John Illsley – Long Shadows
Blue Barge Records / Cargo (2016)

(8 Stücke, 35:15 Minuten Spielzeit)

John Illsley war der Bassist der britischen Erfolgsband Dire Straits. Nach ihrer Auflösung hat er eine Solokarriere begonen und veröffentlicht am 15.04.2016 unter dem Titel „Long Shadows” sein fünftes Studioalbum. Wie der Titel schon ausdrückt, liegt in der Tat ein Langer Schatten auf Illsley. Während Mark Knopfler in großen Hallen vor vollen Rängen spielt, bewegt sich der talentierte Sänger, Gitarrist und Bassist im Schatten seines Kollegen und spielt in kleinen Locations. Dabei ist seine Musik, die seine jahrelange Mitgliedschaft bei den Dire Straits nicht verleugnen kann, äußerst ansprechend.


Seine heutigen eigenen Songs (nicht nur) auf „Long Shadows“ sind von diesen musikalischen Farben geprägt, man höre nur das relaxte „In The Darkness“, den vorwärtstreibenden Beat von „Lay Me Down“ im Stil eines Clapton-Covers von J.J. Cale oder die Rock-Single „Long Shadow“ mit einer klassischen Mitsing-Hookline.

John Illsleys zeigt auf dem aktuellen Album weitere Facetten wie beispielsweise seine längst unverkennbare Stimme, die tief, rau und markant ist. Die teilweise geradezu düsteren Texte, entstammen allesamt aus eigener Feder. Sie dürften nicht zuletzt von seiner überstandenen Krebserkrankung beeinflusst sein. Allein Titel wie „In The Darkness“, „Ship Of Fools“ oder „Close To The Edge“ offenbaren eine gewisse Skepsis gegenüber der heutigen Zeit und Welt. Doch finden sich darin auch immer wieder Zeilen, die Hoffnungsschimmer freisetzen („In the darkness / In the darkness / Let the light shine through“). Seine Melancholie spiegelt sich auch direkt in der Musik wider, etwa im instrumentalen Opener „Morning“ mit Klavier/Akustikgitarren-Duett samt Streichquartett-Begleitung oder der einfühlsam pulsierenden Ballade „There’s Something About You“.

Das Album „Long Shadows“ wurde in Bandbesetzung eingespielt, denn neben John, der singt, Akustikgitarre und Bass spielt wirkt noch Guy Fletcher (Hammond Orgel, Synthesizer, E-Piano), der 1984 zu den Dire Straits stieß, mit. Außerdem hatte er mit Phil Palmer, Robbie MacIntosh sowie Johns langjährigem Weggefährten Simon Palmer gleich drei weitere hochkarätige Gitarristen dabei. Daneben saß der Sessionmusiker Paul Beavis an den Drums.

Die Songs sind alle sehr ruhig gehalten und atmen, wie oben erwähnt, den Spirit der Dire Straits, auch wenn sie nicht ganz die Klasse der alten Aufnahmen seiner Erfolgsband erreichen.

Verträumt mit dem zweieinhalbminütigen Opener „Morning“ beginnt das Album. Die von John gespielte Akustikgitarre wird von Piano und Streichern begleitet und wirkt wie eine symphonisch/folkige Ouvertüre. Dem folgt dann das in bester Dire Straits-Manier gespielte „In The Darkness“. Das ist der Startschuss für einige schöne Songs, die streckenweise an selige Dire Straits-Zeiten erinnern. John’s Stimme kommt dabei allerdings ein wenig rauer und zurückhaltender rüber als es Mark Knopfler’s Organ vermochte. Das schadet dem Gesamtbild aber nicht.

Sehr intim und zerbrechlich wirkt „There’s Something About You“ weil John den Text förmlich ins Mikro haucht. Mit einem ansteckenden Rhythmus ist „Lay Me Down“ ausgestattet, das sich gut als Singleauskopplung machen könnte. Typischer Dire Straits Sound trifft hier auf Country-Feeling. Das folgende Titelstück steht dem in nichts nach.

Wer auf den Sound der Dire Straits steht, der bekommt mit dem John Illsley-Album „Long Shadows“ bestes Futter für seinen Player. John hat den Spirit der britischen Band aufgenommen und führt ihn nahtlos weiter.

Stephan Schelle, April 2016

   

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