Jochen Volpert
- Six Anfang 2021 erreichte mich das am 01.12.2020 erschienene Album des Würzburger Bluesgitarristen Jochen Volpert, das den schlichten Titel „Six“ trägt. Wie schon zu erahnen ist, ist „Six“ das mittlerweile sechste Soloalbum von Jochen Volpert. Bisher hatte ich noch keine Berührungspunkte zu seiner Musik, daher zunächst einige Infos aus seiner Presseinfo: |
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Für
die neuen Instrumentalsongs wurde das bereits bewährte Netzwerk aus
professionellen und studioerfahrenen Musikern reaktiviert. Die moderne
Digitaltechnik machte es möglich, alle Aufnahmen als Einzelspuren auch
ohne direkten Kontakt online zu organisieren: Achim Gössl an den Rhodes
und der Orgel, Tobi Mürle am Bass und Jan Hees an den Drums sowie am
Mischpult. Bei einigen Nummern spielte Jochen neben allen Gitarren-Parts
auch den Bass ein. Das
Album erscheint in einem sechsseitigen Digipack. Die zehn darin
enthaltenen Eigenkompositionen, deren Laufzeiten zwischen 2:45 und 6:08
Minuten Spielzeit liegen, zeigen die ganze Bandbreite von Jochen
Volpert’s Können. Los
geht es mit dem 3:13minütigen „Jeannie Out Of The Bottle“. In diesem
Opener zeigt sich Volpert von seiner funkigen und leicht angejazzten
Seite. Da der Song einen Sixties-Touch besitzt, kamen bei Jochen Volpert
Erinnerungen an die damalige Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“ auf
(die älteren unter uns können sich sicherlich noch an die Serie mit
Larry Hagman erinnern). Und so entstand der Titel dieses treibenden
Tracks. Nach
Rock der 70’er Jahre klingt zunächst „Batshit Crazy“. Nach wenigen
Momenten kommt dann aber der warme Sound der E-Gitarre auf und verleiht
dem Stück seinen ganz besonderen Reiz. Jetzt klingt das Stück modern und
frisch mit einem schönen Groove. Der
Titel des 5:35minütigen „Funky Mr. B.“ verrät es schon. Hier geht es
sehr funky zu. Das liegt vor allem daran, das Volpert während der Zeit
der Aufnahmen eine Menge Songs von James Brown gehört hat. Kein Wunder,
dass sich dieser Groove dann auch in dem Instrumentalstück widerspiegelt.
In dem Stück wird eine jazzig/bluesige Gitarre mit Rhythmusgitarre und
Hammondorgel, die Volpert manchmal zum Fauchen bringt, gepaart. Das kommt
gut rüber. Das
folgende 4:35minütige „Warm Rain“ wird seinem Namen absolut gerecht.
Hier trifft eine wunderbare Melodie, die Volpert auf der Stratocaster
spielt, auf atmosphärische Harmonien und Sounds, die den Unterbau dieses
Stückes darstellen. Ein Stück um sich einfach hineinfallen zu lassen. Das
3:39minütige „For Your Soul“ ist nicht nur ein Stück das die Seele
schmeichelt, es ist auch im Soul und Motown-Stil angelegt. Volpert
spendiert diesem Track eine sehr schöne eingängige Melodie mit sanftem
Groove. Jochen
Volpert hat sich bei der Namensgebung oft an den Musikstil angelehnt, den
er für das jeweilige Stück gewählt hat, so auch beim 3:20minütigen
„Shuffle The Shuffle“. Ein toller Shuffle-Blues mit Hammondorgel und
Gitarrenmelodie, während das Schlagzeug für den Shuffle-Groove sorgt. Zum
gut dreiminütigen „Mud“ sagt Volpert: „In
dieser Komposition ist ein dunkler, schwammiger Gitarrenton zu hören. Die
zugrunde liegenden markanten Akkorde sind – wie ich finde – sehr ungewöhnlich.
Ich hatte die Assoziation zu schlammigen Gefilden, daher heißt der Titel
Mud (zu deutsch: Schlamm).“ Ein kraftvoller Rhythmus wird hier von
einer dreckig gespielten Rhythmusgitarre begleitet, auf der Volpert dann
seine Melodielinie legt. Das klingt rau und dreckig, ist aber besonders
reizvoll. Das
3:28minütige „Blue Blues“ ist dann eine sehr schöne, im Moll
gespielte Bluesballade. Die atmosphärische Gitarrenlinie hätte auch gut
Platz auf einem Gary Moore-Album gefunden. Ein unter die Haut gehender
Track. Dem folgt dann das von Larry Colton inspirierte „I Told You
That“. Der 2:45minütige Blues-Track wird bestimmt von der Rhythmus- und
Leadgitarre. Als
Abschluss hat Volpert dann noch das sechsminütige „Wuerzelblues“,
eine bluesige Hommage an seine Heimatstadt Würzburg, auf das Album
gepackt. Das Stück stammt aus einer Live-Session mit Thomas Gawlas am
Bass und Peter Wirth an den Drums und entstand im Jahr 2015. Eine tolle
Nummer, die wie eine Blues-Jamsession klingt und zunächst sehr langsam
beginnt, sich aber im weiteren Verlauf immer weiter steigert. „Six“
ist ein sehr abwechslungsreiches und starkes Instrumentalalbum des Würzburger
Bluesgitarristen Jochen Volpert. Auf den zehn Stücken, die bis auf den
letzten Track alle während des Corona-Lockdowns entstanden sind, zeigt
Volpert die ganze Bandbreite seines Könnens. Zwar liegt der Fokus auf
Blues, Volpert zeigt sich aber auch von seiner funkigen, jazzigen und
souligen Seite. Ein tolles Album, das für meinen Geschmack auch gerne
noch etwas länger hätte ausfallen dürfen. Für mich ist Jochen Volpert
aber schon die erste sehr positive Entdeckung des neuen Jahres. Stephan Schelle, Januar 2021 |
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