Jeremias Meinhard - V
 

Jeremias Meinhard - V
Stella Nueva / intergroove (2009)
(5 Stücke, 21:24 Minuten Spielzeit)

Jeremias Meinhard, mir bis dato völlig unbekannt, ist ein ungewöhnlicher Entertainer, schlüpft er doch für seine Veröffentlichungen immer wieder in verschiedene, teils schräge Rollen. Das zeigt sich auch auf dem Cover seiner neuesten EP, die den Titel „V“ trägt. Er selbst, bzw. sein Label bezeichnen das, was er da zusammen mit weiteren Musikern so treibt als „Die Freakshow der Herzen – Ein bizarr, grotesker Popzirkus“. Während er in der Vergangenheit bereits in die Rollen des „Söldners der Revolution des Geistes“ oder des „Aliens, das sich wie ein Gast auf der Welt fühlt“ schlüpfte, gibt er auf „V“ einen clownesken Entertainer.


Fünf Stücke hat Jeremias (Gesang, Akustik- und E-Gitarre) zusammen mit Daniel Davis (E-Gitarre), Cris Volt (Bass), Fine Nocturna (Keyboard, Piano, Synthesizer) und Adrian Galloway (Schlagzeug) eingespielt und auf dem Silberling vereint. Als weitere Gastmusiker agieren beim Stück „Vertigo“ der Attic Orphan Children’s Choir sowie Matthias Lindemayer an Trompete und Horn).

Die CD beginnt mit dem Stück „<This Is> The End“, was allerdings keine Ähnlichkeit mit dem Doors-Klassiker aufweist. Vom Sound meint man zunächst auf einem Jahrmarkt zu sein, doch schon nach wenigen Momenten übernimmt der Rock die Oberhand. Sehr wohltuend ist Jeremias Stimme, die in diesem Song eine Mischung aus deutschen und englischen Texten bietet. Der Song geht gut ins Ohr, das ist Deutschrock der modernen Art, vermischt mit schrägen Jahrmarktsounds, die aus dem Track etwas Besonderes machen.

Fast Hardrockmäßige Gitarren finden sich in der Midtemponummer „Chasing Demons“. War der Eröffnungstrack im Deutschrock verhaftet, so geht es hier durch den englischen Text in die internationale Rockecke. In „Vertigo“ vermischt Jeremias Rock, Klassik und Pop und würzt dies mit einem kindlichen Gesang, der an ein Kinderlied (mit etwas skurrilem, düsterem Anstrich) erinnert. Vor allem die sphärischen Momente entwickeln eine etwas unheimliche, morbide Atmosphäre. „Get Far“ bringt wieder deutsche und englische Texte und wirkt auf mich etwas verquer, in einem Stil, so wie ihn britische Bands Ende der 70’er / Anfang der 80’er gespielt haben. Aber der Sound ist modern und die Songs gehen dabei immer gut ins Ohr. Irgendwie werden viele Stile miteinander vermischt und daraus macht Jeremias wieder etwas gänzlich Neues. „Finally“ ist ein treibender Track. Er stellt eine Mischung aus Punk und NDW dar.

Das Mini-Album oder EP, ganz wie man will, ist in einem sechsseitigen Digipack verpackt und enthält ein 15seitiges Booklet (die Rückseite ist ins Digipack geklebt), das sehr stimmungsvoll im Artwok der Scheibe gehalten ist.

„V“ ist eine Scheibe, die irgendwo in der Schnittmenge von Rock, Pop, NDW, Punk, Deutschrock und weiteren Stilen liegt. Dabei geht Jeremias an einigen Stellen zwar etwas freakig zu Werke, stellt die Melodien aber immer in den Vordergrund. Mir gefällt dieses Minialbum sehr gut. Ich empfehle es mal anzutesten, das kann man beispielsweise über www.myspace.com/jeremiasmeinhard tun.

Stephan Schelle, Oktober 2009

   

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