Journey – Live In Japan 2017 – Escape Frontiers
Eagle Rock/Universal Music (2019)
(CD: 26 Stücke, 128:42 Minuten Spielzeit
DVD: 26 Stücke, 130:20 Minuten Spielzeit)

Die amerikanische Band Journey wurde 1973 gegründet und zählt zu den beliebtesten Rock- und AOR-Bands weltweit. 75 Millionen verkaufte Alben sprechen eine deutliche Sprache. In der März/2019 Ausgabe der deutschen Zeitschrift Classic Rock wurden die 50 größten AOR-Alben gelistet. Journey waren mit dem fünftplatzierten „Frontiers“ und dem erstplatzierten „Escape“ die Abräumer („Raised On Radio“ belegte darüber hinaus Platz 8). 


2017 gingen Journey auf Tour und präsentierten die beiden obigen Topalben „Escape“ und „Frontiers“ mit Ausnahme des Stückes „Trouble Child“ komplett und in der Originalreihenfolge live. Das Konzert aus der Budokan-Halle im japanischen Tokio wurde mitgeschnitten und erscheint am 29.03.2019 in den Formaten 2CDs+DVD, 2CDs+BluRay, DVD oder BluRay. Mir lag zur Besprechung die 2CD+DVD-Version vor, die in einem achteisigen Digipack mit zwölfseitigem Booklet ausgeliefert wird. CDs und DVD beinhalten die gleichen Songs. Die DVD bietet einen Konzertmitschnitt im 16:9-Format und mit einer Soundauswahl zwischen Dolby Digital Stereo, Dolby Digital 5.1 und DTS Surroundsound.

Mit ihrem Sound sorgten Journey in den späten 70’ und frühen 80’er Jahren für Furore und definierten einen neuen Musikstil der kurz AOR (Adult Oriented Rock) bezeichnet wird. Ein Markenzeichen der aus San Francisco stammenden Rockband war auch Steve Perry’s ausdrucksstarke Stimme. Nach Besetzungswechseln am Mikro sorgte im Jahr 2007 aber ein glücklicher Umstand dafür, dass Journey in dem aus Manila stammenden Arnel Pineda einen ebenbürtigen Ersatz für Perry fanden. Das Internet hatte da mal wieder nachgeholfen, denn die Band entdeckte ihn auf Youtube als Sänger einer Journey-Coverband.

Neben Pineda gehören zur aktuellen Besetzung die Gründungsmitglieder Neil Schon (Gitarre, Backgroundgesang) und Ross Valory (Bass, Backgroundgesang) sowie Jonathan Cain (Keyboards, Rhythmusgitarre, Backgroundgesang) und Steve Smith (Schlagzeug). Als zusätzliche Unterstützung hatte die Band noch Travis Thibodaux (Keyboards, Backgroundgesang) mit auf der Bühne, der in drei Songs auch den Leadgesang übernahm.

Die beiden Alben „Escape“ und „Frontiers“ beinhalteten acht US-Top-40-Singles und zahlreiche Bandklassiker wie „Don’t Stop Believin’“, „Who’s Crying Now“, „Open Arms“, „Seperate Ways (Worlds Apart)“ und „Faithfully“. „Lay It Down“ (von „Escape”) und „Back Talk“ (vom „Frontiers”-Album) hatten Journey seit den jeweiligen Tourneen anlässlich der Originalveröffentlichungen nicht mehr live gespielt und kamen hier wieder zu neuen Ehren.

Entgegen früherer Touren, bei denen sich im Rückraum der Bühne Videoleinwände befanden und eine umfangreiche Lightshow für visuelle Glanzpunkte sorgte, war der Bühnenaufbau bei diesem Konzert eher minimalistisch ausgelegt. Die Aufmerksamkeit des Publikums sollte damit ganz bewusst auf die Musik, die Kompositionen und die zeitlosen Songs gelenkt werden. Aber wer braucht auch schon visuelle Gadgets, wenn man einen Wirbelwind wie Arnel Pineda als Frontmann auf der Bühne hat, der bei diesem Gig aber für seine Verhältnisse recht verhalten agiert.

Nach einem Intro zu „Don’t Stop Believin’“ geht es auch sofort mit dem Klassiker des Albums „Escape“ mächtig los. Die Band zeigt sich vom ersten Moment an in bester Spiellaune und Arnel beweist, dass er Steve Perry in Nichts nachsteht. Das Publikum ist sofort auf Betriebstemperatur und zeigt sich vom ersten Klang an begeistert. Das sorgt auch beim Zusehen und Zuhören für Gänsehaut. Travis Thibodaux greift dann zum ersten Mal beim Song „Lay It Down“ zum Mikro und steuert den Leadgesang bei.

Zwischen „Dead Or Alive“ und „Mother, Father“ wurde ein herrliches Gitarrensolo von Neil Schon eingebaut, während Keyboarder Jonathan Cain dann das wunderbare „Open Arms“ mit einem Solo an den Tasten eröffnen durfte. Spätestens bei dieser traumhaften Ballade stellen sich die Nackenhaare vor Freude auf.

„Open Arms“ ist gerade verklungen, da geht es auch gleich schon nach einem „Intro“ mit dem nächsten Gänsehauttreibenden Stück „Seperate Ways (Worlds Apart)“ weiter, mit dem der Reigen des „Frontiers“-Albums beginnt. Im Song „After The Fall“ und dem Titelstück des Albums „Frontiers“ tritt dann erneut Travis Thibodaux ans Mikro um den Leadgesang zu übernehmen. Er macht seine Sache sehr gut und bringt damit noch einmal eine weitere stimmliche Note ins Spiel.

Zum Höhepunkt des Konzertes avanciert dann aber das wunderbare „Faithfully“, zu dem Jonathan Cain erklärt, wie es zu der Komposition gekommen ist und das er erstmals in Japan gespielt wurde. Ein Song der jedes Mal wieder unter die Haut geht und in der Budokan-Halle zahlreiche Feuerzeuge und Handys zum Leuchten bringt. Nach „Edge Of The Blade“ bekommt dann auch Schlagzeuger Steve Smith die Möglichkeit mit einem Solo die Stöcke fliegen zu lassen.

Nach den beiden Alben folgen dann noch die zwei Songs „La Raza del Sol“, das als Bonustrack auf der remasterten „Escape“-Version im Jahr 1996 erschienen ist und hier mit einem ausufernden Instrumentalteil aufwartet sowie eine durch ein vierminütiges Intro erweiterte intensive Version von „Lovin’, Touchin’, Squeezin“ vom 1979’er Album „Evolution“, die es auf mehr als zehn Minuten Spielzeit bringt. Diese Songs beschließen diesen eindrucksvollen Konzertmitschnitt.

„Live In Japan 2017 – Escape Frontiers“ ist ein Livemitschnitt, der Journey in bester Spiellaune zeigt. Bei diesem Auftritt werden die beiden Erfolgsalben „Escape“ und „Frontiers“ bis auf einen Song komplett live dargeboten und beweisen, wie zeitlos diese Songs sind. Ein absolutes „Must Have“ für alle Freunde des melodischen Rock.

Stephan Schelle, März 2019

   

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