Josh Smith - Live At The Spud
Flat V Music (2020)

(9 Stücke, 76:19 Minuten Spielzeit)

Der US-Amerikaner Josh Smith ist einer der vielseitigsten Songwriter und Gitarristen des zeitgenössischen Blues. Das hat er bereits auf zahlreichen Alben bewiesen. Anfang 2020 erscheint nun ein Livemitschnitt der im Dezember 2018 an zwei Abenden im Legendary Baked Potato Music Club in Studio City, Kalifornien, live aufgenommen wurde. Josh Smith wurde an diesen Abenden von Bassist Travis Carlton und Schlagzeuger Gary Novak begleitet, die zusammen ein wahres Power-Trio darstellen.


Die CD „Live At The Spud“ bietet neun Stücke, deren Originale sich auf den vier Alben befinden, die Josh Smith zwischen 2010 und 2015 veröffentlichte. In den Livervesionen besitzen die Songs noch mehr Power und wurden teils um ausgiebige Soli erweitert. Smith ist Musiker durch und durch, das merkt man seinem Spiel an. Kein Wunder, hat er doch bereits im Alter von 14 Jahren sein erstes Album veröffentlicht und seither reichliche Erfahrungen sammeln können.

Los geht es mit dem Song „How Long“ vom 2015’er Album „Over Your Head“. Nach der Vorstellung der Band geht es dann auch gleich los. Die Band haut einen dreckigen Bluesrock raus zu dem Josh’s raunzige Stimme perfekt passt. Das erinnert an Jimi Hendrix & Co. Smith haut dann noch ein eindrucksvolles Solo raus (wie auch in den anderen Songs). Ein kraftvoller Beginn, der zeigt, wohin die Reise geht. Auch der Sound klingt ungeschliffen, so dass der Mitschnitt sehr authentisch wirkt und man das Gefühl hat direkt im Publikum zu stehen.

Das Josh Smith nicht nur seine Wurzeln im Blues hat, sondern auch Funk und Jazz in seine Stücke einbaut, ist bereits beim zweiten Song „Pusher“ zu hören. Dieser Bluessong ist gespickt mit funkigen sowie jazzigen Gitarrenlicks. Travis Carlton und Gary Novak unterstützen den Sound bestens und Songdienlich. Das zeigt die Qualität der Musiker. Josh hat die sechseinhalbminütige Studioversion in der Liverversion auf 13:16 Minuten ausgeweitet. Das liegt vor allem an den Soli, die einem manchmal den Mund offenstehen lassen. Neben Josh darf so auch Travis Carlton seinen Bass länger in den Vordergrund stellen, während ihn Josh rhythmisch unterstützt. Im letzten Teil gehen Gitarre und Schlagzeug dann noch eine atmosphärische Liaison ein. Da ist kein Ton zu viel gesetzt, sondern es wird ganz großes Kino geboten.

Auch den Slowblues „The Way You Do“ vom 2011’er „I’m Gonna Be Ready“-Album hat Smith verlängert (von 5:10 auf 10:37 Minuten Spielzeit). Sehr akzentuiert gehen die Musiker in den Instrumentalpassagen zu Werke und spielen ein ums andere Mal mit der Dynamik. In den leisen Passagen kann man förmlich eine Stecknadel fallen hören, was den Hörgenuss besonders ausmacht. Dieser ruhigen akzentuierten Nummer hat Smith dann das funkige „Letting You Go“ entgegengesetzt.

Es folgt mit „When I Get Mine“ eine Hommage an Albert King. Travis Carlton sorgt mit seinem Fuzz verzerrtem Bass für einen psychedelischen Touch. Sehr sphärisch beginnt dann das 9:14minütige „Penance“, das mit Gitarrenmotiven aufwartet, die an Gary Moore erinnern. Auch hier arbeitet das Trio mit der Dynamik, was beim Hören eine entschleunigende Atmosphäre erzielt. Dem folgt mit „Triple J Hoedown“ ein im Bluegrass-Stil gehaltener Track. Zunächst sind Country-Sounds zu hören, die sich im weiteren Verlauf in eine druckvolle Rocknummer mit Funkgitarre transformieren. Das ist außergewöhnlich und fesselnd zugleich.

Southern-Soul blitzt dann in der gefühlvollen Ballade „The Middle“ auf. Dem folgt dann als Abschluss mit „Where’s My Baby“ ein Shuffle-Blues. In der Mitte des Songs wird dann noch kurzerhand ein „Mr. Sandman“ angestimmt, und das so traumwandlerisch, als gehöre dieser Part in den Song.

Das Album „Live At The Spud“ ist in Europa derzeit nur digital erhältlich. In den USA wurde der Mitschnitt in Eigenregie als CD herausgebracht. Letztere, die als vierseitiges Papersleeve erschien, lag mir zur Besprechung vor.

„Live At The Spud“ zeigt Josh Smith und Band in Bestform. Das Powertrio zeigt eine große Bandbreite von Blues, Funk, Rock und sogar Soul. Der Aufnahme kann man die große Spielfreude und das Können der einzelnen Protagonisten in jedem Ton anhören. Die Drei sind bestens eingespielt und agieren blind aufeinander. Ein sehr gutes Livealbum, das zeigt, dass Josh Smith zu den Top-Bluesern gehört. Wer ihn bisher nicht kennt, dem sei dieses Livealbum wärmstens empfohlen – allen anderen aber auch.

Stephan Schelle, April 2020

   

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