Jochen Volpert - Six
World Of Audio Records / www.jochenvolpert.de (2021)
(10 Stücke, 38:37 Minuten Spielzeit)

Anfang 2021 erreichte mich das am 01.12.2020 erschienene Album des Würzburger Bluesgitarristen Jochen Volpert, das den schlichten Titel „Six“ trägt. Wie schon zu erahnen ist, ist „Six“ das mittlerweile sechste Soloalbum von Jochen Volpert. Bisher hatte ich noch keine Berührungspunkte zu seiner Musik, daher zunächst einige Infos aus seiner Presseinfo:


Das war der Startschuss für sein sechstes Album rund um die sechs Saiten seiner Lieblingsgitarren. Waren die Alben „Split Personality“ (2017) und „Mister X“ (02/2020) eine Gemeinschaftsproduktion von ihm und seiner Ehefrau Carola Thieme an den Vocals, sollte es nun ein Soloalbum mit reinen Instrumentalsongs werden. Entstanden sind die neuen Kompositionen im Wohnzimmer auf dem roten Sofa innerhalb von sechs Tagen. So war auch gleich klar, dieses Album muss „SIX“ heißen. Ab 01.12.2020 ist es als Download oder Streaming sowie auch als CD verfügbar.

Für die neuen Instrumentalsongs wurde das bereits bewährte Netzwerk aus professionellen und studioerfahrenen Musikern reaktiviert. Die moderne Digitaltechnik machte es möglich, alle Aufnahmen als Einzelspuren auch ohne direkten Kontakt online zu organisieren: Achim Gössl an den Rhodes und der Orgel, Tobi Mürle am Bass und Jan Hees an den Drums sowie am Mischpult. Bei einigen Nummern spielte Jochen neben allen Gitarren-Parts auch den Bass ein.

Das Album erscheint in einem sechsseitigen Digipack. Die zehn darin enthaltenen Eigenkompositionen, deren Laufzeiten zwischen 2:45 und 6:08 Minuten Spielzeit liegen, zeigen die ganze Bandbreite von Jochen Volpert’s Können.

Los geht es mit dem 3:13minütigen „Jeannie Out Of The Bottle“. In diesem Opener zeigt sich Volpert von seiner funkigen und leicht angejazzten Seite. Da der Song einen Sixties-Touch besitzt, kamen bei Jochen Volpert Erinnerungen an die damalige Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“ auf (die älteren unter uns können sich sicherlich noch an die Serie mit Larry Hagman erinnern). Und so entstand der Titel dieses treibenden Tracks.

Nach Rock der 70’er Jahre klingt zunächst „Batshit Crazy“. Nach wenigen Momenten kommt dann aber der warme Sound der E-Gitarre auf und verleiht dem Stück seinen ganz besonderen Reiz. Jetzt klingt das Stück modern und frisch mit einem schönen Groove.

Der Titel des 5:35minütigen „Funky Mr. B.“ verrät es schon. Hier geht es sehr funky zu. Das liegt vor allem daran, das Volpert während der Zeit der Aufnahmen eine Menge Songs von James Brown gehört hat. Kein Wunder, dass sich dieser Groove dann auch in dem Instrumentalstück widerspiegelt. In dem Stück wird eine jazzig/bluesige Gitarre mit Rhythmusgitarre und Hammondorgel, die Volpert manchmal zum Fauchen bringt, gepaart. Das kommt gut rüber.

Das folgende 4:35minütige „Warm Rain“ wird seinem Namen absolut gerecht. Hier trifft eine wunderbare Melodie, die Volpert auf der Stratocaster spielt, auf atmosphärische Harmonien und Sounds, die den Unterbau dieses Stückes darstellen. Ein Stück um sich einfach hineinfallen zu lassen.

Das 3:39minütige „For Your Soul“ ist nicht nur ein Stück das die Seele schmeichelt, es ist auch im Soul und Motown-Stil angelegt. Volpert spendiert diesem Track eine sehr schöne eingängige Melodie mit sanftem Groove.

Jochen Volpert hat sich bei der Namensgebung oft an den Musikstil angelehnt, den er für das jeweilige Stück gewählt hat, so auch beim 3:20minütigen „Shuffle The Shuffle“. Ein toller Shuffle-Blues mit Hammondorgel und Gitarrenmelodie, während das Schlagzeug für den Shuffle-Groove sorgt.

Zum gut dreiminütigen „Mud“ sagt Volpert: „In dieser Komposition ist ein dunkler, schwammiger Gitarrenton zu hören. Die zugrunde liegenden markanten Akkorde sind – wie ich finde – sehr ungewöhnlich. Ich hatte die Assoziation zu schlammigen Gefilden, daher heißt der Titel Mud (zu deutsch: Schlamm).“ Ein kraftvoller Rhythmus wird hier von einer dreckig gespielten Rhythmusgitarre begleitet, auf der Volpert dann seine Melodielinie legt. Das klingt rau und dreckig, ist aber besonders reizvoll.

Das 3:28minütige „Blue Blues“ ist dann eine sehr schöne, im Moll gespielte Bluesballade. Die atmosphärische Gitarrenlinie hätte auch gut Platz auf einem Gary Moore-Album gefunden. Ein unter die Haut gehender Track. Dem folgt dann das von Larry Colton inspirierte „I Told You That“. Der 2:45minütige Blues-Track wird bestimmt von der Rhythmus- und Leadgitarre.

Als Abschluss hat Volpert dann noch das sechsminütige „Wuerzelblues“, eine bluesige Hommage an seine Heimatstadt Würzburg, auf das Album gepackt. Das Stück stammt aus einer Live-Session mit Thomas Gawlas am Bass und Peter Wirth an den Drums und entstand im Jahr 2015. Eine tolle Nummer, die wie eine Blues-Jamsession klingt und zunächst sehr langsam beginnt, sich aber im weiteren Verlauf immer weiter steigert.

„Six“ ist ein sehr abwechslungsreiches und starkes Instrumentalalbum des Würzburger Bluesgitarristen Jochen Volpert. Auf den zehn Stücken, die bis auf den letzten Track alle während des Corona-Lockdowns entstanden sind, zeigt Volpert die ganze Bandbreite seines Könnens. Zwar liegt der Fokus auf Blues, Volpert zeigt sich aber auch von seiner funkigen, jazzigen und souligen Seite. Ein tolles Album, das für meinen Geschmack auch gerne noch etwas länger hätte ausfallen dürfen. Für mich ist Jochen Volpert aber schon die erste sehr positive Entdeckung des neuen Jahres.

Stephan Schelle, Januar 2021

   

CD-Kritiken-Menue