JOHNROSE – The Prophet’s Dance
Dr. Music Records (2023)

(12 Stücke, 52:15 Minuten Spielzeit)

Der aus Koblenz stammende deutsche Musiker und Multiinstrumentalist Johannes Rösgen, der unter dem Namen JOHNROSE seine Musik veröffentlicht, meldet sich zwei Jahre nach seiner letzten Melodic Rock Single „Toward The Sun“ mit seinem neuen Album „The Prophet’s Dance“ zurück. Erschienen ist das Album bereits am 08.12.2023 bei D. Music Records.


Johannes Rösgen hat fast alle Instrument und den Gesang allein eingespielt, lediglich bei einigen Stücken griffen ihm weitere Gastmusiker unter die Arme. Dies sind Robert Thomas (Piano), Paul Wydymanski (Bass), Victoria Wydymanski (Gesang), Gerd Portugall (Schlagzeug) sowie Thilo Willach und Peter Torres (Saxophon).

Johannes Rösgen begann seine musikalische Laufbahn Mitte der 1970er-Jahre in der Schülerband Flashbolt und verdiente sich erste Sporen als Gitarrist der Progressive Rocker Athis. Seit 1982 ist er zudem Gitarrist und Sänger von Copyright, die neben unzähligen Auftritten 1999 auch ein Album veröffentlichte. Außerdem war er drei Jahre lang der Frontmann von Giant For A Day und eröffnete für Legenden wie Manfred Mann’s Earth Band und Alan Parsons. Seit 2015 tritt er hauptsächlich als JOHNROSE in Erscheinung und veröffentlichte die Doppel-CD „Ride The Raven“ basierend auf den Tapes aus seiner Zeit bei Athis Anfang der 80er-Jahre sowie anschließend die Alben „Behind The Gates“, „The Key“ und zuletzt „Wings“, die von der Musikpresse positiv aufgenommen wurden. Das neue Album „The Prophet’s Dance“ präsentiert einen musikalisch gereifteren und zielstrebigeren JOHNROSE und wird durch die stilvollen Musikvideos auch visuell greifbarer.

Wie schon auf den Vorgängeralben „The Key“ und „Wings“ setzt Johannes Rösgen auch auf dem neuen Album wieder auf eingängige Melodien. Das Album beginnt mit dem 5:22minütigen „Calling For You“, das die Sehnsucht nach einer Führungsperson, die Verantwortung übernimmt, thematisiert. Zu Beginn ist ein Sample wie von einer Wahlveranstaltung von Donald Trump mit einem Ansatz der US-Nationalhymne und den Worten „We will make America great again“ zu hören. Dann legt Rösgen recht rockig und rhythmisch los. Schnell wandelt sich das Stück in einen atmosphärischen Song mit Popappeal.

Es folgt der 4:44minütige „Manner Of Travelling“, der sich damit befasst, dass sich die Welt immer schneller dreht und wir irgendwann aus der Umlaufbahn fliegen. Obwohl es in der Geschichte der Menschheit noch nie so viele Innovationen gab, die das Leben leichter machen, haben viele das Gefühl, immer getriebener zu sein. Hier geht es um die Kunst der Entschleunigung sowie den Einfluss der Gedanken und der inneren Einstellung auf das Gefühlsleben und letztlich um das eigene Glück. E-Gitarre und Keyboards sorgen zunächst für Akzente, die dann nach gut einer halben Minuten in einen straighten Rocksong münden.

Der 4:59minütige Song „The Curtains Are Falling“ ist hingegen eine Hommage an den Surrealismus des japanischen Autors Haruki Murakami, bei dem sich Fantasie und Realität vermischen. Ein sanfter Song, der eine sehr schöne Melodie und einen leichten Retrotouch besitzt.

Äußerst persönlich und nostalgisch ist die erste Single „Around The Lake“, in der Rösgen seine Erfahrungen mit dem plötzlichen Verlust seines Vaters teilt, als er erst 18 Jahre alt war. Die berührende Erinnerung an die gemeinsamen Momente inspirierte den Musiker dazu, diesen Song über Abschied, Dankbarkeit und Hoffnung zu schreiben. Daher ist der Song sehr melancholisch und einfühlsam angelegt. Die sanfte Melodie schmeichelt sich dabei in die Gehörgänge ein.

Orientalische Klänge kommen dann im 4:47minütigen „What Is Going Round“ auf. Sie vermischen sich mit sanften Rockklängen, die sich dann im Refrain in einer 70er-Jahre-Stilistik mit Hammond-Orgel transformieren. Wenn dann der 4:32minütige Song „Mary“ beginnt, ist man zunächst an Pink Floyds „Echoes“ erinnert, denn der Song startet mit dem typischen Ping. Doch sofort wechselt dies in einen leicht melancholischen Song mit Saxophon und Piano (anfangs noch leicht jazzig). Das mündet dann in einer Mischung aus sanftem Rock und Prog.

Für das Album beschäftigte sich Rösgen mit Naturgeräuschen und Walgesängen. So ist es nicht verwunderlich dass im 4:41minütigen Titelstück Walgesänge zu hören sind. Das Stück nimmt metaphorisch die tiefgründige Perspektive eines Wals als Propheten ein. Er enthüllt eine verborgene Unterwasserwelt, in der Wale mehr Zeit mit Spielen, Tanzen und Singen als mit der Nahrungssuche verbringen, und lädt zum Innezuhalten und Umkehren ein. Ein rockiger Song der Atmosphäre verströmt. Das abschließende 2:29minütige „Let Love Shine“ ist ein Song ganz in der Tradition der Beatles.

Johannes Rösgen aka JOHNROSE hat mit „The Prophet’s Dance“ wieder ein sehr melodisches, manchmal auch melancholisches Album veröffentlicht. Ein stimmiges Album, wie es auch schon „Wings“ war.

Stephan Schelle, März  2024

   

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