Kaipa - Vittjar

Kaipa - Vittjar
Insideout music (2012)
(8 Stücke, 69:15 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2010’er Werk „In The Wake Of Evolution“ erscheint am 24.08.2012 der Nachfolger der schwedischen Prog-Rock-Band Kaipa mit dem Titel „Vittjar“. Auf dem neuen Werk vereint die Band um ihren Kopf Hans Lundin einen wunderbaren Mix aus Progressive Rock und Folkelementen in perfekter Form.


Das neue Werk wurde in der Formation Hans Lundin (Keyboards, Gesang), Per Nilsson (E- und Akustikgitarren), Morgan Ågren (Schlagzeug), Jonas Reingold (Bass), Patrik Lundström (Gesang) und Aleena Gibson (Gesang). Daneben wirkten noch als Specialguests Fredrik Lindqvist (Recorders und Flöten) und Elin Rubinsztein (Violine) eingespielt.

Das dreiminütige „First Distraction“ ist eine Art instrumentaler Opener, der ein bisschen an Bands wie Jethro Tull erinnert, aber einige druckvollere Gitarren präsentiert. Hier trifft schon Folk auf Prog in perfekter Form. Auch eine Spur Flower Kings scheinen durch, was aber nicht an der Beteiligung von Blumenkönig Jonas Reingold liegt, vielmehr ist es das atmosphärische Gitarrenspiel, das hier den Ausschlag gibt.

Ein klasse Progtitel, der es auf zwölf Minuten bringt, folgt dann mit „Lightblue And Green“. Den Folktouch bringen dann wieder die Violine und die Flöte mit ein. Sehr schön ist hier auch das filigrane Perkussionsgerüst. Wie es sich für einen Longtrack gehört, finden sich hier natürlich auch Rhythmus- und Strukturwechsel wieder.

Die Zarte Stimme von Sängerin Aleena Gibson verziert dann das wunderbare „Our Silent Ballroom Band“, das mit 22 Minuten der längste Track des Albums ist. Sehr folkig beginnt das Stück mit Aleena und vermittelt eine Stimmung á la Herr der Ringe. Nach gut anderthalb Minuten kommen dann aber Keyboards auf und die Stimmung ändert sich. Jetzt ziehen gar jazzige, proggige Passagen in den Song ein. Auch dieses Stück hat zahlreiche Breaks und Wechsel zu bieten.

In ihrer Muttersprache ist dann das Titelstück gehalten, das sehr intensiv und mystisch wirkt. Es klingt als hätte die Band ein Traditional in ein rockiges Gewand geschmückt, was in dieser Form perfekt zusammenpasst. Die Keyboards von „Treasure-House“ wirken so ein bisschen wie die Spätphase von Genesis, werden aber durch sehr schöne Sounds und eine Art Reggae-Rhythmus ergänzt. Da scheint förmlich die Sonne aus dem Player. Aber auch dieser fast achtminütige Song entwickelt und ändert sich im weiteren Verlauf.

Mit „A Universe of Tinyness“ hat die Band dann noch einen unwiderstehlichen Song im Repertoire, der nur so vor herrlichen Melodien und Instrumentalpassagen glänzt. In diesem Stück kommt durch die von Elin Rubinsztein gespielte Violine auch noch eine Spur Kansas-Feeling auf. Das macht wirklich Spaß.

Spinnet artige Klänge und Violine lassen „The Crowned Hillsides“ zunächst recht klassisch wirken. Doch sobald Jonas mit seinem Bass einsetzt und sich Schlagzeug und E-Gitarre hinzufügen wird es sehr rockig und intensiv. Auch dieser Song ist ein Longtrack, der mit zehn Minuten zu Buche schlägt. Sehr gut gefällt mir hier der Chorgesang, der dem Stück noch einmal eine besondere Note verleiht. Hier kommt die Band wieder in die Nähe der Flower Kings. Mit dem 2:20minütigen „Second Distration“, einer Art Epilog, führt die Band dann in instrumentaler Form aus dem Album.

Mit „Vittjar“ ist Kaipa ein sehr guter Nachfolger zu „In The Wake Of Evolution“ gelungen, die die Band in einer Mischung aus The Flower Kings, Yes, Jethro Tull, Genesis, Kansas und Ritual zeigt. Ein sehr schönes Album, das aufgrund seiner Vielfalt sehr empfehlenswert ist.

Stephan Schelle, August 2012

   

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