Joan Armatrading - Starlight

Joan Armatrading - Starlight
Hypertension / Soulfood (2012)
(10 Stücke, 39:57 Minuten Spielzeit)

Ein neues Kapitel ihrer Karriere schlägt Joan Armatrading mit „Starlight“ dem 18. Studioalbum, seit 1972, auf. War ihre Grammy-nominierte CD „Into The Blues“ (2007), mit der sie als erste britische Künstlerin auf Platz 1 der Billboard-Blues-Charts eingestiegen ist und sich in den deutschen Charts behauptete, ausschließlich dem Titelgebenden Genre gewidmet, so war ihr Folgealbum „This Charming Life“ (2010) dem Rock verschrieben und konnte sich ebenfalls in den Deutschen Charts platzieren. Armatrading, deren Name bislang für einen Mix der verschiedensten Musikrichtungen stand, widmet sich mit dem dritten Album ihrer Genre Trilogie dem Jazz. Dies allerdings getreu dem ureigensten Verständnis der Singer/Songwriterin, die mit Songs wie „Love And Affection“, „Show Some Emotion“, „Drop The Pilot“ und „Willow“ bekannt geworden ist.


Wer aber nun ein verkopftes Jazz-Album erwartet, der liegt schief, denn Joan kombiniert auf den zehn Stücken von „Starlight“ die jazzigen Elemente mit Essenzen anderer Musikrichtungen. Sie hat alle Stücke selbst komponiert, arrangier und, das mag besonders überraschen, selbst eingespielt. Dabei hat sie Gitarren, Bass, Keyboards und Schlagzeugprogrammierung im Alleingang bedient. Das sie selbst singt sollte da wohl selbstverständlich sein. Die Songs klingen nicht wie ein Ein-Frau-Projekt, sondern haben durch das filigrane Spiel und die Kombination der Instrumente einen ätherischen Bandcharakter.

Den Einstig in das Album bekommt man mit „Single Life“, das neben jazzigen Formen auch Funkfragmente zu bieten hat. Aber dieser Song ist schon sehr stark im Jazz verhaftet. „Close To Me“ klingt als würde Joan einen Titel in einer verrauchten Bar singen. Der eingängige Refrain hebt das Stück etwas an und macht es leicht zugänglich. Das klingt dann schon ein wenig nach Pop.

Klavier und Bass bestimmen zunächst das Geschehen von „Tell Me“. Joans Gesang steht der Musik entgegen, die disrhythmisch klingt. Die gesungene Melodie wird von scheinbar dagegen antretenden Instrumenten begleitet, beides funktioniert aber sehr gut miteinander. Funkige Gitarren eröffnen „Back On Track“, das recht kommerziell klingt. Der Song hat absolute Radioqualitäten. Die Jazznote bleibt bei diesem Stück eher im Hintergrund. Sehr gut gefallen mir hier auch die instrumentalen Teile in denen Joan sehr akzentuiert die Gitarre, Bass und Schlagzeug einsetzt.

Schlagzeug, Bass und Keyboards führen ein eigenwilliges Leben bei „I Want That Love“, auf dem Joan dann ihre Melodie singt. Das ist sehr spannend und steigert seine Faszination bei jedem Hörgang. Danach ist Zeit für eine Ballade, die mit „The Way I Think Of You“ dann auch kommt. Streckenweise nur an Akustikgitarre begleitet sich Joan dann in „Always On My Mind“, das trotz seines jazzigen Äußeren doch gut ins Ohr geht. Die anderen Instrumente werden dann auch sehr ideenreich eingesetzt. Bei dem Titelstück steht dann wieder ganz die Melodie im Vordergrund. Ein sehr schönes Stück, das den Charme eines Kinderliedes hat und es schafft unter die Haut zu gehen. In diesem Stück sind so viele Ideen verarbeitet, die für ein Dutzend Songs ausgereicht hätten. Nach zwei weiteren Stücken ist die CD dann auch schon beendet.

Joan Armatrading versteht es ihre Geschichten im Singer/Songwriter-Stil so vorzutragen, dass die musikalische Ausrichtung eigentlich egal ist. Sie ist die feste Komponente. Auch wenn die Stücke sehr jazzorientiert sind, so macht das Album doch Spaß. Ein wirklich gutes Album einer Vollblutmusikerin, die ihre Stücke nicht nur spielt sondern sie lebt.

Stephan Schelle, Mai 2012

   

CD-Kritiken-Menue