Jethro Tull – WarChild 40th Anniversary Theatre Edition
Chrysalis  / Warner Music Entertainment (2014)
(31 Stücke, 117:55 Minuten Spielzeit)

Für alle Jethro Tull Fans gibt es schon ein Fest vor dem Fest (Weihnachten), denn am 28.11.2014 erschien die 40th Anniversary Theatre Edition des 74’er Albums „WarChild“. Wie schon die Versionen von „Thick As A Brick“ und „A Passion Play“ so kommt auch diese Edition wieder in einem sehr schönen Buchformat mit zwei CDs und zwei DVDs heraus. Und das ganz Besondere daran ist auch noch der Preis, denn hier zeigt sich, dass man Fans bestens bedienen und den Preis trotz alledem günstig halten kann (es müssen nicht immer dreistellige Beträge sein, die man den Fans aus der Tasche zieht).

Und für sein Geld bekommt man wirklich wieder eine Menge geboten. Die CDs und DVDs sind in einem Buch, das ein 80seitiges Booklet enthält, verpackt. Viele rare Fotos, Texte und Informationen finden sich hier im Überfluss. So erhält man beispielsweise Infos zu jedem Song, kann sich die Aufnahme- und Tourdaten aus von 1973 – 1975 anschauen und erfährt einiges über Ian’s ambitioniertes Filmprojekt, das es nicht gegeben hat.

Zur Musik: Nach den beiden Konzeptalben „Thick As A Brick“ und „A Passion Play“ spielte die Band mit „WarChild“ wieder ein Album ein, bei dem sie sich auf kürzere Songs besann. Das Album „WarChild“ erschien im Oktober 1974, schaffte es auf Platz 2 der US-Charts und erreichte auch die TOP-15 im United Kingdom. Auf der Platte waren zahlreiche hervorragende Stücke enthalten wie zum Beispiel „Bungle In The Jungle“ und „Skating Away On The Thin Ice Of The New Day“, die beide auch als Single erschienen sind. Und mit dem Song „Queen And Country“ zeigten Ian & Co. schon auf, wohin der Weg zukünftige gehen sollte, denn das Stück hat einige Folkelemente aufzuweisen.

CD Nummer 1 enthält das Album im neuen Stereomix. Die zweite CD wartet dann mit 78 Minuten Bonusmaterial auf. Neben raren Songs, die nur auf „Best Of“-Alben, der „Ring Out, Solstice Bells“-EP oder der CD „Nightcap“ erschienen sind, finden sich auch zahlreiche bisher unveröffentlichte Stücke auf diesem zweiten Silberling. Vor allem die orchestrale Umsetzung von „WarChild“ ist besonders reizvoll. Dieses Material sollte ursprünglich als Soundtrack für den oben erwähnten Film dienen, der nie begonnen wurde.

Auf der ersten DVD findet sich dann der neue Mix in den Soundformaten Stereo, Dolby Digital, 5.1 Surround und DTS 5.1. Diese Mixe hat kein geringerer als der Soundmagier Steven Wilson gezaubert. Dabei hat er mehr als ganze Arbeit geleistet, denn die Platte erstrahlt im DTS 5.1-Format in ganz neuem Glanz. Startet man die Scheibe, so umhüllt den Hörer zu Beginn des Titelstückes eine Kriegsszenerie, die von allen Seiten auf ihn herabstürzt. Besser kann ein Hollywood-Film auch nicht klangtechnisch umgesetzt werden. Darüber hinaus sind in den einzelnen Songs wieder viele Instrumente zu hören, die erst in diesem Mix richtig zur Geltung kommen. Vom ersten bis zum letzten Ton ist diese Platte in der Surroundversion ein Hochgenuss. Aber auch der damalige Originalmix und die Version im quadrophonischen Gewand aus dem Jahr 1974 sind mit auf der DVD. Dazu gibt es noch die beiden Stücke „Glory Row“ und „March, The Mad Scientist“. Ein Promofilm zu „The Third Hoorah“, bei dem Liveaufnahmen aus 1974 zu sehen sind sowie ein Film mit einer Fotosession und einer Pressekonferenz in Montreux runden diese erste DVD ab.

Die zweite DVD enthält sich dann noch einmal die Stücke der BonusCD. Sechs davon finden sich im 74’er Originalmix wieder und die weiteren 15 wurden von Steven Wilson im 5.1-Mix überarbeitet.

Ich kann nur das Label und die Band zu dieser Form der Wiederveröffentlichung beglückwünschen. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt hier, denn der Fan bzw. Rockfreund bekommt eine Menge für sein Geld geboten.

„WarChild“ gehört zu den besten Alben der britischen Band und ist in dieser Edition für den Musikfreund unverzichtbar. Hohe Empfehlungsstufe für Klang und Artwork !!!!! Ich kann nur hoffen, dass auch die weiteren Alben in dieser Form erneut das Licht der Laser erblicken werden.

Stephan Schelle, November 2014