Jordsjø - Jord Sessions
Apollon Records (2022)
(7 Stücke, 39:44 Minuten Spielzeit)

Jordsjø ist ein norwegisches Duo, bestehend aus dem Multiinstrumentalisten Håkon Oftung (Tusmørke, Black Magic) und dem Schlagzeuger Kristian Frøland. Die Musik des Duos wurde inspiriert von alten Horrorfilmen, deutscher Synthesizer-Musik der 70er Jahre, schwedischem Prog, Fantasy-Romanen und norwegischer Natur. Am 25.11.2022 ist „Jord Sessions“ als Download und auf CD erschienen. 


Nach drei Kassetten-Demos war das Album „Jord“ das, was die Band als ihr erstes „richtiges“ Album betrachtet. Bis zu diesem Zeitpunkt verkaufte die Band nur selbstgemachte Kassetten an Freunde und ein paar eingefleischte Sammler - aber „Jord“ fand ein größeres Publikum, auch außerhalb Norwegens. Die Band war nie zufrieden mit dem Mix, der schnell und mit der Absicht gemacht wurde, nur ein Tape zu veröffentlichen - also beschlossen sie, es von Grund auf neu zu mischen und die anderen Songs, die am selben Wochenende im Sommer 2016 aufgenommen wurden, mit einzubeziehen. Das Ergebnis ist „Jord Sessions“. Es gibt eine neue Orgelspur auf „Abstraksjoner...“ und einige Glocken und Perkussion auf „Valinors Lamper“, ansonsten bleiben alle Tracks wie das Original.

Es gibt ein unterschwelliges Thema von Entfremdung, Wurzeln und Träumen auf „Jord Sessions“ - mit einem organischen und dynamischen Sound, der Assoziationen zu 70er Jahre Prog weckt, mit Spuren von elektronischer Musik und Folk. Viele Flöten, Gitarren und eine Vielzahl von Vintage-Synthesizern verleihen dem Album einen warmen und alten Klang, der dennoch frisch und interessant klingt.

Die Download-Version enthält sieben, die CD-Version acht Stücke. Mir lag die sieben Stücke umfassende Version vor. Die sieben Stücke, mit Laufzeiten von 1:48 bis 8:25 Minuten Spielzeit tragen alle norwegische Titel, daher ist nicht zu erkennen, um was es genau geht.

Los geht es mit dem 1:48minütigen „Over Vidda“ das mit flötenartigen Klängen, die von dröhnenden Synthsounds unterlegt sind, beginnt. Das sorgt schon mal für eine recht mysteriöse Stimmung. Dem schließt sich dann das 6:51minütige „Abstraksjoner fra et Dunkelt Kammer“ an. Gitarrenklänge leiten in den Song, der nach wenigen Momenten durch eine Flöte ergänzt wird. Das klingt recht harmonisch und erweckt eine leicht altertümliche Stimmung. Vor dem geistigen Auge entsteht eine Szenerie um eine Schlosslandschaft. Nach einiger Zeit wird dann auf Norwegisch gesungen. Das ist eine Mischung aus Prog-/Artrock mit leichtem Folkeinschlag. Auch ein leicht surrealer Einschlag ist dem Ganzen nicht abzuschreiben.

Mellotronartige Klänge, Flöte und Akustikgitarre lassen in „Jord I“ zunächst proggiges Feeling aufkommen und entführt in die 70’er Jahre. „I Momos Trädgård“ ist eine sehr schöne Akustiknummer. Flirrende Keyboards und eine herrlich proggige Gitarre starten dann das 6:34minütige „La meg forsvinne“, das in Richtung Camel & Co. weist und einige 70’er-Jahre Rockelemente enthält.

Auch das 8:25minütige „Jord II“ wandelt im 70’er Jahre-Rock und Prog. Den Abschluss bildet dann das siebenminütige „Se Valinors Lamper“. Ob hier Bezug auf Tolkiens Werke oder dem World Of Warcraft-Universum genommen wird, in denen Valinor vorkommt, kann ich allerdings nicht sagen. Dieses Stück bietet Rock mit mittelalterlichen Klängen.

Auch wenn sich Jordsjø u.a. von Horrofilmen hat inspirieren lassen, so ist die Musik auf „Jord Sessions“ doch alles andere als düster und unheimlich. Vielmehr bewegt sie sich im Dunstkreis des 70’er Jahre Rock mit proggigen, symphonischen und folkigen Elementen . Ein schönes Album, bei dem man sich vom norwegischen Gesang nicht abschrecken lassen sollte.

Stephan Schelle, Dezember 2022

   

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