Jules – Short Stories
Tap-Water Records / Tunecore/Amazon (2014)
12 Stücke, 51:47 Minuten Spielzeit)

Das es nie zu spät im Leben ist, um seine Träume zu erfüllen, das zeigt sich unter anderem am Beispiel von Jules, einem Menschen, den seit den sechziger Jahren die Musik im Blut steckt und der erst sechzig Jahre alt werden musste, um sein erstes Album herauszubringen. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Christoph Rieber, der mit sechs Jahren Klavier spielen lernen musste und später Schlagzeuger und danach wegen der Mädels Gitarrist werden wollte. 


Bereits Mitte der 60’er Jahre war er Gründer und Mitglied der Band The Haze. Mit 17 Jahren wurde Jules zum Weltenbummler, in dem er nach Griechenland und bis zum Himalaya reiste. Später gründete er dann in der Nähe von Münster eine Musikerkommune (Beam House - New Think), die mit der Musik aber nicht ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Kurzzeitig spielte er dann noch zwei Jahre in der karibischen Band Raven (später Caribic Kid). Ein bewegtes Leben also, das Jules führte bis er Mitte Zwanzig seine große Liebe fand und eine Familie gründetet.

Mehr als dreißig Jahre später verwirklicht er nun endlich seinen Traum ein Album einzuspielen. Das Werk heißt „Short Stories“ und erschien am 02.05.2014. Jules selbst sagt: „Rockmusik ist meine Passion seit den Siebzigern. Songs zu schreiben hat mir geholfen zu überleben und mit der Welt klarzukommen. Und eines wusste ich: irgendwann würde ich mein erstes eigenes Album rausbringen.“

2012 entschied sich Jules aus seinem Berufsleben auszusteigen und sich nur noch um die Musik zu kümmern. Für sein Debütalbum entschloss er sich eine Mischung aus aktuellem Material und älteren Stücken (seinen „Klassikern“) zu erstellen. Das Ergebnis liegt nun in Form der CD „Short Stories“ vor, das er zusammen mit einigen befreundeten Musikern eingespielt hat. Die CD erscheint im sechsseitigen Digipack und enthält darüber hinaus ein 20seitiges Booklet mit allen Texten und zahlreichen Grafiken.

Jules schreibt gern musikalische Geschichten über das Leben und die Menschen in seiner Umgebung. Irgendwie blitzt immer ein kleines Lächeln zwischen den Tönen durch. Die Songideen sind oft eingängig, die Arrangements haben es allerdings bei genauem Hinhören in sich: komplex, hintergründig, manchmal mit überraschenden Wendungen. Jules ist ein global geprägter Musiker. Stilistisch, sprachlich, spirituell. Meistens singt er auf englisch, gemischt mit spanisch, italienisch oder bajan.

Ein Dutzend Songs mit Laufzeiten zwischen 3:07 und 7:08 Minuten bietet das Debütalbum. Los geht es mit „You’re The One That I Want“, das sowohl nostalgisches Flair, wie auch moderne Sounds bietet. Stilistisch lässt sich das noch nicht wirklich einordnen, denn verschiedene Musikrichtungen sind hier in diesem Song vereint von Singer/Songwriter über Rock bis hin zu ethnischen Sounds. Folk kommt durch den Rhythmus und eine an Jethro Tull erinnernde Flöte im zweiten Song „Who Is The One“ auf. Auch Jules Stimme versucht streckenweise in die Nähe von Ian Anderson zu kommen.

Bluesrock mit einem freakigen Touch bietet „Strange Days“. Das ist Musik die sich nicht wirklich zuordnen lässt, aber ein gewisses Flair verströmt. Singer/Songwriter kommt dann im Song „Mother’s Garden“ auf, das daneben recht jazzige Züge aufweist. „Family Day“ zeigt dagegen südamerikanische Züge. So abwechslungsreich geht es dann auch auf dem Rest des Albums zu.

Mit „Short Stories“ hat Jules ein sehr abwechslungsreiches und höchst interessantes Debüt herausgebracht, das nicht so wirklich in eine musikalische Schublade passen will.

Stephan Schelle, Juni 2014

   

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