen wir
erst einmal vorne an. Wer
denkt, dass es sich bei „Voices“ um ein Album mit Songs handelt, die
von verschiedenen Sängern interpretiert werden, liegt falsch. Vielmehr
ist Kalle Wallner auf seinem Soloalbum bis auf einen Track instrumental
unterwegs. Und das macht er so gut, dass Gesang nicht nötig ist, denn dafür
hat er ja seine Gitarren, die er mehrfach zum singen bringt. Wer Kalle
kennt, der weiß, dass es der bayrische Gitarrist nicht auf Frickeleien
oder höher-schneller-weiter-Passagen absieht, sondern immer die Melodie
und wunderbare Soli in den Vordergrund stellt. Und genau das bekommt man
auch auf „Voices“. Damit läutet er sehr eindrucksvoll das neue Jahr
2022 ein. Ein grandioses Album, das man immer wieder gerne in die Rotation
nimmt. Rockig
geht es zunächst im 5:14minütigen Opener „One“ zu. Doch den Beginn
dieses Stückes machen zunächst wunderbare, perlende Synth-Sounds, die
nach gut einer halben Minuten von Gitarrenlicks abgelöst werden, die eher
im Hardrock zu finden sind. Diese wechseln bzw. vermengen sich mit den
Synthsounds. Ein klasse Track, der auch gut auf ein Blind Ego-Album
gepasst hätte. Es
folgt dann das fast achtminütige „Two“, das mit einem recht rockigen
Schlagzeugrhythmus und kraftvollen Gitarren beginnt. Marco Minnemann zeigt
sich nicht nur hier als kongenialer Partner, der Kalle’s tolle
Gitarrenarbeit und Melodien mit dem perfekten rhythmischen Unterbau
versieht. Der Track geht zunächst richtig gut ab, und bietet im weiteren
Verlauf wunderbar atmosphärische Passagen, die in Richtung
Art-/Progressiverock weisen. Auch hier stellen sich beim Hören die Haare
vor Freude gen Himmel. Das
5:56minütige Stück „Three“ ist dann der einzige Song des Albums, der
von Arno Menses eingesungen wurde. Nicht nur durch Arno’s Stimme tritt
die Nähe zu Subsignal zu Tage. Stilistisch ist der Song recht nah an der
befreundeten Band ausgerichtet. Das
sechsminütige „Four“ beginnt zunächst wieder mit recht
elektronischen Soundscapes, die aber nach wenigen Momenten von Kalle’s
kraftvoller Gitarre abgelöst werden. Auch dieser Track liegt wieder mehr
in der Nähe von Blind Ego und hat im „Refrain“ eine tolle Hookline zu
bieten. Nach gut drei Minuten geht es dann mit Akustikgitarre, Keys und
einem reduzierterem Schlagzeugrhythmus wieder gänsehautmäßig und
atmosphärisch weiter. Diese beiden Stile ergänzen sich ganz
hervorragend. Nach
dem rhythmischen und von einer sehr schönen Gitarrenmelodie getragenen
„Five“ geht es dann in den Endspurt. Das 9:30minütige „Six“ ist
einer der Höhepunkte des Albums, das nur so vor grandiosen Stücken
strotzt. Druckvolle Passagen wechseln sich mit herrlich atmosphärischen
ab und werden von wunderbaren Soli durchzogen. Darüber hinaus sorgen
Tanyc mit ihrer Stimme, die sie in diesem Stück als Instrument einsetzt,
sowie Yogi Lang mit seiner Tastenarbeit für den besonderen Kick, die das
Solo von Kalle auf eine neue Ebene heben. Mit
dem 11:14minütigen Longtrack „Seven.Out“, einem weiteren Höhepunkt
des Albums, endet dann Kalle Wallner’s erstes Soloalbum sehr
eindrucksvoll. Dieser Track beginnt sehr elektronisch und klingt zunächst
nach einem Soundtrack. Dann setzen Kalle’s Gitarren ein, die hier übereinander
gelegt sind. Das klingt sehr atmosphärisch und sorgt erneut für Gänsehaut.
So ein bisschen erinnert das auch an den Stil von Maxess, der es auch
versteht elektronische Musik mit tollen Gitarrensounds und -melodien zu
vereinen. Wow,
was haut der RPWL-/Blind Ego-Gitarrist Kalle Wallner da schon zu Beginn
des neuen Jahres (25.02.2022) für ein klasse Album raus. Auch wenn der
Lockdown viel Unangenehmes hervorgebracht hat, so sind es doch Alben wie
dieses, das einen Lichtblick daraus entstehen lassen. Stephan Schelle, Januar 2022 |
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