Kaiser Quartett - Empire
[Pias] Recordings (2023)
(12 Stücke, 41:29 Minuten Spielzeit)

Das Kaiser Quartett kommt aus Hamburg und besteht aus Ingmar Süberkrüb (Bratsche), Martin Bentz (Cello), Adam Zolynski (Geige) und Jansen Folkers (Geige). Am 10.03.2023 erschien ihr Album „Empire“, auf dem sie die klassische Musik allerdings mitunter auf die Auswechselbank verbannen, um mit ihrer musikalischen Offenheit und mit Timing-Akkuratesse Genres wie HipHop, Funk, Electro und Pop gleichermaßen und stilsicher Raum geben.


2011 begann die Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Grammy-Preisträger Chilly Gonzales anlässlich der Veröffentlichung seines orchestralen Rap-Albums „The Unspeakable Chilly Gonzales” mit Konzerten in Hamburg, Berlin und Toulouse. Die langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit mit Chilly Gonzales gipfelte 2015 im gemeinsamen Album „Chambers”. Die einjährige Release-Tournee bot die Gelegenheit, das Kaiser Quartett in den renommiertesten Veranstaltungsorten Europas und Großbritanniens live zu erleben, sowie z.B. in der Massey Hall in Toronto, in Montreal und beim Montreux Jazz Festival.

Für ihr zweites Album „Empire”, haben sich Adam, Jansen, Ingmar und Martin im Lockdown 2021 in mehreren Sessions in die ländliche Fattoria Musica bei Osnabrück zurückgezogen, um ihre Eigenkompositionen zu entwickeln. Dabei haben sie im Gegensatz zu ihrem rein instrumentalen Debütalbum diesmal das musikalische Spannungsfeld um vier Vocal Tracks erweitert, und kreieren sich ihr musikalisches Empire zusammen mit den langjährigen Wegbegleiter:innen Valeska Steiner, Jarvis Cocker, Joe Flory und L’aupaire.

Gleich der 4:16minütige Opener „N.N.“ versprüht schon ein Flair aus dem Amalgam von Klassik und Pop. Da hört man zunächst einen Taktgeber auf den sich die Streicher dann mit einer sehr eingängigen Melodie ausbreiten. Dem folgt Mit dem Titelgebenden „Empire“ der erste gesungene Song. Streicher und Sängerin Valeska Steiner passen sich hervorragend an. Das ist melancholischer Klassikpop in bester Manier.

Das 3:51minütige „Schnell“ wird dann seinem Namen gerecht, denn die Musiker spielen ihre Instrumente sehr flott. Dabei kommt zu Beginn ein Hauch Folk auf, der sich aber schnell in klassisch/poppige Gefilde begibt. Das ist wirklich faszinierend, da die Streichinstrumente einen ordentlichen Druck erzeugen, der begeistert.

Das 3:17minütige „Open Strings“ zeigt sich dann von einer eher verträumten Seite. Dabei schmiegen sich die Streichinstrumente zärtlich umeinander. Und auch an den Instrumenten erzeugte Percussionrhythmen werden eingestreut.

Beim 4:15minütigen Song „Running The World“ steht dann Jarvis Cocker am Mikro, der seinen Text in einer Art Sprechgesang vorträgt. Seine erzählerische Stimme sorgt für Abwechslung im Album und steht im Kontrast zu den tanzenden Streichinstrumenten.

Das 1:28minütige „Without A Trace“ ist eher ein Zwischenspiel und wirkt wie der Soundtrack zu einem Ausritt, denn der Rhythmus erinnert an frühe Westernstreifen mit leichtem Sinti-Einschlag. Das 3:28minütige „Take Heart“ ist dann ein weiterer Song, dieses Mal von Laupaire vorgetragen. Das hat jetzt was von Singer/Songwriter-Flair mit Streichern.

„Alone In Kyoto“ bringt dann asiatisches Flair in die Musik, „Working With Light“, das von Joe Flory gesungen wird, fällt dann recht atmosphärisch/poppig aus. Das druckvolle „Prefab“ und das klassisch, sanfte „Encore“ mit seinen perkussiven Einschüben, die ein gewisses Jazzflair verströmen, beenden dann das Album.

Dem Kaiser Quartett ist mit ihrem zweiten Album „Empire“ ein außergewöhnliches Werk gelungen. Es ist schon faszinierend, wenn man die Streichinstrumente in der Schnittmenge von Klassik und Pop hört. Das hat seinen ganz eigenen Reiz.

Stephan Schelle, April 2023

   

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