Kaipa – In The Wake Of Evolution

Kaipa – In The Wake Of Evolution
insideout (2010)
(8 Stücke, 70:13 Minuten Spielzeit)

Die von Hans Lundin geführte schwedische Progformation Kaipa ist seit mehr als 35 Jahren im Geschäft. Nach ihrer ersten, selbst betitelten Platte, die 1975 erschien, waren Kaipa bis 1982 recht aktiv um, danach eine Auszeit zu nehmen. Ab 2002 schart Hans Lundin wieder regelmäßig eine Reihe von Mitstreitern um sich, darunter teilweise auch Roine Stolt, und veröffentlicht seither wieder neue Alben. Das letzte Werk „Angling Feelings“ ist bereits vor drei Jahren (2007) erschienen. Am 12. März 2010 folgt mit „In The Wake Of Evolution“ nun der Nachfolger, das mittlerweile zehnte Album des Projektes.


Neben Hans Lundin (letztes Gründungsmitglied), der für Gesang und Keyboards verantwortlich zeichnet, gehören schon seit gut fünf Jahren die folgenden Musiker zum festen LineUp: Per Nilsson- elektrische und akustische Gitarren (Scar Symmetry), Morgan Ågren - Schlagzeug (Mats & Morgan, Zappa), Jonas Reingold – Bass (The Flower Kings, Karmakanic), Patrik Lundström - Gesang (Ritual) und Aleena Gibson – Gesang. Als special Guests fungieren auf dem Album Fredrik Lindqvist - Rekorder (Ritual) und Elin Rubinsztein – Violine. Hans ist von dieser Zusammensetzung so überzeugt, dass er selbst sagt: „Das aktuelle Line-Up ist meine Traumbesetzung, es war ein Riesenspaß mit diesen talentierten und freundlichen Musikern zusammenzuarbeiten.” Und dass die Chemie stimmt, hört man in jedem Ton.

Wie auch auf den bisherigen Werken, so zaubern Kaipa auch auf dem aktuellen Album „In The Wake Of Evolution“ eine zeitlose Musik mit herrlichen Melodien und abwechslungsreichem Sound. Das die Schweden aus dem Umfeld von Roine Stolt (er gehörte ebenfalls zur Anfangsformation) & Co. stammen, zeigt sich an der ein oder anderen Stelle, denn musikalisch ist die Nähe zu den Flower Kings doch des Öfteren, wie zum Beispiel im Opener, dem fast elfminütigen Titelstück, herauszuhören. Allerdings zeigt auch schon dieser erste Track, mit welcher Leidenschaft Hans und seine Musiker ans Werk gehen. Nach dem etwas mehr als zweiminütigen Intro wechselt die Stimmung abrupt und Aleena Gibson’s zarte Stimme übernimmt nun das Zepter dieses tollen Songs. Die männliche Gesangsstimme die zu einem späteren Zeitpunkt hinzukommt macht aus dem Song einen Track, der eine hohe Strahlungskraft besitzt. Und das die Musiker hier alle möglichen stilistischen Mittel der Rockmusik zu einer neuen Musik verweben zeigt sich bereits hier, wenn an einer Stelle mal kurz eine Gitarrenpassage aufflammt, die an Brian May von Queen erinnert, um im nächsten Momente wieder Prog pur zu bieten.

Auf den ersten Longtrack folgt mit „In The Heart Of Her Own Magic Field” eine einfühlsame Ballade. Der nächste Longtrack lässt aber nicht lange auf sich warten, denn mit „Electric Power Water Notes“ steht das nächste lange Highlight des Albums an. Ein Track, der neben den schon oben erwähnten Elementen auch eine Spur Jazz enthält. Wie es sich für einen guten Longtrack gehört, bieten Kaipa hier Struktur-, Rhythmus- und Melodiewechsel, so dass er über die volle Länge von fast 18 Minuten keine Sekunde die Spannung verliert. Das mit zweieinhalb Minuten kürzeste Stück „Folkia’s First Decision“ bietet Folk und mittelalterliches Flair, was vor allem durch die Flöte und die Streicher hervorgerufen wird. Und auch die anderen Songs halten den hohen qualitativen Standard.

Hans Lundin bezeichnet seine Musik treffend mit den Worten: „Ich würde sie als Progressive-Folk-Fusion-Rock bezeichnen.” Und das trifft den Kern der Musik ganz gut, denn neben Rock und Progressive-Anteilen sind es auch Folkeinflüsse, die in der Musik von Kaipa eine Rolle spielen, auch wenn sie nicht vordergründig wirken.

Mit „In The Wake Of Evolution“ ist Kaipa mal wieder ein herausragendes Werk im Bereich Progressive Rock gelungen. Sowohl musikalisch wie auch soundtechnisch bleiben keine Wünsche offen. Wer die Veröffentlichungen von Kaipa mag, der kann hier blind zugreifen und allen anderen Prog-Freunden, die bisher noch kein Album in ihrer Sammlung haben, kann ich den Kauf sehr empfehlen.

Stephan Schelle, März 2010

   

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